290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner

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keine Kämpfernatur, doch er hieb mit einer von Hass und Sorge getriebenen Urgewalt zu, der seine Gegner wenig entgegenzusetzen hatten.
    Gleichzeitig explodierten Lichtbomben im Hintergrund und setzten eines der Gebäude in Brand.
    Rulfan! Der Schatten des Zeppelins verdeckte einen Teil des Sternenfirmaments. Der Albino schleuderte selbstgebastelte Brandbomben herab; jene Tonkrüge voll mit Alkohol, die sie in Nohq'wa geladen hatten. Brennende Stofffetzen steckten in den Gefäßen, und sobald sie auf dem Boden aufprallten, explodierte alles in Licht und Feuer.
    Die Nacht wurde zum Tag, und die heillose Verwirrung der Kultisten war Matts Chance, endlich den Fangschuss zu setzen. Er riss erneut den Driller hoch, nahm Oguul ins Visier.
    Doch bevor er abdrücken konnte, geschah wiederum etwas Unvorhergesehenes:
    Der angebliche Gott warf sich herum und brachte sich mit einem Sprung in einen der Kanäle in Sicherheit! Matt zog dennoch durch, aber das Projektil zischte über den abtauchenden Oguul hinweg.
    Die Wirkung auf seine Jünger blieb glücklicherweise nicht aus. Panik brach aus. Verwirrt und führungslos prallten die Männer gegeneinander, riefen verzweifelt nach ihrem Gott. Etliche brachen ohnmächtig zusammen, andere wandten sich zur Flucht. Alastar und Mowgra hetzten ihnen noch ein paar Schritte hinterher, besannen sich dann aber eines Besseren und kehrten zu den Gefährten zurück.
    Die geflohenen Frauen brachen in die Knie, dankten den Göttern und versuchten ihre Retter zu berühren. Matt, Aruula und Xij mussten sich einer erneuten Übermacht erwehren - nur dass diese nicht auf ihren Tod aus war.
    Matt schluckte schwer, als er die zahllosen Hände abstreifte. Er sah zehnjährige Mädchen und Greisinnen. Frauen, denen man die Zungen ausgerissen hatten und solche, denen Gliedmaßen fehlten. Kaum eine wirkte unverletzt, und Matt wagte nicht, an all die seelischen Qualen zu denken, die sie in der Gefangenschaft der Oguul-Kultisten erlitten haben mussten.
    Stille kehrte ein. Ihre Gegner waren geflohen oder lagen wimmernd am Boden. Sie würden sich irgendwo in den Anlagen der Gärten von Sha'mar verstecken oder den Weg in den Dschungel außerhalb der Festungsmauern suchen. Ihr Gott und Meister hatte sie feige im Stich gelassen und war geflohen - das mussten sie erstmal verdauen.
    Die Feuer brannten allmählich nieder. Rulfan lenkte das Luftschiff gemächlich in ihre Richtung und schwebte bald unmittelbar über ihren Köpfen. »Ist alles in Ordnung bei euch?«, rief er herab.
    »Bis auf einige Schrammen ist alles bestens!«, schrie Matt zurück. »Lass die Leiter runter, damit wir -«
    Er verstummte, als unweit von ihnen plötzlich das Wasser im Kanal zu kochen schien. Gurgelnde Geräusche ertönten, eine Fontäne spritzte hoch - und daraus löste sich ein Wesen, das sie zu voreilig abgeschrieben hatten.
    Oguul!
    Er landete am Ufer und kam mit ausgestreckten Armen auf sie zu.
    Aber etwas stimmte nicht. Er war über und über mit grünem Schlick bedeckt, und seine Bewegungen wirkten hölzern; so als würde er nicht selbst gehen, sondern wie eine Marionette gelenkt werden.
    »Glaubt ihr ernsthaft, einem Gott widerstehen zu können?«, brüllte das Ungeheuer. »Ich bin Oguul, und ich werde euch vernichten!«
    In den nächsten Sekunden trauten die Gefährten ihren Augen nicht.
    Efeuranken kamen aus dem Wald herangekrochen. Algenarme lösten sich aus den Kanälen. Riesige Blätter, die an langen Stielen saßen, erhoben sich aus dem trüben Wasser! Der Schlick, eine kompakte Masse, glitt wie ein überlanger Mantel hinter dem Gott her. Das vielfältige Grün schleppte ihn mit - steuerte es den Ziegenköpfigen sogar?
    Die Vegetation lebt! , durchfuhr es Matt. Er hatte so etwas schon einmal erlebt - mit dem Pflanzenwesen GRÜN. Das aber war ein friedlicher Vertreter seiner Art gewesen; die hiesigen Pflanzen schienen dagegen sein dunkler Bruder zu sein.
    Die ehemaligen Gefangenen drohten neuerlich in Panik zu geraten. Mowgra redete in einem lokalen Dialekt auf sie ein und brachte sie dazu, sich ruhig zu verhalten, während Matt und seine Begleiter den Kampf gegen Oguul und seine pflanzlichen Helfershelfer aufnahmen. Oder war er in Wirklichkeit nur der Sklave der Pflanzen?
    Rulfan kam ihnen zu Hilfe. Er schleuderte weitere Brandsätze herab und sorgte zumindest dafür, dass sich die Efeuranken in den Dschungel zurückzogen. Aruula, Xij und Alastar standen dicht bei dicht und hieben mit Schwert, Messern und Schlagstock auf die