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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Beweis geben sollten, daß es Allah außerordentlich gut mit dir gemeint hat, als er es so fügte, daß du mich kennenlerntest!“
    Der kleine Halef fühlte sich sehr leicht beleidigt, selbst auch von mir. In solchen Fällen pflegte ich zu schweigen, denn sein Zorn verrauchte ebenso schnell, wie er gekommen war, und sein gutes Herz und seine Anhänglichkeit machten es ihm unmöglich, mir etwas nachzutragen. So auch hier. Als eine Weile verging, ohne daß ich sprach, überflog er mein Gesicht mit einem prüfenden Blick und fragte in besorgtem Ton:
    „Was ist mit dir, Sihdi? Du redest nicht, und wir befanden uns doch so schön im Flusse des Gespräches. Habe ich dir weh getan?“
    „Nein. Ich dachte nur über die Vorzüge nach, die dich so hoch über mich erheben.“
    „Über dich? Das habe ich nicht gemeint; davon habe ich nicht gesprochen, denn alle die Vorzüge, welche ich besitze, hast erst du in mir ausgebildet. Drum preise und danke ich Allah täglich in allen fünf Gebeten dafür, daß er mich damals mit dir zusammenführte, als wir uns mitten in der Wüste kennenlernten. Willst du nun wieder gut mit mir sein?“
    „Ich bin gar nicht bös auf dich gewesen!“
    „Diese deine Worte erquicken mein Herz und erfreuen meine Seele bis dahin, wo sie am tiefsten in meinem Innern liegt. Es kommt sehr selten aber doch zuweilen vor, daß du unzufrieden mit mir bist. Dann fahren mir zehntausend Debabis (Stecknadeln) durch mein Gemüt, und es ist mir, als ob im Mittelpunkt der Liebe, die ich zu dir fühle, hunderttausend Kibritat frengija (Streichhölzer) brennen. Ich habe dann nicht eher Ruhe, als bis dein Mund wieder lächelt und dein Auge wieder freundlich geworden ist.“
    Das mit den Stecknadeln und Zündhölzern war wieder gut! Ich hütete mich aber sehr, mein Lachen von vorhin zu wiederholen.
    „Wir sind übrigens“, fuhr er fort, „ganz von dem abgekommen, was wir vorhin sprachen. Du meintest, daß wir nicht Gewalt sondern List gegen diese Kurden anwenden wollen. Hast du dir den Streich, den wir ihnen spielen werden, vielleicht schon ausgedacht?“
    „Nein.“
    „Aber ein guter Feldherr muß stets schon vorher wissen, welch einen Plan er auszuführen hat!“
    „Ich bin kein Feldherr, aber wenn ich einer wäre, würde ich nicht eher einen Plan entwerfen, als bis ich den Feind und alle Verhältnisse, die ihn und seine Absichten betreffen, kennengelernt hätte. Wenn du ein Pferd kaufen willst, kannst du da, ehe du es gesehen hast, im voraus sagen, wie du es behandeln wirst?“
    „Nein.“
    „Ebensowenig können wir jetzt schon bestimmen, in welcher Weise wir gegen die Kelhur vorgehen werden. Laß uns übrigens das Gespräch abbrechen, denn ich finde, daß die Fährte nun unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt!“
    Hatten die Kurden bisher alle gangbaren Wege vermieden, so gab es jetzt keine Wege mehr, denen sie sich hätten fernhalten müssen. Wir waren erst über grasige Flächen, dann durch lichten Wald gekommen und ritten jetzt eine nackte, weit ausgedehnte und schräg ansteigende Felsentafel hinan, auf welcher die Pferdehufe keine Stapfen hatten hinterlassen können; ich hatte mich nur an kleine, winzige Zeichen zu halten, leise Schürfungen oder Kratzungen, die einem weniger geübten Auge sicherlich entgangen wären.
    Daß die Kurden den gangbaren Wegen ausgewichen waren, sollte jedenfalls eine Vorsichtsmaßregel von ihnen heißen, war aber gar nicht geeignet, der Klugheit ihres Anführers von mir eine gute Zensur zu erwirken. Ein harter, festgetretener Weg nimmt die Spuren nicht so auf wie der weiche Grasboden, und wenn ich der Verfolgte gewesen wäre, so hätte ich grad die Wege gewählt, um, von dem einen in den andern einbiegend und also verschiedene oder gar ganz entgegengesetzte Richtungen einschlagend, den Verfolger von mir abzubringen. Schir Samurek hatte pfiffig sein wollen, war aber grad das Gegenteil von klug gewesen.
    Als wir den oberen Rand der Felsenplatte erreichten, sahen wir eine weite Heidestrecke vor uns liegen, deren Ende aber nicht ersehen werden konnte, weil sie mit zwar einzeln stehenden doch in ihrer Gesamtheit die Fernsicht hindernden Kiefern bestanden war. Von hier aus gingen die Spuren auseinander; sie führten nach allen Richtungen, natürlich nur nicht rückwärts, in die Heide hinein.
    „Allah 'w Allah!“ rief Halef aus. „Das ist ein sehr böser Streich, den die Kurden uns da gespielt haben, ein sehr böser!“
    „Wieso?“ fragte ich.
    „Siehst du denn nicht,

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