Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
noch bedeutend wirkungsvoller, als ich sie hier im Deutschen wiedergeben kann. Und dabei hatte er nicht einmal eine Ahnung, daß mir das Lachen näher stand als das Räsonieren! Neben seinen vielen guten, ja vortrefflichen Eigenschaften war es nicht zum geringsten auch diese eine Drôlerie, die ihn mir so lieb und wert gemacht hatte. Es ist ja überhaupt keine Frage, daß originelle Charaktere stets und überall einen tieferen Eindruck machen als gewöhnliche Dutzendmenschen.
    Das nächste, was wir zu tun hatten, war natürlich, den Lagerplatz der Kurden zu untersuchen; das konnten wir aber nicht eher vornehmen, als bis die Kelhur jenseits des Horizontes verschwunden waren. Die Linie, welche sie eingeschlagen hatten, lag gegen Südost; wenn wir ihnen folgten, mußten wir also wieder nach dem Zabfluß, der uns aus dem Grenzgebirge herab nach Khoi geführt hatte. Wir waren also, wenn wir ihn wieder erreichten, die Kanten eines Dreiecks geritten, was einen Zeitverlust ergab, den wir nur diesen Kelhurkurden zu verdanken hatten; dies gab einen weiteren Grund, ihnen mit keinen freundlichen Gesinnungen zu folgen.
    Endlich waren die letzten von ihnen im Südosten verschwunden; wie stiegen von dem Felsen herab und wieder auf unsere Pferde, die wir nach der Bodenrinne lenkten, welche ich schon bezeichnet habe und nach der die Fährte der Kelhur führte. Die Rinne war schmal und tief, aber doch leidlich wegsam. Je weiter wir ihr abwärts folgten, desto feuchter wurde sie, und bald brachen rechts und links kleine Wässerchen aus den Wänden, die sich miteinander vereinigten und tiefer unten ganz so, wie ich vermutete, den Bach bildeten, der von mir vom Felsen aus gesehen worden war.
    Als wir am Fuß des Berges anlangten, lief die Rinne breit in die Ebene aus und wir ritten im Galopp den Bach entlang, bis wir die Stelle erreichten, wo die Kurden gelagert hatten. Während Halef die Pferde hier erst trinken und dann grasen ließ, untersuchte ich sorgfältig den ganzen Platz, indem ich hoffte, vielleicht etwas zu entdecken, was unserem Vorhaben förderlich sein könnte. Ich hatte mich aber getäuscht, denn nach einem ziemlich langen Forschen hatte ich weiter nichts gefunden und erfahren, als daß das Lager vielleicht eine Woche lang benutzt worden war. Dies erfahren zu haben, hatte für uns gar keinen Wert. Wertvoller war der Schluß, den ich aus der schnellen Entfernung der Kurden zog. Sie hatten sehr wahrscheinlich vorher nicht die Absicht gehabt, heut das Lager zu verlassen, denn ich sah, daß einige der bereits erwähnten Schutzdächer erst gestern neu gedeckt worden waren, was man jedenfalls unterlassen hätte, wenn der heutige Aufbruch schon gestern beschlossen gewesen wäre. Da war gegen Abend Aqil hier angekommen, um wegen des Blutpreises zu verhandeln, zu seinem und unserm großen Schaden, denn sie hatten ihn festgenommen, später auch durch Zufall seinen Sohn ergriffen und dann unsere Pferde gestohlen. Aqil und sein Sohn Ssali Ben Aqil befanden sich jetzt noch in ihren Händen; sie waren der Blutrache, also einem jedenfalls nicht leichten Tod verfallen. Hatten die Kelhur wegen dieser beiden Gefangenen den Lagerplatz so schnell verlassen? Oder vielleicht, weil sie dachten, daß ich mit Halef hierherkommen werde? Vielleicht hatten beide Gründe zusammengewirkt.
    Man braucht mich nicht für einen eingebildeten Menschen zu halten, weil ich es für möglich hielt, daß dreihundert Kurden wegen uns zwei Menschen sich aus ihrem Lager entfernt hatten. Im Orient fällt es der Mücke gar nicht schwer, in kurzer Zeit ein Elefant zu werden; ja, sie kann sogar ganz ohne ihr Zutun sehr leicht zum Dickhäuter werden. Ich hatte Gelegenheit gefunden, mich mit einigem Geschick aus bösen Lagen zu ziehen. Mit Hilfe einiger Kenntnisse, die jeder gebildete Europäer besitzt, und den im wilden Westen gesammelten Erfahrungen war es mir gelungen, einigen Stämmen der Dschesireh hier und da einen kleinen Dienst zu erweisen. Das war erzählt und von Mund zu Mund weitergetragen worden. Weil nun jeder Erzähler seiner Phantasie dabei freien Raum gelassen hatte, war eine Sagen- und Legendenbildung entstanden, durch welche mein Bild und auch Halefs kleine Figur wie auf der Leinwandfläche eines Hydro-Oxygengas-Mikroskops erschienen. Die Legende hatte meine Kenntnisse und Geschicklichkeit in das Ungeheure vergrößert; noch berühmter aber als ich selbst waren meine beiden Gewehre. Man erzählte sich, daß die Kugel meines Bärentöters durch Stahl und

Weitere Kostenlose Bücher