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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß sie sich getrennt haben, um uns irrezuführen? Dieser Schir Samurek ist doch nicht ganz so dumm, wie er uns bis hierher vorgekommen ist!“
    „Er ist im Gegenteil noch viel dümmer, als ich gedacht habe!“
    „Wirklich, Sihdi? Ich bitte dich, mir das zu erklären!“
    „Das liegt doch so klar auf der Hand, daß es gar keiner Erklärung bedarf. Denkst du etwa, daß die Kurden sich hier für immer voneinander getrennt haben, Halef?“
    „Nein; es ist nur eine Finte von ihnen.“
    „Die ihnen aber gar nichts nützt, denn ihr Anführer hat jedenfalls den Punkt bestimmt, an welchem sie alle wieder zusammentreffen.“
    „Ah, jetzt verstehe ich dich! Da brauchen wir ja nur einer dieser Fährten zu folgen, um den Punkt auch zu erreichen, von welchem du gesprochen hast.“
    „Natürlich! Diese Finte ist so dumm, daß ein ganz gewöhnlicher Indianer sich schämen würde, auf sie verfallen zu sein. Wir wählen uns diejenige Fährte aus, welche am stärksten ist, die also von der zahlreichsten Abteilung stammt und – – – schau hier! Da ist der Heideboden aufgewühlt, daß ganze Schollen umhergeflogen sind. Es hat sich eines der Pferde geweigert, weiterzugehen, und ich müßte mich sehr irren, wenn das nicht mein Rih gewesen wäre. Dieser Fährte und keiner andern folgen wir. Komm!“
    Wir gaben unseren Pferden die Sporen und galoppierten auf den erwähnten Spuren hin, denn die weit auseinanderstehenden Kiefern hinderten uns nicht, ein so schnelles Tempo einzuhalten! Unsere Grauschimmel waren jung; der Apotheker, vielleicht kein guter Reiter, hatte sie zwar ziemlich aus der Schule kommen lassen, unter uns aber fanden sie sich leicht zurück, und ich wurde zu meiner Genugtuung überzeugt, daß wir zu unserem Zweck gar keine geeigneteren Tiere hätten bekommen können.
    Als wir eine Viertelstunde so fortgeritten waren, senkte sich die Höhe wieder niederwärts und wir kamen in ein wasserloses, sandiges Tal, in welchem nur Ginsterbüsche und andere anspruchslose, holzige Schmetterlingsblüter ihr Leben fristeten. In diesem Sand war die Fährte so deutlich zu sehen, wie wir nur wünschen konnten, und als wir dem Tal und seinen Windungen vielleicht eine kleine halbe Stunde gefolgt waren, sah ich eine Spur von links herabkommen und sich mit derjenigen, welcher wir folgten, vereinigen. Dann stieß eine zweite, dritte, vierte und fünfte herzu, bis die Hufeindrücke, welche droben an der Felsenplatte auseinander gegangen waren, sich alle wieder vereinigt hatten.
    „Sihdi, du hast recht gehabt“, sagte Halef. „Jetzt sind die Kurden wieder beisammen und der Kniff ihres Anführers hat uns nicht eine Minute aufhalten können. Sobald wir ihn gefangen genommen haben, werde ich ihm sagen, daß er, wenn er in der Einbildung lebt, sich mit dir messen zu können, einer alten, dicken, heiseren Batta (Ente) gleicht, welche sich erfrecht, mit den Nachtigallen des siebenten Himmels um die Wette zu singen!“
    Fast hatte ich wieder gelacht und zwar nicht etwa über den Vergleich zwischen Ente und Nachtigall, sondern über die Sicherheit und Selbstverständlichkeit, mit welcher er annahm, daß wir den Scheik festnehmen würden, wir, zwei fremde, einzelne Männer, den mächtigen Befehlshaber der Kelhurkurden, der auf alle Fälle mehr als die vierzig Krieger befehligte, die ihn zum Raub meines Pferdes nach Khoi begleitet hatten! Aber so war der kleine, kühne Kerl nun einmal! Wir hatten bei unseren Reisen und fast allen unseren Erlebnissen so viel Glück gehabt, daß er verwöhnt worden war und es für ganz ausgeschlossen hielt, daß uns einmal etwas mißlingen könne. Ja, er hatte sich sogar angewöhnt, seine Ansprüche an das Glück viel, viel höher zu spannen, als zum Gelingen unserer jeweiligen Absichten nötig war. So sprach er auch jetzt nicht etwa nur von der Zurückgewinnung unserer Pferde, sondern er wollte sogar den Scheik gefangennehmen, und es stand bei ihm über allen Zweifel erhaben, daß dies auch wirklich geschehen werde. Es fiel ihm gar nicht ein, sein Selbstvertrauen herabzustimmen, denn grad diese seine Zuversicht war es, die ihn zu einem brauchbaren Gefährten in jeder Not und Gefahr gemacht hatte. Ich nickte also halb zustimmend und antwortete:
    „Wenn wir unseren Zweck auf keine andere Weise erreichen können, wird es freilich notwendig sein, Schir Samurek in unsere Gewalt zu bringen. Dieses Mittel haben wir, wenn alle andern fehlschlagen wollten, schon oft angewendet. Hat man sich des Anführers oder einer

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