2895 - Zeugen leben nicht lange
gewusst.
»Sie haben doch selbst gesehen, zu welchen Dingen mein Auftraggeber in der Lage ist. Gehen Sie dort hinein«, antwortete der Killer.
Mit einem erhöhten Druck seiner Pistole gegen meinen Rücken dirigierte Coburn mich zu einer unscheinbaren Stahltür, durch die wir in einen Raum mit leise summenden Stromaggregaten gelangten. Es gab kein Fenster und keinen zweiten Zugang. Wir saßen in der Falle, wenn etwas schiefging. Offenbar hatte Seth Coburn sich dazu durchgerungen, lieber im Kampf zu sterben und nicht weiter zu fliehen. Kein beruhigender Gedanke.
»Sie wollten sich stellen, Coburn. Wozu dieses ganze Theater?«, fragte ich.
Zu meiner Verwunderung erschien ein fast fröhliches Lächeln auf seinem schmalen Gesicht.
»Weil ich diesen Bastard nicht davonkommen lassen will. Er hat bisher jeden eliminiert, der an seinem verrückten Plan beteiligt war«, antwortete er.
Ich hakte nach und fragte den Killer nach den illegalen Geschäften in der Druckerei. Als ich auf den angeblichen Freitod des Geschäftsführers zu sprechen kam, schnaubte der Texaner verärgert los.
»Unsinn, Agent Cotton! Martin war ein Einfaltspinsel, der keinen blassen Schimmer von den Vorgängen in seiner eigenen Druckerei hatte«, sagte Coburn.
Er nannte mir den Namen des Technikers, der in Wahrheit für die krummen Geschäfte verantwortlich war. Es war der gleiche Mann, den wir ebenfalls als Täter ermittelt hatten. So konnte ich einschätzen, dass der Killer mir kein Märchen aufzutischen versuchte. Die Werkstatt war als Ort nur ausgewählt worden, um zusätzliche Verwirrung zu stiften.
»Wer steckt dann hinter dem feigen Anschlag und den weiteren Morden?«, fragte ich.
Seth Coburn hielt die Glock 17 zwar schussbereit in der Hand, richtete die Mündung der Waffe aber nicht auf mich. Er schien darüber nachzudenken, wie weit er mir trauen und mich einweihen durfte. Schließlich schaute er mir direkt in die Augen und ich konnte den festen Willen in seinem Blick ablesen. Coburn war zu einem Entschluss gekommen.
»Ich habe ein Telefonat belauscht, in dem es um den Tod von Anna Kotcharev ging. Der Unfall nahm dem Konsul die Arbeit ab, auch diese gefährliche Mitwisserin zu beseitigen«, antwortete Seth Coburn.
Sein Lispeln wurde durch die Anspannung noch stärker, aber ich hatte es deutlich gehört. Der Killer nannte seinen Auftraggeber Konsul.
»Sie sprechen von Salvatore di Razzo, richtig?«, hakte ich nach.
Mein Pulsschlag beschleunigte sich kräftig und ich vergaß die gefährliche Situation, in der ich mich befand.
»Sie werden Ihrem Ruf gerecht, Agent Cotton. Ja, von diesem Herrn rede ich. Der Konsul hat den Auftrag für den Anschlag erteilt und lässt seitdem alle Mitwisser systematisch beseitigen«, stimmte Coburn zu.
Meine Gedanken überschlugen sich, doch bisher hatte ich nur meinen Instinkt und die Aussage eines Killers. Damit würde ich keinen Staatsanwalt zufriedenstellen, damit er einen Haftbefehl gegen den angesehenen di Razzo ausstellen ließ.
»Wissen Sie, warum der Konsul diesen Anschlag angeordnet hat?«, fragte ich gespannt.
Doch hierzu konnte oder wollte Coburn keine Auskunft erteilen. Blieb eine andere Frage, die genauso entscheidend für die weiteren Ermittlungen war.
»Können Sie irgendetwas von dem beweisen, was Sie mir gerade erzählt haben?«, fragte ich.
Erneut erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Killers.
»Natürlich kann ich das. Ich bin davon ausgegangen, dass ich eine Art Absicherung benötige, damit ich nicht ebenfalls ein Opfer der Killertruppe des Konsuls werde«, antwortete Coburn.
Genau darauf hatte ich gesetzt. Worauf das weitere Gespräch hinauslaufen würde, stand für mich damit endgültig fest.
»Sie wollen einen Deal aushandeln. Die Beweise gegen eine Rolle als Kronzeuge, richtig?«, fragte ich.
Seth Coburn nickte knapp und schaute mich fragend an.
»Werden Sie es arrangieren, Agent Cotton?«, fragte er.
Natürlich würde ich es und sicherte dem Killer daher zu, dass ich sein Vorhaben entschieden gegenüber Mr High vertreten würde.
»Ihr Chef genießt den Ruf eines Ehrenmannes, Agent Cotton. Geben Sie ihm diese Telefonnummer. Mister High soll mich persönlich anrufen und den Deal bestätigen. Dann werde ich mich stellen«, sagte Coburn.
Ich wollte den Killer aber nicht wieder in der Nacht verschwinden lassen.
»Warten Sie, Coburn! Da draußen lauert das Mordkommando des Konsuls, um Sie zu töten. Lassen Sie uns das Telefonat mit meinem Chef an Ort und Stelle
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