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2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel

Titel: 2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel Kostenlos Bücher Online Lesen
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größer als ich und so muskulös, wie man es gemeinhin von Bodybuildern kennt. Hätte er entsprechende Klamotten getragen, wäre er als Straßengangster durchgegangen. Sein modisch kurz geschnittenes Haar und der dunkle Wollmantel von hochwertiger Qualität passten nicht zu diesem Bild.
    Das alles schoss mir in Sekundenschnelle durch den Kopf, als ich in die Küche stürmte, wo der Eindringling keine Mühe hatte, sich gegen sein immer schwächer werdendes Opfer durchzusetzen.
    »Stopp!«, schrie ich. »FBI. Lassen Sie die Frau los.«
    Der Mann fror praktisch mitten in der Bewegung ein, sein Kopf zuckte zu mir herum und er versuchte, nach etwas in seinem Mantel zu greifen. Rosie nutzte ihre Chance, schnell und geschmeidig wie eine Straßenkatze wand sie sich unter dem ungebetenen Besucher hindurch und brachte sich in einer Nische zwischen Herd und Küchenschrank in Sicherheit.
    Der Mann drehte sich langsam um und musterte mich mit wutverzerrtem Blick. Er zuckte die Schultern, als wolle er sagen »Was soll’s« und machte Anstalten, die Hände zu heben. Mein Blick wanderte kurz zu Rosie hinüber. »Alles okay mit Ihnen?«
    Sie nickte, aber ihre Lippen zitterten unkontrolliert. Der Mann hatte sie in Todesangst versetzt. Unser kurzer Blickwechsel genügte dem Fremden. Mit einer für seine Statur ungewöhnlich schnellen Drehung war er beim Fenster, das trotz der kühlen Novemberluft aufgeschoben war, und flankte durch nach draußen.
    »Bin gleich zurück«, rief ich Rosie zu und rannte hinterher. Der Fremde war schnell, er hatte sich auf die Feuerleiter geflüchtet und hastete in einem Affentempo hinunter, war fast schon auf der Straße angekommen, als ich hinausstieg, um die Verfolgung aufzunehmen.
    Die Gasse, in der ich landete, war schmal und von Unrat gesäumt. Der Mann vor mir hatte wertvolle Sekunden verloren, weil er zunächst ein paar Schritte in die falsche Richtung gelaufen war. Am hinteren Ende versperrte dort ein hohes Gitter den Durchgang. Nun rannten wir hintereinander in die entgegengesetzte Richtung auf die Straße zu.
    »Stehen bleiben«, brüllte ich, doch er drehte sich noch nicht einmal um, legte stattdessen noch einen Zahn zu und ich musste zusehen, wie er vor mir links in der Querstraße verschwand. Wenn er es schaffte, hier in der Menge unterzutauchen, wäre er mir endgültig entwischt. Ich sprintete ihm nach. Der Mann vor mir verschwand aus meinem Blickfeld und einen Moment lang glaubte ich, ich hätte ihn verloren. Dann erspähte ich ihn, als er ein Stück weiter vor mir in einem Pulk Menschen an einer Ampel die Straße überquerte.
    Ungeachtet einiger Schimpfkanonaden ignorierte ich das Hupen eines Busses und das Kreischen einer Bremse, rannte im Zickzack zwischen den auf die Kreuzung zurollenden Wagen hindurch. Der Mann verschwand in einer Seitengasse zwischen zwei Bürogebäuden. Als ich dort einbog, war er nicht mehr zu sehen.
    Mit der Waffe im Anschlag blieb ich stehen und ließ meinen Blick durch die schmale, kurze Gasse gleiten. Links und rechts nur Mauern und Seiteneingänge. Es gab auf den ersten Blick kein geeignetes Versteck. Eine Taube flog erschrocken vor mir auf und dadurch entdeckte ich einen tiefen Kellerabgang ungefähr zehn Meter vor mir.
    Vorsichtig pirschte ich mich heran, aber er musste mich gehört haben und sprang so unvermutet vor mir über eine Steintreppe aus dem Souterrain nach oben, dass er mich fast mit seinen Fäusten erwischt hätte. Ich duckte mich noch rechtzeitig nach hinten weg, sprang um ihn herum und schnellte gleich darauf nach vorne. Der Mann griff nach etwas unter seinem Mantel und zog blitzschnell eine Waffe. Doch bevor er sich noch weiter bewegen konnte, richtete ich meine SIG auf ihn.
    »Waffe auf den Boden. Hände hinter den Kopf. Runter auf die Knie!«
    Er starrte mich dumpf an, legte seine Pistole auf den Boden und hob langsam die Arme.
    »Wer sind Sie und was wollten Sie von Miss Thornton?«
    Er bleckte nur die Zähne und schwieg. »Wenn ich nicht dazwischengegangen wäre, wäre Miss Thornton jetzt wohl nicht mehr am Leben«, hielt ich ihm mühsam beherrscht entgegen.
    »Rosie? Ach, Kumpel, hören Sie auf. Die Lady mag es gern ein bisschen härter, wussten Sie das nicht? »
    Dieser Kerl wagte es, sein Opfer zu verspotten. Fast hätte ich ihm eine geknallt.
    »Mummy?« Die Stimme eines kleinen Jungen hallte in die Gasse herein. Mir wurde kalt. Ich konnte den Jungen nicht sehen, er musste sich irgendwo hinter dem Unbekannten befinden. Ein Kind! Der

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