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283 - Der Zorn der Königin

283 - Der Zorn der Königin

Titel: 283 - Der Zorn der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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sich die Seele aus dem Leib. Als es vorbei war, als sie endlich Luft bekam und Tränen und Dreck aus den Augen gewischt hatte, sah sie - das Meer. Dann schwanden ihr die Sinne.
    Ein stechender Schmerz an der Schläfe brachte Victoria Windsor wieder zu Bewusstsein. Er fühlte sich an, als würde ihr jemand einen Nagel in den Kopf treiben. Merkwürdige Geräusche drangen an ihr Ohr. Etwas wischte über ihr Gesicht. Etwas saß auf ihrer Schulter. Etwas hackte in ihre Stirn. Panisch schlug sie danach. Ein wütendes Krächzen ertönte. Sie riss die Augen auf. Sandreste trübten den Blick. Nur schemenhaft erkannte sie die Umrisse ihres Peinigers: ein großer Vogel.
    Er ließ sich nicht vertreiben. Schreiend hackte er jetzt nach ihren Händen. Schließlich bekam sie seinen Hals zu packen. Sie drückte zu. Solange, bis das Krächzen verstummte und der Körper keinen Widerstand mehr leistete. Angeekelt warf sie ihn von sich und setzte sich auf.
    Was war geschehen? Wie kam sie hierher? Sie sah sich um. Felsen, Wasser und Sand. Ein einfaches Holzkreuz. Und die grausige Kuhle, in der sie beinahe erstickt wäre. Jemand hatte sie begraben. Wer? Und warum?
    Der Versuch, sich zu erinnern, verursachte mehr Schmerzen in ihrem Kopf als die Wunde an der Stirn, die der Seevogel ihr zugefügt hatte. Blut rann ihr die Wange herunter. Auf allen vieren kroch sie zum Wasser. Benetzte ihr Gesicht, die Stirn, den Hals. Höllisch brannte das Salzwasser auf den Lippen und in der Wunde. Dennoch robbte sie weiter über den sandigen Untergrund ins Meer hinein, bis die kühlen Fluten sie bedeckten.
    Bei allen Heiligen vor Christopher-Floyd, tut das gut!
    Während sie spürte, wie das Blut durch jede Faser ihres kraftlosen Leibes strömte, überlegte sie, von wem dieser Ausspruch stammte. Und als sie sich die letzten Reste Sand aus Ohren, Nase und Haaren wusch, erinnerte sie sich an Sir Ibrahim Fahka. Der schwarzhäutige Octavian der Ingenieurkaste Londons pflegte einst diesen Satz zu sagen.
    Mit der Erinnerung an ihn tauchten all die anderen Namen und Gesichter der Technos von London auf: Sir Leonard Gabriel, Sarah Kucholsky und Eve Neuf-Deville. Auch der tote Jefferson Winter fiel ihr ein und Cinderella Loomer. Lebte die EWAT-Pilotin noch?
    Einst war Lady Victoria Windsor ihre Königin gewesen. War mit ihnen nach Guernsey geflohen. Mit ihnen und anderen, deren Namen und Gesichter nur schemenhaft in ihre Gedanken finden wollten. Hatten sie sich nicht »Demokraten« genannt? Damals, als sie in einem Zweimaster die Insel erreichten… wann war das gewesen? Egal! Die Demokraten hatten sie und die anderen ausgesetzt und waren nach London zurückgekehrt. Und auf der Insel begann die Schreckensherrschaft Sir Leonards, der sich mit den Nosfera verbündete. [1]
    Victoria und der Rest der Technos hatten ihm und seiner unheimlichen Freundin Breedy Widerstand geleistet… doch was geschah dann? Wie ging die Sache aus? Und befand sie sich immer noch auf der Kanalinsel Guernsey?
    So sehr Victoria sich auch bemühte, die Erinnerung wollte sich noch nicht einstellen. Fast so, als weigerte sich etwas in ihr, an diese Zeit zurückzudenken. War sie krank gewesen?
    Erschöpft stieg Victoria aus dem Wasser und setzte sich an den Strand. Beobachtete den Schwarm mutierter Möwen über ihrem Kopf und den prächtigen Sonnenuntergang am Horizont. Der laue Wind strich über ihre Haut. Es roch nach Salz und Lavendel.
    Selbst wenn ich krank war… jetzt fühle ich mich gesund. Ich lebe !
    Plötzlich erfüllte sie ein Gefühl von Glückseligkeit. So, als ob sie eine längst verloren gegangene, wundervolle Idee wiedergefunden hätte. Sie lebte… und sie hatte ein Ziel, das größer und wichtiger war als sie und all das, was einst geschehen war. Der Geschichte von Lady Victoria Windsor würde ein neues Kapitel hinzugefügt werden.
    Doch während sie dem glühenden Spektakel am Himmel zusah, drängten sich mit einemmal düstere Bilder eines anderen Kapitels in ihre hoffnungsvollen Gedanken. Darin sah sie eine brennende Stadt. London! Rauch stieg aus den Zugängen des Bunkers. Schreiende Menschen irrten durch Ruinentrümmer. Überall Blut. So viel Blut.
    Dann sah sie sich selbst. Nackt lag sie auf kalten Steinfliesen. Männer mit bärtigen Gesichtern und glasigen Augen starrten auf sie herab. Barbaren. Lords! Sie brüllten, spukten auf sie, griffen mit groben Händen nach ihr… und dann…
    Für einen Augenblick wurde Victoria speiübel. Gänsehaut überzog ihren Körper und sie

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