2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel
gemeint. Aber ich denke, wir sollten morgen früh sämtliche Beteiligten hierherbitten«, setzte ich meine Überlegungen fort. »Dann sind wirklich alle auf einem Haufen, inklusive der beiden Untersuchungshäftlinge Berenson und Smith.«
Jane hatte sich unseren Gedankenaustausch mit stoischer Miene angehört. »Morgen ist Mittwoch. Also – der Mittwoch vor Thanksgiving, falls euch beiden dieser Tag etwas sagt. Ich gehe stark davon aus, dass sämtliche Straßen in New York und Umgebung noch verstopfter sein werden als üblich.« Sie blickte kurz entschuldigend von ihrem Computer auf, bevor sie fortfuhr. »Was ich sagen will, ist: Wir werden einen Helikopter brauchen, um die Herrschaften aus ihrem Domizil auf Long Island abzuholen. Ich habe die Flugbereitschaft schon informiert. Okay so?«
Wir hoben beide gleichzeitig den Daumen nach oben.
»Und jetzt, meine Herren, mache ich Schluss. Schließlich habe ich seit zwei Stunden bereits Dienstende.«
Sie hieb mit einer abschließenden Geste auf die Tastatur und sprang auf.
»Dienstschluss, was ist das?« Phil winkte Jane kurz zu und wandte sich dann um. »Lust auf Pizza?«
»Okay, lass uns ins Mezzogiorno gehen«, schlug ich Phil vor. »Ich denke, das haben wir uns nach diesem Tag redlich verdient.«
***
Es war, wie Phil vermutet hatte. Ranshoff hatte sich in der Nähe der Hallburns im Haus eines Freundes einquartiert, der es vorzog, das lange Wochenende irgendwo in Mexiko zu verbringen, wie uns Burkland arglos verriet. Er hatte ja auch keine Ahnung, was wir über den Mann rausgefunden hatten, der nach Burklands Hoffnung seine Tochter glücklich machen sollte. Als wir alle eingeflogen und im Hauptquartier versammelt hatten, war schlagartig eine Nervosität spürbar, wie sie gemeinhin von Wespen ausgeht, in deren Nest man gestochen hat.
Hope und den alten Burkland konnten wir relativ schnell wieder nach Hause schicken. Es stellte sich heraus, dass keiner von beiden mit Will Thornton oder dem Diamantenschmuggel zu tun hatte. Blieben Hallburn und Ranshoff. Von Hallburn wussten wir, dass er mit Clarice gemeinsame Sache machte. Wir beschlossen, ihn weichzukochen.
»Wir wissen, dass Sie ein Verhältnis mit Clarice Berenson haben, die gestern aus ihrem Hotelzimmer entführt wurde. Der Täter hat ebenfalls einen Metallkoffer mit einer knappen halben Million Dollar mitgehen lassen. Geld, an dem Blut klebt und das wir einem kurz zuvor im Hotel stattgefundenen Deal zuordnen konnten. Die Diamanten dafür haben Sie aus Afrika geschmuggelt.« Hallburn versuchte es zunächst mit Arroganz. Er war einfach ein mieses Stück, und insgeheim hoffte ich stark, dass dieser Mann niemals Senator in New York werden würde.
»Wissen Sie, wie es Miss Berenson geht?«, fragte er dann wenigstens. Weder Phil noch ich gaben eine Antwort. Sollte er doch glauben, Clarice befinde sich noch in der Gewalt eines Entführers. Stattdessen sagten wir ihm auf den Kopf zu, welche Rolle er in dem Diamantenschmuggel spielte. Als er begriff, dass wir zu viel wussten und er aus der Nummer nicht mehr herauskam, betrat sein Anwalt den Raum und versuchte sofort, uns die Hölle heiß zu machen. Aber es war zu spät. Hallburn war in Panik geraten, als wir ihm die Namen seiner Geschäftspartner nannten.
»Aboukar N’Gomo ist Ihr Verbindungsmann in Afrika, Mister van Hatterem der Abnehmer hier. Wir kennen die Konten, über die der Geldfluss läuft, auch Ihres auf den Cayman Islands. Die Finanzbehörde ist Ihnen bereits auf der Spur. Sie haben nur noch eine Chance: Arbeiten Sie mit uns zusammen. Nur dann können wir Ihnen und Miss Berenson helfen.«
Hallburn war arrogant, aber nicht dumm. Er hatte begriffen, dass es aus war, und redete endlich mit uns, gab alles zu, was wir bereits wussten. Zum Schluss bekannte er fast kläglich, er habe doch sowieso aussteigen wollen.
»Jetzt bleibt nur noch eine Frage: Was passierte vor einer Woche auf Ihrem Grundstück? Warum musste Will Thornton sterben? Er war kein Einbrecher, sondern ein Bote, der etwas abholen wollte.« Der Schuss ins Blaue traf. Hallburn sah mich an und vergrub dann den Kopf in den Händen. Stockend brach es aus ihm hervor.
»Jemand hat mich erpresst. Mit meiner Beziehung zu Clarice und der Drohung, unsere Geschäfte in der Presse publik zu machen. Die Million war als Schweigegeld gedacht. Clarice hatte keine Ahnung davon. Als wir gemeinsam das Geld bei der Bank abholten, dachte sie, ich bräuchte es als Anzahlung für ein Apartment. Als der Mann dann
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