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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sollte, denn sie berührt die Tiefe des Behagens wie ein Quirl und bewässert die Winkel unserer Augen, daß sie wie ein Doppelbrunnen laufen. Glücklicherweise finden wir Trost in dem erhabenen Gedanken, daß wir diese vielen Feinde nicht nur besiegt, sondern sogar in Freunde umgewandelt haben und daß ich die Felle der drei Bärenjünglinge besitze, welche in beredten Worten unseren Ruhm verbreiten werden. Mein gegenwärtiges Befinden ist viel besser und viel edler als die unerwartete Bequemlichkeit, die ich empfand, als ich von der Tulumba von Khoi in das Geäst des Baumes geschleudert wurde. Möge diese Spritze von allen bösen Geistern besessen sein und niemals Ruhe finden, weder bei Tag noch bei Nacht!“
    Unsere jetzigen Begleiter gaben sich alle Mühe, uns ihres Dankes und ihrer Freundschaft zu versichern, doch hielten wir uns für uns, denn selbst der vornehmste von ihnen, der Nezanum, dessen Klugheit nach Ansicht des Wirtes weit über unserer Weisheit erhaben war, besaß nichts, was uns verlocken konnte, uns näher mit ihm zu beschäftigen. So ist über diesen Heimritt also nichts weiter zu erwähnen, als daß auf ihm nichts Wichtiges passierte und daß wir glücklich in Khoi ankamen.
    Wir erregten Aufsehen; die Bewohner liefen in hellen Haufen zusammen, und so fand Halef wieder gute Gelegenheit, sein Erzählertalent glänzen zu lassen. Wie glücklich war der Wirt, als ich ihm sein Geld aushändigte. Auch seine Frau bedankte sich bei uns und sagte mir dann heimlich mit Freudentränen in den Augen, daß ihr Mann ihr sein festes Versprechen gegeben habe, nicht wieder in sein Laster zurückzufallen.
    Wir blieben fünf Tage in dem Ort, dessen Bewohner uns mit Beweisen freundschaftlicher Gesinnung fast überschütteten – – – nur einer nicht, nämlich der Apotheker. Er zeigte uns als Pferdediebe an und wollte uns streng bestraft wissen, wurde aber mit seiner Klage natürlich abgewiesen. Hierauf kam er in den Khan und verlangte Entschädigung von uns. Halef erklärte sich sofort bereit, sie ihm in jeder Höhe auszuzahlen, leider aber nur mit der Peitsche. Von da an ließ er uns in Ruhe, und wir bekamen ihn nicht eher wieder zu sehen, als bis wir Khoi verließen. Da stand er am Weg und warf uns wütende Blicke zu, die unsern Gleichmut nicht zu stören vermochten.

VIERTES KAPITEL
    Die letzte Sklavenjagd
    Und wieder war's am Nil, und zwar im tiefen Wald, der sich bis fast ganz herunter in das Wasser zog, von welchem er nur durch einen schmalen Schilfrand getrennt wurde. Mächtige Sunut- und Subakhbäume vereinigten ihre Kronen zu einem selbst für die südliche Sonne undurchdringlichen Laubdach. Die roten Stämme der Thalha-Mimosen schickten ihre langen, horizontalen Äste über das Schilf hinüber, wo die Fiederblätter einen dichten Vorhang bildeten, der seinen Saum in die Fluten tauchte; die Glut, welche in diesem Wald herrschte, hätte man unmöglich aushalten können, wenn nicht der Strom so nahe vorübergeflossen wäre. Wie aber kamen wir von so weit oben herunter an diese Stelle des Bahr el Abiad?
    Die Aussöhnung zwischen mir und dem Raïs Effendina war von meiner Seite wirklich ehrlich gemeint, von der seinigen aber minder aufrichtig gewesen. Obgleich ich mich in meinem ganzen Verhalten bestrebte, das Gegenteil hervorzurufen, war doch unter seinen Leuten und allen unsern Bekannten die Ansicht verbreitet, daß ich es sei, dem man die gehabten Erfolge zu verdanken habe, daß er sehr häufig, ich aber niemals in Fehler verfallen sei, daß, wenn er mit seinem Willen und Wollen am Ende stehe, ich selbst in der schlimmsten oder verwickeltsten Lage einen Ausgang gefunden habe, und daß besonders seine unerbittliche Strenge die Herzen kalt lasse oder gar von ihm entferne, während ich sie mir durch meine Milde und Freundlichkeit alle zu gewinnen wisse.
    Es konnte gar nicht ausbleiben, daß er dies bemerkte; ja, es gab Schelme, die es ihm zu Ohren brachten. Er hatte keinen Grund, mir Vorwürfe zu machen, und schwieg also; aber er zog sich immer mehr von mir zurück und beobachtete eifersüchtig jeden meiner Schritte und jedes meiner Worte. Ich verhielt mich infolgedessen noch vorsichtiger als bisher, erreichte aber dadurch weiter nichts, als daß ich Mitglied der Expedition blieb, denn fort- und in die Wildnis hinausjagen konnte er mich ja doch nicht; aber er sprach nur das allernötigste mit mir und ließ mich bei jeder Gelegenheit fühlen, daß er der Herr und Gebieter sei. Hatte er mich früher als

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