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287 - Meister der Lüge

287 - Meister der Lüge

Titel: 287 - Meister der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Woher hast du es, Conoor?«
    »Erzähl ich dir gleich«, erwiderte der Soldscher und sah sie seltsam an. »Was ich aber nicht versteh, Nimuee: Wie kannst du sagen, dass der Fetzen von den Betrügern aus Raukie echt sein kann? Hättest du doch sehen müssen.«
    Nimuee wand sich unbehaglich. Als sie durch Britana gezogen war, um das Andenken an Arfaar aufrecht zu erhalten und überall Kultstätten zu gründen, war ihr manchmal jedes Mittel recht gewesen. Auch falsche Reliquien, denn um den Glauben und das Andenken an Arfaar zu festigen und zu erhalten, brauchte es manchmal etwas Handfestes, das die Menschen sehen und anfassen konnten. Das war oft besser als jede mythisch verbrämte Heldengeschichte. So war es zu allen Zeiten gewesen und so würde es immer sein…
    »Nun, es muss der Schmerz um meinen geliebten Sohn Arfaar gewesen sein, der damals meinen Blick getrübt hat«, antwortete sie stattdessen.
    Conoor nickte. »War bei mir ja auch nicht anders, sag ich. Aber dann musst du jetzt nach Raukie gehen und denen sagen, dass sie einen falschen Fetzen Stoff haben, den sie den Arfaar-Jünger nicht vorsetzen dürfen, Nimuee. Wir wollen in Kaikie das echte Mantelstück ausstellen und so die Arfaarer zu uns ziehen. Willst du das tun?«
    »Wir sind doch alle Brüder und Schwestern in Arfaar«, erwiderte Nimuee lahm. »Die in Raukie sind deswegen doch keine Betrüger.«
    »Sind sie doch!«
    Nimuees Unbehagen wuchs. Wie sollte sie diese verzwickte Situation lösen, um beiden Seiten gerecht zu werden und selbst nicht das Gesicht zu verlieren?
    »Ich werde darüber nachdenken und euch zu gegebener Zeit verkünden, was wir machen, meine lieben Brüder in Arfaar«, sagte sie mit fester Stimme, die keinen Widerspruch mehr zuließ, und gab Conoor das Stoff stück zurück. »Doch nun erzähle mir von Salbuur, mein lieber Bruder Conoor.«
    Der schien mit dem Zwischenergebnis nicht ganz zufrieden zu sein, fügte sich aber. Der Heiligen Mutter widersprach man nicht.
    Conoor erzählte, dass er sich König Arfaar in Wales angeschlossen hatte. Er war von der Ausstrahlung des jugendlichen Königs, der noch keine sechzehn Winter erlebt hatte, sofort beeindruckt gewesen. Und so war er mit ihm und seinem Heer gezogen, um ganz Britana unter Arfaars gütiger Herrschaft zu einigen. Bei Salbuur waren sie auf die dortigen Technos gestoßen, hatten einen großen Sieg errungen, und danach war Arfaar heimtückisch erschossen worden.
    »Ich bin bei der Schlacht verwundet worden, die scheiß Technos haben mir 'n Stück vom Bein weggeschossen«, erzählte Conoor weiter. »Bin lange auf 'nem Hügel gelegen, konnte mich nicht mehr bewegen. Aber ich war wieder dabei, als sich nach dem Tod vom Arfaar die verschiedenen Stämme untereinander die Köpfe eingeschlagen ham. Ich war bei denen, die ganz nah am toten Arfaar waren, und ich hab seinen Mantel an mich genommen. Später ham wir ihn dann geteilt, meine Kameraden und ich. So war's, ich schwör's. Und ich schwör, dass ich auch den Jed, der wo heute dein Lebensgefährte und der König hier ist, vor dem Tod beschützt hab, weil ihn einer abmurksen wollte.«
    Nimuee nickte versonnen. Tatsächlich hatte es nach Arfaars Tod Machtkämpfe mit vielen hundert Toten gegeben. Sie selbst war nach seiner Ermordung haltlos über ihrem Sohn zusammengesunken. Als sie aus einer Ohnmacht erwacht war, waren sowohl der weiße Umhang mit dem roten Kreuz als auch der goldfarbene Brustharnisch verschwunden gewesen.
    Rulfan, dem Mörder Arfaars, hatte sie längst verziehen. Sie wusste inzwischen, dass er aus der Notwendigkeit heraus gehandelt hatte, die Allianz gegen die Daa'muren nicht zu gefährden. [2] Ein weiterer Machtfaktor in Britana hätte das Bündnis entscheidend geschwächt. Außerdem hatte der Albino entscheidend dazu beigetragen, Jed zu heilen, das rechnete sie dem Albino hoch an. Der ehemalige Techno-Linguist hatte an einer schweren psychischen Krankheit gelitten.
    Arfaar hatte ein friedliches Zusammenleben aller gewollt. In diesem Sinne behandelte sie nun auch Rulfan.
    Nimuee verabschiedete die beiden Arfaarer noch einmal mit dem Versprechen, eine Lösung für das Reliquienproblem zu finden. Danach sattelte sie ihr Horsay und ritt stundenlang durch die Landschaft. Die Begegnung mit Conoor hatte die alten Geschichten um Arfaar wieder hochgespült und sie zutiefst aufgewühlt.
    ***
    Mitte Oktober 2526, Canduly Castle
    Seit sechs Tagen trieb sich Alastar nun schon in den Wäldern um Canduly Castle herum. Mit

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