287 - Meister der Lüge
ihr.
Tatsächlich dauerte es keine zehn Minuten, bis der Celtic wieder auftauchte. »Los, mitkommen, Nimuee will euch sehen. Die Waffen müsst ihr aber draußen lassen. Ist Vorschrift.« Dabei musterte er vor allem Conoor.
Die beiden Männer wurden gründlich abgetastet und entwaffnet. Der Celtic ging ihnen in den riesigen Burghof voraus. Jeef war bereits zum dritten Mal hier und kannte das geschäftige Treiben. Conoor hingegen sah sich staunend um. Vor allem die motorradähnlichen Gefährte, die an einer Mauer in Reih und Glied standen, zogen seine Blicke fast magisch an.
Nimuee trug ein langes buntes Kleid. Sie empfing die beiden Männer in einem riesigen, hellblau tapezierten Zimmer mit großen Fenstern, die eine wunderbare Aussicht auf die umgebende Landschaft gewährten.
Die kleine schmale Frau mit den langen schwarzen Haaren, die im Kontrast zu ihrer bleichen Hautfarbe standen, schenkte ihnen ein fast seliges Lächeln. Ihre leuchtend grünen Augen strahlten, als sie Jeef die ausgebreiteten Arme entgegen streckte. »Jeef, mein lieber Bruder in Arfaar, du brauchst doch nicht vor mir zu knien. Und dein Freund auch nicht. Steht bitte auf.«
»Heilige Mutter Arfaars«, flüsterte Conoor und hob den Kopf nur leicht an. »Du bist es tatsächlich. Ich erkenne dich. In Salbuur, wo unser heiliger Arfaar abgemurkst worden ist, hab ich dich das letzte Mal gesehen.«
Nimuee sah ihn erstaunt an. »Du warst in Salbuur dabei? Wie heißt du?«
»Ich bin der Conoor, Heilige Mutter.«
»Sag einfach Nimuee zu mir, mein Freund in Arfaar. Und nun hoch mit euch.« Sie bat sie, in einer gemütlichen Sitzecke Platz zu nehmen, und ließ gebratenes Fleisch und Biir servieren. Die Männer langten kräftig zu.
»Mein lieber Bruder Conoor, du musst mir unbedingt deine Geschichte erzählen, die dich zu Arfaar und nach Salbuur geführt hat. Zuerst aber frage ich euch: Was führt euch zu mir, meine Freunde?«
»Weißt du, Nimuee«, begann Jeef, während er noch mit vollem Mund kaute und das Fett ihm aus den Mundwinkeln lief. »Der Conoor, mein Freund hier, der hat den Arfaar auch nie vergessen und verehrt ihn, und er möchte sein Leben künftig in den Dienst vom Arfaar stellen. Er will Priester werden wie ich und mich in Kaikie unterstützen. Und da haben wir gedacht, dass du den Conoor vielleicht persönlich zum Arfaar-Priester weihen kannst.«
Nimuee strahlte. »Aber natürlich. Das mach ich doch gerne. Ich freue mich über jeden, der sein Leben unserem guten Arfaar widmen will. Aber Conoor muss natürlich erst einmal in die Arfaar-Schule gehen und die zeremoniellen Dinge und alles andere lernen. Vorher kann ich auch ihn nicht weihen, selbst wenn er in Salbuur dabei war.«
»Wissen wir«, gab Jeef grinsend zurück, während Conoor seine Blicke kaum von Nimuee lassen konnte. »Ich hab den Conoor auch schon 'n paar Wochen unterrichtet, damit er nicht ganz so grün hinter den Ohren ist, wenn wir zu dir kommen.«
»Daran hast du gut getan, Jeef«, lobte Nimuee. »Ich wäre dir dankbar, wenn du unseren Bruder Conoor auch weiterhin unterrichten würdest, denn ich habe momentan wenig Zeit. Der König und ich reisen bald nach Canduly Castle. Rulfan baut dort ein Luftschiff, wisst ihr?«
»Ist doch kein Problem.« Jeef nickte eifrig. »Wenn der Conoor zur Prüfung bereit ist, dann holen wir dich und du kannst ihn in Kaikie zum Priester weihen.«
»So machen wir das.«
»Gut.« Jeef schaute plötzlich verlegen drein.
Nimuee bemerkte es. »Hast du noch einen Wunsch, Bruder? Sag gerade heraus, was dich bewegt.«
»Nun ja, Heili… Nimuee, da war schon noch was. Weißt du, du hast doch die Reliquie von denen aus Raukie als echt anerkannt, die behaupten, dass sie ein Stück von Arfaars Mantel ham, als er gen Himmel aufgefahren ist. Aber das kann nicht stimmen, denn der Conoor hat auch ein Stück von dem Mantel und die Farbe ist ganz anders als bei denen aus Raukie.«
Nimuee sah Conoor erstaunt an. »Du hast tatsächlich ein Stück von Arfaars Mantel? Darf ich das mal sehen?«
Conoor nickte. »Aber natürlich.« Er holte das Stück blutbeschmierten Stoff aus einer Tasche und reichte es Nimuee. Die nahm es vorsichtig entgegen und starrte es an. Sie schluckte ein paar Mal schwer, während ihre Lippen unhörbare Worte formten. Für einen Moment war sie ganz weit weg.
Plötzlich schimmerte es feucht in ihren Augen. »Ja«, flüsterte sie und schämte sich ihrer Tränen nicht. »Das ist tatsächlich ein Stück von Arfaars letztem Mantel.
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