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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in den Tatzen hat. Ich weiß nicht, was gefährlicher ist, das Zeichen der Christen zu entweihen oder zwischen den Pranken eines solchen Ungetümes zu geraten.“
    „Wenn es zu deiner Beruhigung dient“, antwortete ich, „so werde ich dir beweisen, daß sie nicht mehr lebt, und du wirst mir dafür helfen, die Ruine der Musallah mit einem bessern Kreuz zu versehen.“
    „Ja, das werde ich tun; sehr gern soll das geschehen. Einige meiner Krieger haben ihre Kadadim (Äxte) zum Bau der Lagerstätten mit. Wir werden Stämme fällen und ein Kreuz zimmern, wie du es haben willst; du brauchst uns deinen Wunsch nur anzugeben.“
    Da drängte sich Ssali Ben Aqil zu mir heran und fragte mich:
    „Erlaubst du mir, Effendi, daß ich bei dieser Arbeit auch mithelfe?“
    Ich gab ihm mit Absicht folgende Antwort:
    „Natürlich erlaube ich es dir. Aber du bist ein Lehrer und Prediger des Islam. Verträgt es sich mit diesem deinem Beruf, eine Musallah derer, die ihr Ungläubige nennt und die deshalb hier von Moslemim getötet wurden, mit dem Zeichen des Christentums zu schmücken?“
    Die Leute, welche um uns standen, waren Bekenner des Islam, dennoch erwiderte er, daß sie alle es hörten:
    „Du hast uns gesagt, daß der Halbmond eine Nachahmung des tötenden Schwertes sei; das Kreuz aber wurde dem Gott der Liebe errichtet, der uns durch dich vom Tod errettet hat. Wer kann wanken, wenn er zwischen Tod und Leben zu wählen hat? Lag nicht der Tod auch aller dieser Kelhurs im Lauf deines Zaubergewehrs? Und doch hast du ihnen die Versöhnung an Stelle der Vernichtung gebracht! Ist es etwa gleichbedeutend mit der Abschwörung des Islam, wenn ich aus Dankbarkeit für die Befreiung aus den Krallen der Bären die Hölzer des Kreuzes mit zimmern und errichten helfe? Soll ich mir von dir vorwerfen lassen, daß ich deinem Glauben den Dank verweigere, den ich ihm schuldig bin? Muß ich deshalb, weil ich den Mahdi suche, ungerecht gegen deine Lehre sein? War Abraham nicht ein Heide, ehe er ein Jude wurde? War Mohammed sogleich ein Moslem, als er als Kind die Erde betrat? War euer Isa Ben Marryam nicht eine Jude, ehe er seine große Predigt vom Berg lehrte? Muß also der Mahdi, den wir erwarten, ursprünglich und unbedingt ein Moslem sein? Kann nicht auch ein Christ von Allah begnadet werden, die Wohnung des Geistes zu sein, welcher seinen Gläubigen die Pforten der wahren Seligkeit öffnet? Und habe ich nicht gestern abend und heut früh die Überzeugung gewonnen, daß dieser Geist der Geist der Liebe sein muß? Streite mit mir über den Glauben, aber wehre mir nicht, die Schuld abzutragen, die mich drücken würde!“
    „Es fällt mir nicht ein, mit dir zu streiten, denn ich bin der Überzeugung, daß du, wenn du eifrig suchst, das Richtige finden wirst. Und noch viel weniger werde ich dich hindern, das Kreuz mit zu errichten, unter welchem allein die Liebe wohnt, nach welcher du dich sehnst. Du wandertest bisher in der Irre, weil du dir vornahmst, ein Führer zu sein. Sobald du zu der Erkenntnis kommst, daß du selbst noch sehr der Führung bedarfst, wird dir, wie einst den drei Königen aus dem Morgenland, der Stern von Bait Lahm (Bethlehem) erscheinen, um dich zu dem rechten und einzigen Mahdi zu leiten, dessen Stimme noch heut durch alle Lande schallt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, und niemand kommt zum Vater denn durch mich! Suche nur, suche! Unsere heilige Schrift gibt uns die tröstliche Verheißung: Suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Diese Verheißung gilt nicht bloß für uns Christen, sondern für alle Menschen, die nach der Wahrheit trachten, also auch für dich. Aber wer nach der Wahrheit strebt, der darf dies nicht mit Voreingenommenheit tun, denn wenn du einen Freund mit Absicht grad nicht in der Stadt oder in dem Haus suchst, wo er wohnt, so ist dein Suchen vergeblich.“
    „Effendi, ich werde suchen, überall, allüberall, und ich bin überzeugt, daß ich den Mahdi finden werde, hier oder dort, früher oder später. Jetzt aber werde ich euch helfen, den Bären auf die Seite zu schaffen, der uns im Weg steht. Du hast dafür gesorgt, daß er uns nicht fressen konnte; dafür wird er aber nun von uns verzehrt werden.“
    „Die Tatzen sind für mich und für meinen Sihdi bestimmt“, fiel da der schlaue Halef ein. „Alles übrige Fleisch, von der Mutter sowohl als auch von ihren Jungen, könnt ihr für euch behalten.“
    „Nur die Lebern nicht“, warnte ich. „Die sind von

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