2889 - Schüsse aus dem Nichts
Frontage Road. Doch Ann Swift war offenbar nicht zu Hause. Immerhin öffnete die Nachbarin in dem Apartment links neben ihr.
»Ann habe ich schon länger nicht mehr gesehen«, erzählte die junge Latina, nachdem wir ihr unsere FBI-Ausweise gezeigt hatten. »Sie bleibt manchmal tage- und nächtelang fort. Ich weiß auch gar nicht, womit sie ihre Dollars verdient. Mit der Lady ist nicht gut Kirschen essen, ich habe ein wenig Angst vor ihr.«
»Warum?«, hakte ich nach. »Gab es Vorfälle, die Sie beunruhigt haben?«
»Das nicht, Agent. Aber diese Ann Swift wirkt irgendwie gefährlich auf mich. Es gibt Leute, um die man instinktiv einen großen Bogen macht. Kennen Sie das nicht auch? Und Ann gehört auf jeden Fall zu diesen Menschen.«
Ich verstand, was die junge Latina sagen wollte. Immerhin bekamen wir von der Nachbarin noch die Aussage, dass Ann Swift gelegentlich Herrenbesuch bekommen hatte.
»Von diesem Gentleman?«, fragte ich und zeigte ein Foto von Jerome Feathers, das ich mir von einer Sportseite im Internet heruntergeladen hatte.
Die Latina schüttelte den Kopf. Falls sie uns nicht anlog, dann hatte Ann Swift noch andere Verehrer gehabt. Aber die Zeugin konnte keinen dieser Männer näher beschreiben. Immerhin war sie sicher, dass mindestens einer von ihnen ein großer Schwarzer gewesen war. Und Jerome Feathers war weiß.
Rose Kerman gab der Nachbarin ihre Visitenkarte für den Fall, dass die Frau sich noch an weitere Einzelheiten erinnerte.
Wir fuhren gemeinsam mit den New-Jersey-Agents zurück zum Field Office und besprachen die Lage.
»Im ersten Moment dachte ich, MC Dooley könnte ein weiterer Liebhaber von Ann Swift sein«, meinte Phil. »Aber die Zeugin hat betont, dass der Unbekannte richtig groß gewesen sei. Und MC Dooley ist ja eher ein abgebrochener Riese.«
»Ich schlage vor, dass ihr euch weiterhin mit dem Boxer beschäftigt, Rose und Mike«, sagte ich. »Phil und ich durchleuchten das Umfeld von MC Dooley. Außerdem sollten wir Ann Swift zur Fahndung ausschreiben. Es ist doch höchst verdächtig, dass sie direkt nach den Schüssen untergetaucht ist. Möglicherweise schwebt sie immer noch in Lebensgefahr. Aber um sie schützen zu können, müssen wir sie finden.«
Damit waren auch Rose Kerman und Mike Fitzgerald einverstanden. Phil und ich kehrten nach New York zurück. Wir hatten bisher kein Foto von der geheimnisvollen Ann Swift. Doch wir durchforsteten das Internet nach Aufnahmen von Jerome Feathers. Bald fanden wir ein Paparazzi-Bild, das den Boxer in trauter Umarmung mit einer blonden Schönheit zeigte. Laut Bildunterschrift hieß die Frau Ann Swift. Phil blickte mir über die Schulter.
»Findest du nicht auch, dass es eine Typähnlichkeit zwischen der toten Kea Swanson und Ann Swift gibt, Jerry? Vielleicht hat es der Killer aus irgendwelchen Gründen auf Frauen abgesehen, die sich mit Stars einlassen.«
Ich nickte.
»Ja, auch diese Möglichkeit besteht. Aber lass uns erst mit MC Dooley reden. Noch können wir nicht ausschließen, dass der Anschlag ihm galt.«
»Ganz meine Meinung.«
Mit Hilfe des Fotos leitete ich die Fahndung nach Ann Swift ein. Unser nächstes Ziel war das Tonstudio, in dem MC Dooley an seinen neuesten Rap-Stücken arbeitete. Ein bulliger Security-Mann ließ uns ohne Weiteres herein, als er unsere FBI-Ausweise erblickte. Doch im Inneren des Gebäudes waren eindeutige Kampfgeräusche zu hören. Wir beschleunigten unsere Schritte.
»Verflucht, was ist denn hier los?«, rief Phil.
Im nächsten Moment musste mein Freund sich ducken, um nicht von einem schweren Glas-Aschenbecher am Kopf getroffen zu werden.
***
Phil und ich platzten in eine Art Vorraum, dessen Wände mit Bandplakaten und großen Fotos von Musikern geschmückt waren. Doch das interessierte uns nicht, denn hier war gerade eine wüste Schlägerei im Gang. Gewiss hatte niemand gezielt nach Phil geworfen, aber das war mir egal. Mein Partner und ich wollten dem Spuk schnell ein Ende machen.
»FBI!«, rief ich deutlich vernehmbar. »Sofort auseinander!«
Aber die Kerle hörten nicht auf mich. Es waren ausnahmslos junge Burschen mit weiten Rapper-Klamotten, Tattoos und Goldketten. Wild fluchend droschen sie aufeinander ein. Und als sie Phil und mich erblickten, wandten sie sich plötzlich gegen uns.
»Verfluchte Feds«, knurrte ein kahlgeschorener Schlägertyp und ließ seine Faust in meine Richtung fliegen. Doch der Knabe war zu langsam. Ich wich ihm aus und rammte meinen Ellenbogen in seine
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