Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
einem grollenden Laut. »Wo bin ich hier?«, stieß sie hervor.
    »In Sicherheit. Auf New Yorker Boden. In einem leeren alten Gemäuer. Mehr musst du nicht wissen. Nur das vielleicht noch: Hier kannst du schreien, soviel und so laut du willst, es hört dich kein Mensch.«
    Im ersten Moment wollte sie sich mit der Erklärung nicht zufriedengeben. Resignierend musste sie jedoch erkennen, dass ihre Willenskraft zu erlahmen begann. Eben noch hatte sie ihn angeschrien, doch jetzt gewann eine lähmende Gleichgültigkeit die Oberhand. Das Rauschen, das sie in ihrer Benommenheit so überdeutlich gehört hatte, verlor an Bedeutung. Natürlich war es Regen, der auf Dächer und gegen Fenster prasselte. Und unter ihr? Unter den Holzplanken? Jetzt, im Stehen, hörte sie nichts mehr. All das musste eine Nachwirkung des Betäubungsmittels sein, das Gazzolis Komplizen ihr wahrscheinlich verabreicht hatten.
    »Warum hältst du mich gefangen wie ein Tier?«, stellte sie die Frage, die er sicherlich von ihr erwartete.
    »Du bist unsere Geisel«, antwortete er denn auch prompt.
    »Auf Kidnapping steht die Todesstrafe.«
    »Bei uns im Staat New York gibt es keine …«
    »Irrtum. Kidnapping ist ein Verbrechen, das durch ein Bundesgesetz geahndet wird. Und deshalb wirst du in New York von einem Federal Court verurteilt. Selbst die gerissensten Verteidiger können dich dann nicht mehr vor der Höchststrafe bewahren.« Deana stieß ein triumphierendes Lachen aus. »So was weiß ich , obwohl du ja denkst, ich sei noch nicht reif genug.«
    Gazzoli winkte ab. »Du plapperst nur nach, was du von deinem Daddy gehört hast.«
    »Ach! Und du meinst, ich hätte nicht richtig zugehört, und deshalb stimmt es nicht?«
    »So ungefähr.«
    »All right.« Deana holte tief Luft und atmete schnaufend aus. »Wie auch immer – ihr wollt meinen Vater also erpressen, und ich bin der Einsatz.«
    »Kluges Mädchen!«
    Deana überhörte es. »Und deshalb musste Gillian sterben?«, rief sie anklagend.
    »Es war ein tragischer Unfall«, behauptete Gazzoli. »Aber deinen Daddy können wir damit bestens beeindrucken. Weil er ganz deutlich vor Augen hat, was mit dir passieren könnte.«
    »Er lässt sich nicht erpressen.«
    »Das werden wir sehen.«
    »Allerdings«, erwiderte sie ergrimmt, »und ihr werdet euch wundern. Was wollt ihr von ihm?«
    Diesmal war es Gazzoli, der lachte. »Das willst du nicht wissen, Baby.«
    Sie überhörte es. »Mein Vater ist kein reicher Mann«, sagte sie und ließ es naiv klingen. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass die Stadt New York bezahlt, wenn ihr Lösegeld für mich verlangt. Dad ist Gefängnisdirektor und …«
    »Was du nicht sagst«, fiel Gazzoli ihr spöttisch ins Wort.
    »… und damit ein Beamter, der seinen Eid geleistet hat. Er weiß, welchem Risiko er und seine Familie ausgesetzt sind. Er hat uns über die Gefahren aufgeklärt, die sein Beruf mit sich bringt.«
    »Das nenne ich Heldenverehrung!«, rief Gazzoli und lachte erneut. »Außerdem hast du eine blühende Fantasie. Wer sagt dir, dass wir Lösegeld verlangen werden?«
    »Was denn sonst?«, entgegnete Deana scheinbar begriffsstutzig. »Bei Entführungen geht es doch um nichts anderes.«
    Er schüttelte den Kopf und winkte ab. »Vergiss es einfach.« Er zog eine kleine Digitalkamera aus der Innentasche seiner Regenjacke. »So oder so werden wir jetzt einen Videoclip machen. Schließlich müssen wir deinen Alten überzeugen.«
    Deana war versucht zu lächeln. Doch sie beherrschte sich. Natürlich kannte sie den wahren Grund ihrer Entführung. Aber das würde sie Rafe Gazzoli nicht auf die Nase binden. Für ihn und seine Komplizen musste sie auf jeden Fall auch weiterhin der ahnungslose Engel sein, für den er sie hielt. Gazzoli glaubte noch immer, dass er sie aufgegabelt hatte.
    In dem Glauben sollte er auch bleiben.
    ***
    Ich sah den Doc an, runzelte die Stirn und tat, als würde ich über ihn nachdenken. Dann hob ich die linke Hand und bedeutete ihm, mir zu folgen, indem ich ein paar Mal den Zeigefinger krümmte. Er machte ein irritiertes Gesicht, folgte aber. Phil und der Lieutenant schlossen sich ihm an. In der hinteren rechten Ecke des Zeltes blieb ich stehen. Ich hatte den Eindruck, dass der Regen nicht mehr ganz so laut auf die Plane prasselte.
    »Doktor Venable«, sagte ich sachlich. »Sie kennen die Aufgaben eines Tatortarztes.«
    »Mhm«, machte er, und wieder umspielte dieses amüsiert-spöttische Lächeln seine Mundwinkel. »Davon habe ich schon

Weitere Kostenlose Bücher