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289 - Circus des Schreckens

289 - Circus des Schreckens

Titel: 289 - Circus des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Paradigi
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bildete jetzt nur mehr eine zerklüftete Salzkruste aus Sand und Stein. Tiere oder gar Menschen waren meilenweit nicht zu sehen.
    »Wir sollten uns weiterhin so weit nördlich wie möglich halten, sobald wir die türkische Grenze zum Iran erreichen«, sagte Matt und blickte über die Schulter zu Rulfan, der am Ruder seines Luftschiffs stand und diese Tätigkeit sichtlich genoss. »Dort ist die Aussicht auf Trinkwasser deutlich größer, als wenn wir es im Direktflug über die Wüste versuchen.«
    »Wir haben schon viel zu viel Zeit vertrödelt«, erhob Alastar Einspruch. Er hatte auf der gegenüberliegenden Seite der Gondel im größtmöglichen Abstand zu Aruula gesessen und über der Karte gebrütet, als könnte er mit bloßer Konzentration das Luftschiff vorwärts treiben. Jetzt sah er Matt direkt an.
    »Es bringt nichts, Zeit zu sparen, wenn dabei die Sicherheit aufs Spiel gesetzt wird«, entgegnete der ruhig aber bestimmt. »Über der Wüste gibt es tückische Fallwinde und kaum Orientierungspunkte. Ich spreche aus Erfahrung, ich bin Pilot.«
    »Aber es geht um das Schicksal der Menschheit«, konterte Alastar mit Pathos in der Stimme, während er eine Hand mahnend gen Himmel hob. »Je länger wir die lebenden Steine gewähren lassen, desto mehr Opfer wird es geben. Dem müssen wir Einhalt gebieten.«
    »An dir ist ein Rev'rend verloren gegangen«, scherzte Rulfan und wischte sich die weißen Haare aus der Stirn. »Aber uns musst du nichts vorbeten. Wir haben uns gemeinsam auf diese Sache eingelassen, also entscheiden wir auch gemeinsam. - Wer ist für den sicheren Weg?«
    Er selbst hob die Hand, Xij tat es ihm gleich, während Aruula nur düster starrend nickte.
    »Na also.« Der Albino grinste vergnügt und drehte am Regulator der Grätzel-Zellen, als vorne durch die Panoramascheibe eine gelblich braune Hügelkette in Sicht kam. Die Solarpaneele heizten den Wasserstoff weiter auf und der Zeppelin begann sacht zu steigen.
    »Hinter den Bergen liegt die Grenze«, sagte Matt, ohne weiter auf den Einwand des Chefexekutors einzugehen. Er wollte keinen Streit auf so engem Raum. Auch wenn in Alastars Worten wie immer eine Provokation mitschwang, die ihn an eine bissige Spinne erinnerte, die mit ihrem langen borstigen Bein wieder und wieder auf einen Faden ihres fein gewobenen Netzes tippte, um Beute anzulocken.
    Die Minuten vergingen. Die Hügelkette kam näher.
    »Verdammte Kälte«, knurrte Xij plötzlich und löste mit dieser Bemerkung ein Stirnrunzeln bei Matt aus.
    »Bist du krank?«, fragte Aruula, die ebenfalls ihren Blick von Alastar losgerissen hatte.
    Xij saß wie in Trance da, den Blick starr ins Nichts gerichtet. Nur das schnelle Auf und Ab der Lider zeugte davon, dass ihr Geist wach, aber offenbar wieder in einem ihrer Tagträume gefangen war. In einem wenig angenehmen, wie es schien. Auf ihren Armen bildete sich Gänsehaut und ihr Körper zitterte leicht, als würde sie tatsächlich frieren, obwohl die Luft draußen vor Hitze flimmerte.
    ***
    Auf der Lichtung
    Du siehst dem grauen Lupa in die Augen und fühlst keine Angst. Und für einen Moment irritiert es dich. Dieses Ziehen in der Brust, diese unsichtbare Schlinge um die Kehle. Bis du erkennst, dass es Heimweh ist, das dir die Kehle zuschnürt und die Brust eng werden lässt.
    Und im nächsten Moment spürst du nicht nur dein Herz schlagen, sondern auch das des mutierten Wolfes - wild und voller sprühender Lebensenergie bebt es. Du siehst ihn an und siehst so viel mehr, als ein Auge sehen kann. Er hat die Lefzen zurückgezogen, saugt die Luft durch die doppelten Zahnreihen ein. Hechelt. Das zottige Fell im Nacken aufgestellt, die Nase witternd erhoben…
    ... und dann bist du es selbst, die hechelt. Nicht als Wolf und doch in ihren Reihen. Urverbunden. Nackt und auf allen vieren jagst du mit deiner Familie durch die Bergwälder. Die Schwächste bist du unter ihnen. Die Verletzlichste. Kaum fähig, das rohe Fleisch aus der Beute zu reißen, was man dir übrig lässt. Und doch kannst du ihn spüren, diesen unbändigen Überlebenswillen. Und das Rudel ist bei dir, hilft dir auf seine Art.
    Sie haben dich aufgenommen und Gnade gezeigt, als die Menschen dich so kurz erst auf der Welt verlassen haben. Das Findelkind, das jahrelang hilflos wie ein Welpe unter ihnen lebte. Das Kuckuckskind, das die meiste Zeit selbst schon dachte, es sei ein Wolf. Doch je älter du wurdest, umso mehr erwachte dein Verstand und machte sich nützlich. Du lerntest deine Kräfte

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