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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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das Wasser hatte sich neue Wege gegraben und die Ebene durchackert, nicht zuletzt bedingt durch die großen Umwälzungen, die der Einschlag von »Christopher-Floyd« nördlich von ihnen bewirkt hatte, vor mehr als fünfhundert Jahren.
    »Bist du bereit?«, fragte Aruula. Ihr Griff ging zum Schwert. Sie schüttelte ihr langes Haar, atmete kräftig durch und bedeutete Matt, endlich loszumarschieren.
    »Ich bin bereit.« Er schulterte den Rucksack, in den sie einige Gegenstände gepackt hatten, die sich für Tauschgeschäfte eigneten, tastete nach Driller und Kombacter, seine beiden besten Freunde in dieser ihm unbekannten Umgebung, und wandte sich Rulfan zu. »Ihr folgt uns mit dem Luftschiff, wenn ihr bis morgen früh kein Lebenszeichen von uns bekommt.«
    »Alles klar«, sagte Rulfan, Xij und Alastar nickten dazu. »Nehmt euch in acht.«
    Matt grüßte mit erhobener Hand und machte sich auf den Weg, auf das wogende Meer der Halme zu, Aruula an seiner Seite. Es war fast wie in alten Zeiten.
    Die Barbarin gab sich gelassen. All die weithin verstreuten und ruhig grasenden Tiere in ihrem Blickfeld waren ein deutliches Indiz dafür, dass dieser Landstrich weitaus weniger Gefahren aufwies als das Hochgebirge des Hindukusch; so wie auch die Existenz eines Dorfs auf gute Lebensbedingungen für Menschen hindeutete.
    Matt zog den Kopf zwischen die Schultern. Ihn fröstelte mit einem Mal. Konnten sie denn sicher sein, Menschen zu begegnen? Er dachte an ihre letzten Zwischenlandungen zurück. Einmal waren sie auf Guule getroffen, dann auf halbe Fischwesen [2] . Er hoffte von ganzem Herzen, dass es diesmal anders sein würde.
    ***
    Die Gräser erwiesen sich als scharfkantig und von Klettengewächsen befallen. Aruula, die selbst bei Eiseskälte am liebsten halbnackt durch die Gegend lief, zog sich eine speckige Lederhose über, um Schnittwunden vorzubeugen.
    Wann immer es ging, folgten sie Trampelpfaden, die auf die Bewegungen großer Tierherden schließen ließen. Dicke fleggenähnliche Geschöpfe brummten durch die Luft, mehrere Dutzend unterarmgroßer Grashüpfer mit meterlangen Fühlern begleiteten sie neugierig. Riesenhafte Vögel, deren Flügelspannweite Matt auf mindestens acht Meter schätzte, kreisten über ihren Häuptern.
    Ein Schrei ertönte. Schrill, enervierend laut. Ein Tier löste sich aus dem Gras. Es nahm Anlauf, kam auf sie zu. Aruula hielt ihr Schwert bereits in der Hand, bevor Matt auch nur daran denken konnte, eine seiner Schusswaffen zu ziehen. Sie stand da, breitbeinig, bereit, sich einem mehrere Meter langen Gegner zu stellen, dessen gelbgrüner Echsenleib in dieser Umgebung eine nahezu perfekte Tarnung darstellte.
    »Zur Seite!«, rief die Barbarin und bedeutete ihm, nach links auszuweichen.
    Matt gehorchte. Er verließ sich auf den Instinkt seiner Begleiterin. Das Tier würde sich bei einem Angriff für einen von ihnen entscheiden müssen, was dem Anderen die Gelegenheit bot, es von der Seite her zu attackieren.
    Er fühlte den Boden unter seinen Beinen schwanken. Die Echse stützte ihr gewiss tonnenschweres Gewicht auf Läufe mit langen Krallen, die den Boden zerfurchten, die Erdreich und Grassoden hoch in die Luft schleuderten.
    Matt legte mit dem Driller an. Die Distanz war auf weniger als fünfzig Meter geschrumpft. Er musste feuern, jetzt!
    »Nicht schießen!«, hörte er Aruulas Schrei. »Lass es in Ruhe!«
    Matt zögerte, senkte die Waffe, sah Aruula zweifelnd und nervös an. Die Echse war bis auf zwanzig Meter heran. Ihr warzenbesetzter Kopf saß auf einem langen Hals und bewegte sich hin und her. Das Tier schnaufte und ächzte.
    Matt fluchte, wich weiter zur Seite aus. Er drohte zu stolpern und in das Halmgestrüpp zu stürzen, fing sich aber wieder und tat einige hastige Schritte aus der Gefahrenzone hinaus…
    Ein plötzlicher Windstoß brachte ihn neuerlich aus dem Gleichgewicht. Die Echse - sie hatte Flügelhäute ausgebreitet und erhob sich soeben in die Luft, gewann schwerfällig Meter für Meter und ächzte dabei erbärmlich.
    »Ein Flugsaurier!«, stieß Matt verblüfft hervor. Er verfolgte den Kurs des Tieres mit Blicken. Es zog sich schraubenförmig in die Höhe, von einer Thermik getragen. Aller Anschein von Schwerfälligkeit war von ihm abgefallen. Die Bewegungen wirkten elegant und selbstbewusst. Keine Frage - die Flugechse war in ihrem Element.
    »Es ist ungefährlich.« Aruula trat zu ihm, überprüfte kritisch die Schneide ihres Schwertes und steckte dann die Waffe zurück in die

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