28 - Im Lande des Mahdi II
Asl hatte mich gefangengenommen.“
„Gefang – – –“ das Wort blieb ihm im Mund stecken. „Effendi, scherzt du?“
„Nein.“
„Ich vermute dich in der westlichen Steppe, und du bist doch hier und schlägst dich mit Ibn Asl herum, den anzutreffen ich mir alle vergebliche Mühe gegeben habe!“
„Die Sache ist sehr einfach. Ich werde dir erzählen. Gebiete aber deinen Leuten, ruhig zu sein! Es ist für unsere Zwecke besser, wenn hier in Hegasi niemand erfährt, was hier geschieht und was wir beschließen werden, weil Ibn Asl hier Spione hat. Der hiesige Scheik el Beled zum Beispiel ist sein Verbündeter.“
„Kannst du das beweisen?“
„Ja. Er wußte es, daß Ibn Asl dir hier einen Hinterhalt legte; er ist ihm dabei sogar behilflich gewesen, denn er hat einem Sklavenjäger, welcher dir aufpassen sollte, ein Pferd zur Verfügung gestellt, damit deine Ankunft auf das schleunigste gemeldet werden könnte.“
„Das alles weißt du! Ich sterbe vor Begierde, deine Erzählung zu hören. Komme mit in die Kajüte. Diesen alten Steuermann der Sklavenhändler aber wollen wir binden und in das Gefängnis stecken.“
„Nein, Emir! Er ist ein guter und ehrlicher Mann, den ich deinem Wohlwollen empfehle. Ich werde dir auch das erklären. Laß ihn bei Ben Nil, seinem Enkel, und befiehl, daß man beiden zu essen und zu trinken gebe. Wir haben seit gestern nichts genossen.“
„So hast auch du Hunger? Komm, du sollst haben, was dein Herz begehrt!“
Als ich noch dafür gesorgt hatte, daß alle Lichter außer der Mastlaterne ausgelöscht wurden, gingen wir in seine prächtig eingerichtete Kajüte. Aziz, sein Liebling, bediente uns dort. Es wurde aufgetragen, was die Vorräte zu bieten vermochte. Auch einige Flaschen Wein waren dabei, denn der Emir hatte sich von dem Verbot des Rebensaftes emanzipiert. Während des Essens erzählte ich, und es läßt sich denken, daß der Emir Effendina mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zuhörte. Er konnte nicht sitzen bleiben, lief erregt hin und her und unterbrach meinen Bericht oft durch die kräftigsten Ausrufworte. Ich hatte keine Zeit, so ausführlich zu sein, wie ich es eigentlich gern gewesen wäre. Meine Erzählung hatte nicht mehr als fünf Minuten in Anspruch genommen. Als ich geendet hatte, wollte er ausführlichere Details erfahren; ich aber sagte:
„Nicht jetzt. Die Zeit ist kostbar. Wir, du ich und Ben Nil, müssen fort, noch ehe es Tag geworden ist.“
„Wohin?“
„Wir steigen in das Boot, auf welchem ich gekommen bin, und fahren eine Strecke den Fluß hinauf. Da werde ich dir alles sagen. Ich habe einen Plan, zu dessen Ausführung es gehört, daß du sofort mit mir gehst. Eigentlich sollten wir niemand mitnehmen; aber da ich und Ben Nil zu ermüdet sind und ich auch von dir nicht verlangen kann, zu rudern, so mögen uns zwei deiner Matrosen begleiten.“
„Nun gut! Du bist außerordentlich geheimnisvoll; da ich aber weiß, daß du nichts ohne gute Gründe tust, so will ich mit dir gehen. Wärst du es nicht, der mich dazu auffordert, so würde ich es nicht tun, sondern glauben, daß man mich auf dieselbe Weise Ibn Asl in die Hände spielen wollte.“
„Vertausche deine glänzende Uniform, wenigstens den Waffenrock, mit einem einfacheren Kleidungsstück. Je weniger man dich bei deiner Rückkehr bemerkt, desto leichter wird unser Plan gelingen.“
Er zog den Rock aus und an dessen Stelle einen dunkeln Burnus an; ich steckte für mich und Ben Nil einige Mundvorräte ein, welche ich vom Tisch nahm. Dann brachen wir auf.
Im Osten zeigte sich das erste, fahle Morgenlicht, als wir mit unserem Boot von dem ‚Falken‘ abstießen. Zwei Matrosen ruderten. Ich saß neben Ben Nil, der Emir uns gegenüber. Es war leicht erklärlich, daß er sich in einer außerordentlichen Spannung befand. Ich ließ ihn nicht lange warten, sondern lieferte ihm, während wir am linken Nilufer langsam aufwärts glitten, den gewünschten ausführlichen Bericht. Jetzt konnte ich ohne Schaden für meinen Plan alle seine Fragen beantworten, und deren waren so viele und eingehende, daß, als er sich endlich befriedigt fühlte, wir an die Stelle gekommen waren, an welcher die ‚Eidechse‘ gehalten hatte. Dort legten wir an, stiegen aus und setzten uns unter einem Baum nieder. Den beiden Matrosen befahl ich, nun zu Land nach Hegasi zurückzukehren und sich dabei möglichst wenig sehen zu lassen. Sie gingen; der Raïs Effendina aber fragte erstaunt:
„Du wirst immer
Weitere Kostenlose Bücher