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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich wußte, daß man sonst auf uns geschossen hätte. Darum steuerten wir auf das Fahrzeug zu.
    „An Backbord anlegen“, gebot die Wache, „und ruhig halten bleiben!“
    Wir gehorchten diesem Befehl. Droben wurde es lebendig, und nach sehr kurzer Zeit wurde herabgefragt:
    „Wem gehört das Boot?“
    Ich erkannte die Stimme des Raïs Effendina. Damit er mich nicht an der meinigen erkennen sollte, sagte ich Ben Nil die Antwort vor, welche er an meiner Stelle gab:
    „Der ‚Eidechse‘.“
    Als er die Antwort hörte, rief er in erregtem Ton:
    „Steigt herauf, sofort herauf!“
    Er hatte natürlich erfahren, daß das Schiff, welches kurz vor seiner Ankunft die Dschesireh Hassanieh verlassen hatte, die ‚Eidechse‘ gewesen war, und glaubte nun Aufschluß über dasselbe zu erhalten. Es waren eben mehrere Laternen angebrannt worden. Scherzhafterweise forderte ich den alten Steuermann auf, als der erste die Strickleiter, welche man herabgeworfen hatte, hinaufzusteigen.
    Er gehorchte, ohne meine Absicht zu durchschauen. Als er oben ankam, hörte ich den Raïs Effendina rufen:
    „Das ist der erste. Doch halt, dieses Gesicht müßte ich kennen! Wer ist denn das? Höre, Patron, wo haben wir uns denn schon gesehen?“
    Abu en Nil war über diesen Empfang so erschrocken, daß er vergaß, eine Antwort zu geben.
    „Wenn ich mich nicht irre, so ist dein Name Abu en Nil. Gestehe es sofort!“
    „Ja, Effendi, ja!“ gab der Steuermann angstvoll zu.
    „War es nicht in Gizeh, wo wir uns sahen?“
    „In Gizeh, ja, Effendi.“
    „Nenne mich Emir! Du weißt von damals her recht gut, daß ich so genannt werde! Wenn ich mich nicht irre, so bist du der Steuermann der Dahabiëh es Semek, welche ich damals konfiszierte?“
    „Ich bin es.“
    „Ich nahm euch alle gefangen. Du aber entkamst mir wieder. Willkommen heute und hier! Ich freue mich, das damals Versäumte nachholen zu können. Bindet den Kerl, und schließt ihn in die Gefängniskoje.“
    „Nein, nein, Emir, nicht binden!“ rief der Alte. „Ich bin ja nicht dein Feind; ich bin freiwillig gekommen!“
    „Freiwillig? Und doch hat euch meine Wache mit Schießen drohen müssen? Das ist eine Lüge. Wo ist dein Schiff, die ‚Eidechse‘?“
    „Im Maijeh es Saratin.“
    „Den kenne ich nicht. Was macht sie dort?“
    „Sie hat sich dort vor dir versteckt.“
    „Also hat sie ein böses Gewissen! Was wollte sie an der Dschesireh Hassanieh?“
    „Dich fangen.“
    „Mich – fangen –?“ rief er aus. „Beim Scheïtan, du bist aufrichtig, im höchsten Grad aufrichtig! Wer ist der Raïs dieser ‚Eidechse‘, die mich fangen will?“
    „Sie hat keinen Raïs, denn ihr Herr, Ibn Asl, kommandiert sie selber.“
    Dieser Name, so kurz er war, brachte eine bedeutende Wirkung hervor.
    „Ibn Asl, Ibn Asl!“ klang es laut von allen Lippen, und auch der Raïs Effendina gab seinem Erstaunen Ausdruck.
    „Höre ich recht? Ibn Asl sagst du? Der berüchtigte Sklavenräuber befindet sich also auf der Eidechse? So geht mir jetzt ein Licht auf. Dieser Hundesohn hat mir eine Falle legen wollen. Ist es so? Gestehe es augenblicklich!“
    „Ja, Emir, du hast es erraten. Du solltest samt deinem Schiff mit Petroleum verbrannt werden.“
    „Allah kerihm – Gott ist gnädig! Er gab mir den Gedanken des Mißtrauens ein. Wie gut, wie gut, daß ich den Landweg einschlug! Darum also die Fässer! Ich werde augenblicklich aufbrechen, und du sollst mich nach dem Maijeh es Saratin führen! Mich verbrennen, mich und mein Schiff, also alle meine Leute! Als Vorgeschmack dessen, was dich erwartet, werde ich dir jetzt einstweilen die Bastonade geben lassen. Binde ihm die Füße zusammen, Aziz, und gib ihm zwanzig Hiebe auf die Sohle!“
    Aziz war sein Liebling, der junge Mann, welcher stets die Nilpferdhautpeitsche bei sich trug, immer bereit, die von seinen Herrn befohlenen Exekutionen zu vollführen. Er hob erschrocken beide Hände auf und schrie:
    „Nicht die Bastonade, nicht schlagen, Emir, ich bin ja ganz und gar unschuldig!“
    Jetzt eilte Ben Nil, sein Enkel, die Strickleiter hinauf, zu dem Emir hin und sagte:
    „Du darfst ihn nicht schlagen lassen! Er ist mein Großvater und hat dir keine Lüge gesagt.“
    „Was, du hier, Ben Nil? Wie kommst du hierher und in die Gesellschaft eines Steuermannes der Sklavenjäger?“
    „Das ist er nie gewesen. Einen Sklavenhändler hat er auf kurze Zeit gesteuert, aber keinen Sklavenjäger. Mein Effendi wird dir ganz dasselbe sagen.“
    „Wo ist er denn,

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