2891 - Das Geschäft heiligt die Mittel
drückte mir das Dossier in die Hand, nickte Phil und mir zu und damit waren wir verabschiedet.
***
»Patrick Hallburn arbeitet für das Wirtschaftsministerium und macht sich Hoffnungen auf einen Senatorenposten. Vermutlich getrieben von einer ehrgeizigen Ehefrau und deren Sippe«, murmelte Phil auf dem Rückweg ins Büro. »Da kommt so eine Geschichte reichlich ungelegen.«
»Wohl auch der Grund dafür, dass man bisher weder in den Medien noch über unsere Buschtrommeln etwas von dem Fall gehört hat.« Ich überflog bereits im Laufen die ersten Seiten der Dokumente, die Mr High uns gegeben hatte.
»Findest du das nicht auch merkwürdig? Da sitzt einer der reichsten Männer dieser Stadt mit Verbindungen nach Washington ganz allein in seinem sogenannten Wochenendhaus, das in Wirklichkeit eine kleine Prachtvilla ist, hat eine Million Dollar in bar bei sich und schaltet dann auch noch die Alarmanlage aus?«
»Er war kurz mit dem Wagen weg und gerade auf sein Anwesen zurückgekommen, deshalb waren die Systeme noch nicht eingeschaltet. So hat er es ausgesagt«, murmelte ich.
»Eine Million. Was für ein Geschenk mag das wohl sein?« Phil wiegte zweifelnd den Kopf.
»Ein großes, Partner. Diese Leute denken in anderen Dimensionen. Vermutlich ist Hope Hallburn, geborene Burkland, eine dieser verwöhnten reichen Töchter, die von einem spendablen Daddy an einen mindestens ebenso spendablen Ehemann abgegeben werden. Die lassen sich nicht mit einer Schachtel Pralinen oder einem Parfüm abspeisen.«
Wer und wie Hope Hallburn in Wirklichkeit war, darüber konnte allerdings in der Öffentlichkeit nur spekuliert werden. Die Tochter aus gutem Hause war lediglich in ihrer Jugend einmal aufgefallen, nämlich als sie mit einem Ruderteam ihrer Highschool eine Meisterschaft gewann. Ihr übriges Leben spielte sich diskret und nicht im Rampenlicht ab. Fotos von Hope waren selten, tatsächlich tauchte sie nur im Blitzlichtgewitter auf, wenn sie in ihrer Eigenschaft als Schirmherrin verschiedener Wohltätigkeitsorganisationen aktiv war.
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Der Frau, die an diesem Abend auf dem John-F-Kennedy Airport in New York ankam, folgten die Augen sämtlicher Männer. Und die der meisten Frauen ebenfalls. Clarice Berenson war nicht umsonst einige Jahre lang eines der am höchsten bezahlten Models der Welt gewesen. Obwohl ihr Körper nicht mager, sondern an den wichtigen Stellen sinnlich gerundet war, lagen ihr bereits im Alter von siebzehn die Modemagazine und Starfotografen zu Füßen.
Jetzt, mit Anfang dreißig, spürte sie allerdings schon den Konkurrenzdruck und das nachlassende Interesse der Modelbranche. Dennoch, wer sie vor sich sah, musste einfach hinsehen.
Clarice’ schwarzes, weit über den Rücken fallendes Haar, die hohen Wangenknochen und die geschwungene Nase waren ein Erbe ihrer Mutter, in deren Adern indianisches und irisches Blut floss. Die vollen Lippen und die langen Beine hatte sie von ihrem afrikanischen Vater. Am erstaunlichsten aber waren Clarice’ Augen. Mandelförmig und pistaziengrün bildeten sie ein unverkennbares Markenzeichen und machten ihr Gesicht einzigartig und unvergesslich.
Der Taxifahrer nickte, als sie ihm das Waldorf Astoria als Ziel nannte, ihr Aufenthaltsort, wann immer sie in New York war. Kurz nach ihrer Ankunft im Hotel – Clarice hatte inzwischen geduscht und sich umgezogen – bekam sie Besuch von einem Mann, der sie zwar schon seit längerem kannte, der sie aber dennoch genauso fasziniert ansah wie all die Fremden, denen sie an diesem Tag begegnet war.
»Endlich bist du wieder hier«, seufzte ihr Besucher und ließ seine Hände voller Begehren unter den seidigen Morgenmantel gleiten. Er und Clarice waren schon seit einer Weile ein Paar, doch wann immer er sie sah, raubte sie ihm den Atem. Sie war die schönste und verruchteste Frau, der er jemals begegnet war. Und er kannte einige.
»Möchtest du gar nicht wissen, welche Neuigkeiten ich mitbringe?«, hauchte sie ihm ins Ohr.
»Später«, antwortete er und zog ihren Gürtel auf. Die Perfektion ihres Körpers ließ ihn erregt aufseufzen, bevor er sie an sich zog.
»Erst das, worauf ich viel zu lange warten musste«, murmelte er. »Dann das Geschäftliche.«
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Als wir uns am nächsten Morgen durch den wie meist stockenden Verkehr von New York quälten, hing der Himmel grau und trüb von Regenwolken über uns. Phil und ich waren unterwegs in die Upper East Side zur New Yorker Stadtwohnung der Hallburns. Wir waren angemeldet, und der
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