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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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bedeckt mit Erdreich, mit Würmern und Spinnen und Käfern, die dich als Eindringling betrachten?«
    Nainaa schob sie von sich und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Sie werden mich niemals erwischen! Lieber stürze ich mich in den Tod, bevor ich mich neuerlich gefangen nehmen lasse!«
    »Gott Oguul wird es verhindern. Er wird mit dir reden. Seine Worte werden in deinen Kopf kriechen und dir all deine Kraft nehmen. Die Wächter Sha'mars werde sich um dich kümmern. Du hast erlebt, was mit Ahalya geschehen ist. All das Blut, die Narben, die Wunden… und dennoch lächelte sie.«
    »Ich bin stärker als Ahalya!«, widersprach Zaraa trotzig.
    Nainaa lächelte traurig und zog sie neuerlich an sich. »Ist schon gut, Kind; es wird alles wieder gut. - Komm, wir waschen uns und holen Wasser. Vielleicht lassen sie uns zu der Wilden Frau und den anderen Gefolterten vor und wir können ihre Schmerzen ein wenig mildern.«
    Etwas tun. Nicht nur dasitzen und auf die Opferung warten. Das war alles, was ihnen blieb.
    »Und wenn wir sie zu befreien versuchen?«, fragte Zaraa. »Sie wirkt so unglaublich stark! Wer weiß, was sie mit einer Waffe in der Hand anzurichten vermag?«
    »Schlag dir deine Träume aus dem Kopf, dummes Ding! Wir werden gehorchen, und wir werden unser Schicksal mit aller Demut ertragen. Komm jetzt!«
    Zaraa ließ sich mitziehen, hin zum Ziehbrunnen, vorbei an den Wassergärten, deren Nass abgestanden und faulig roch. O nein, sie würde niemals hinnehmen, was die Jünger mit ihr vorhatten. Die Wilde Frau… sie musste sie befreien.
    Während die Sonne höher stieg und seine wärmenden Strahlen über die Ruinenlandschaft warf, wurden die monoton klingenden Stimmen und das Getrommel stärker, intensiver. Die Rhythmen klangen bedrohlich, und sie schienen niemals mehr wieder enden zu wollen.
    ***
    Tage zuvor
    Berge, so weit das Auge reichte.
    Zerklüftet, nackt, von Stürmen und Unwettern geformt. Sie wirkten wie Runzeln inmitten dieses graubraunen Hügel-Einerleis. Vereinzelt ragten verkrüppelte Gewächse in den Himmel. Eine Herde antilopenähnlicher Tiere zog entlang eines Gewässers, das wie ein silbern glänzender Faden wirkte. Einige der schwächeren Tiere blieben stehen und soffen gierig, rabenähnliche Vögel kreisten interessiert über ihnen. Kolks.
    »Du träumst?«, fragte Aruula.
    »Ein wenig.« Matt atmete flach und tat keine Bewegung zu viel. Die Luft war dünn. Sie bewegten sich in einer Höhe von etwa fünftausend Metern.
    »Ich wollte, wir könnten ein wenig tiefer gehen.« Die Barbarin trat unruhig von einem Bein aufs andere.
    »Das geht nicht«, erklärte Matt geduldig, nicht zum ersten Mal während der letzten Tage. »Die Stürme sind gefährlich. Sie könnten uns gegen die Bergrücken oder in die Tiefe drücken.«
    »Laviniaa, die Göttin der Winde, wird unsere Geschicke lenken«, sagte Aruula, »sofern sie ihre Launen im Zaum hält.«
    Matt verzichtete auf eine Entgegnung. So viel seine Begleiterin auch gesehen und so viel sie auch gemeinsam erlebt hatten - sie würde niemals auf die Rezitation aus dem reichhaltigen Götterolymp der Dreizehn Inseln verzichten.
    »Hunger!«, sagte der seit einiger Zeit wortkarge Alastar. Der Hüne rieb sich über seinen ausgemergelten Leib. »Unsere Vorräte aus diesem vermaledeiten Zirkus sind so gut wie aufgebraucht. Wir sollten runtergehen und uns um das Wohlbefinden unserer Mägen kümmern.«
    »Es ist zu gefährlich!«, wiederholte Matt gebetsmühlenartig. »Wir müssen warten, bis wir die Ebene erreichen.«
    »Welche Ebene?«, fragte der Chefexekutor eindringlich. »Seit Tagen fahren wir über Hügel, Berge und schneebedeckte Höhenzüge dahin. Mir scheint, dass wir mittlerweile das Dach der Welt erreicht haben.«
    Das Dach der Welt… Tatsächlich war der Hindukusch, dessen Ausläufer sie soeben querten, ein Vorgeschmack auf das noch viel mächtigere Himalaja-Massiv. Matt musste augenblicklich an ihr Ziel denken. An das sagenumwobene Agartha, von dem laut Alastar der Fluch der Versteinerungen ausging.
    »Wir können hier nicht landen«, ergriff Rulfan Partei für ihn. Der Kampfgefährte deutete nach unten, auf eine kleine Gruppe Antilopen-Nachzügler. Sie witterten alarmiert in die Luft, schreckten hoch, wollten davonhasten - und wurden im selben Moment von zigtausenden wurmähnlichen Geschöpfen überfallen, Mudd-Würmern nicht unähnlich, die unvermittelt aus der Erde hochgeschossen kamen. Sie bohrten sich in die Flanken ihrer Opfer, fesselten sie

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