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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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tot?“
    „Ja.“
    „Gestorben? Oder wurde er getötet?“
    „Er wurde erstochen.“
    „Von wem?“
    „Von mir.“
    „Maschallah! Vorher aber hat er die Bebbeh aufgefressen?“
    „Nein.“
    Er zuckte zusammen, reckte sich dann schnell auf und fragte so hastig, daß die Worte wie zugleich aus seinem Munde kamen:
    „So leben sie noch?“
    „Ja.“
    „Unverletzt?“
    „Vollständig unverletzt.“
    „Das glaube ich nicht; das kann ich nicht glauben; das ist eine Lüge; das ist nicht wahr!“
    „Es ist wahr. Du wirst gehört haben, daß ich niemals eine Lüge sage.“
    „So zeige sie mir! Ich will und kann es nicht eher glauben, als bis ich sie sehe!“
    „Da, schau dich um!“
    Ich drehte ihn auf die Seite, so daß er Aqil und seinen Sohn sehen konnte. Die Wirkung war eine noch tiefere als vorhin, wo er den Bär erblickte. Einen ersterbenden Wehlaut ausstoßend, schloß er wieder die Augen; die Narbe in seinem Gesicht trat blutigrot hervor, und an der Stirn schwollen ihm die Adern zum Zerplatzen. Der Schreck trieb ihm das Blut aus dem Herzen nach dem Kopf. Dann aber fiel das Gesicht noch mehr als vorher zusammen, und kaum hörbar kam es fast röchelnd über seine Lippen:
    „Die Bebbeh sind frei – – –! Durch den Christ gerettet – – –! Drüben der Bär – – – mit dem Selib (Kruzifix) in den Tatzen – – –!“
    Dann lag er starr und bewegungslos wie eine Leiche da. Ich aber sagte langsam und mit schwerer Betonung wie vorhin:
    „Bei Allah und meiner Seele, wenn er es dennoch täte, ich würde selbst auch am Islam irre werden und meine Augen auf den Gott richten, der am Kreuz gestorben sein soll, um die Sünder zu erretten und die Verlorenen wiederzufinden.“
    Da richtete er sich, so weit es ihm die Fesseln gestatteten, auf, sah mir wie mit irren Augen in das Gesicht und sagte:
    „Du kanntest vorhin meine Worte und kennst nun auch diese so genau. Wenn du nicht der Teufel bist, so muß dir Allah seine Allwissenheit geliehen haben, um alles zu erfahren und meine Absichten zu Schanden zu machen. Du hast mich mitten aus dem Lager geholt; du hast den Bären getötet; du hast diese Bebbeh befreit; nun wäre es gar kein Wunder, wenn du dir eure Pferde wiedergewonnen hättest.“
    „Es soll auch gar kein Wunder sein“, antwortete ich lächelnd, indem ich ihn nach der rechten Seite drehte. „Schau da nach rechts, wenn du sie sehen willst.“
    Als er sie erblickte, stieg ihm das Blut wieder rot in das Gesicht, und er sagte mit heiser klingender Stimme:
    „Dachel Allah – ich bitte dich um Gottes willen! Auch das hast du getan, auch das! Wenn mir Allah jetzt nicht hilft, verliere ich den Verstand!“
    „So wünsche ich, daß er dir helfen möge, denn du hast grad jetzt deinen ganzen Verstand zusammenzunehmen, wenn du nicht mit allen deinen Kriegern zu Grunde gehen willst.“
    „Wieso?“
    „Deine Leute werden den Bär da drüben sehen; sie werden dich vermissen und von einem großen Schreck ergriffen werden. Wenn sie dann vor Entsetzen nicht wissen, was sie tun sollen, wird hier meine Baruda es Sihr (Zaubergewehr) ihre Stimme erheben und nicht eher schweigen, als bis kein einziger Kelhur mehr am Leben ist.“
    Da konnte der stets zungenfertige Halef sich nicht enthalten, zu meiner Drohung auch die seinige zu fügen:
    „Und ich werde meinem Effendi helfen, die Kelhur mit unsern Kugeln zu durchlöchern, daß ihre Leiber gleich Sieben anzusehen sind, durch welche man Datteln werfen kann. Ihr habt uns bestohlen und verhöhnt; ihr wolltet uns auch den Bären vorwerfen, wenn ihr uns ergreifen würdet, was aber selbst dann nicht geschehen wäre, wenn du zehntausend Wächter da unten am Weg aufgestellt hättest, um uns abzufangen. Dafür werdet ihr nun alle, alle sterben müssen, wenn du den Verstand verlierst, den du, wie mein Effendi ganz richtig sagte, grad jetzt viel nötiger als in deinem ganzen Leben brauchst!“
    „Wer bist du denn?“ fragte ihn der Scheik. „Wohl Hadschi Halef Omar, der Begleiter dieses Christen?“
    Da warf sich der Kleine in die Brust und antwortete in seinem stolzesten Ton:
    „Sprich nicht so kurz von mir! Mein Name ist viel länger, als du denkst! Alle, die mich kennen und von mir gehört haben, wissen, daß ich Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah genannt werde! Das merke dir für die Zukunft, auch wenn meine Kugel dich in einigen Minuten in die schrecklichste Hölle aller Höllen befördert haben sollte.“
    Der

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