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290 - In den Gärten von Sha'mar

290 - In den Gärten von Sha'mar

Titel: 290 - In den Gärten von Sha'mar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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meinte er, zigtausende Vertreter dieser schrecklichen Tiere zu erkennen, die das felsige Gelände hinauf und auf den Scheiterhaufen zukrochen. Schaudernd wandte er sich wieder ab und blickte nach Osten, ihrer ungewissen Zukunft entgegen.
    Agartha. Welche Gefahren würden dort auf sie warten?
    ***
    Die Elektromotoren brummten protestierend, als Rulfan das Luftschiff gegen die starken Winde zum Landen zwang. Matthew Drax blickte erleichtert nach Osten. Sie hatten es geschafft, die Gipfel des Hindukusch waren nur noch als nebelverhangene Zacken in weiter Ferne zu erahnen.
    Sie hatten ein Trümmerfeld passiert, das einstmals die stolze afghanische Stadt Kandahar gewesen sein mochte, vor Jahrtausenden von Alexander dem Großen gegründet und jetzt nur noch Schutt und Asche. Sie waren immer weiter Richtung Süden ausgewichen, hatten weitere Ausläufer des Hindukusch umfahren.
    Immer wieder waren sie auf Spuren gestoßen, die auf das unheilvolle Wirken der Wurmwesen hinwiesen. Berge von ausgebleichten Knochen, vom Blut rotgefärbte Täler, verunreinigte Wasserläufe - dies alles hatten sie gesehen, und als sie die Hoffnung auf eine Veränderung beinahe aufgegeben hatten, war das Land abgefallen, waren die schmalen Kerbtäler und die schroffen Bergspitzen einer endlos wirkenden Ebene gewichen.
    Das Indus-Becken lag vor ihnen. Uraltes Kulturland, bereits vor mehr als fünftausend Jahren Siedlungsraum einer bedeutsamen Zivilisation, die den Namen des beherrschenden Flusses erhalten hatte.
    Matt sah saftiges grünes Weideland, so weit das Auge reichte. Ziegen mit langen Hörnern ästen friedlich im Schatten einzelner Baumgruppen. Der Wind fegte durch unkultivierte, kniehohe Halmgewächse wie über die Wellenkämme eines bewegten Ozeans. Nirgendwo zeigten sich mehr Hinweise auf das Wirken der schrecklichen Würmer. Es war, als mieden sie diese Gegend.
    Vielleicht können sie nur in größeren Höhenlagen überleben , mutmaßte Matt, und ihr einfacher Metabolismus verträgt die wärmeren Temperaturen und die veränderten klimatischen Bedingungen nicht.
    »Das erscheint mir alles zu friedlich, zu ruhig«, sagte die misstrauische Aruula. Sie sprang aus zwei Metern Höhe aus der Gondel, schnappte sich eines der Taue und schlang es um den Stamm eines Baums mit weit auffächernden Ästen.
    Matt folgte ihr, dann Xij. Sie halfen der Barbarin, das Luftschiff zu vertäuen, während Rulfan die Gondel sanft aufsetzen ließ. Sie hatten einen etwas abseits vom Grasmeer gelegenen Landeplatz gewählt, nahe einer wie ein Mahnmal hochragenden Gesteinszinne. Dieser einsam dastehende Felsturm und die ihn umgebenden Bäume verbargen den Zeppelin fast zur Gänze vor neugierigen Augen.
    »Dort ist unser Ziel«, sagte Matt und deutete in Richtung Norden. Dünne Rauchfäden deuteten auf eine menschliche Ansiedlung in einer Entfernung von etwa acht Kilometern hin. Der Rauch stieg in unmittelbarer Nähe mehrerer kleiner Hügel in die Luft. »Wie abgesprochen: Nur Aruula und ich gehen.«
    Er hatte mit Engelszungen reden müssen, um das durchzusetzen. Bei Rulfan war es einfach gewesen: Er bildete als bester Pilot ihre Rückversicherung und musste deshalb an Bord bleiben. Alastar davon zu überzeugen, dass er als erfahrener Kämpfer das Luftschiff bewachen sollte, war schon schwieriger. In Wahrheit hatte Matt zwei andere Gründe: Erstens wirkte der zwei Meter große Exekutor, dem ein Auge und das linke Ohr fehlten, nicht gerade Vertrauen erweckend bei einem Erstkontakt. Zweitens blockierte er Aruulas Lauschsinn, der ihnen in der Siedlung nützlich sein konnte.
    Und Xij… nun, Xij war eben Xij. Unberechenbar und impulsiv. Man konnte nicht vorhersagen, welche Narretei ihr wieder in den Sinn kommen würde. Matt hatte sie beiseite genommen und sie gebeten, darauf zu achten, dass es keine Reibereien zwischen Rulfan und Alastar gab.
    Er trank von dem Wasser und reichte die Feldflasche an seine Begleiterin weiter. Aruula nippte lediglich daran und blickte gedankenverloren über die Ebene. Weit im Osten glitzerten mehrere Silberfäden. Flüsse oder Bäche, die sich weiter im Süden zum Indus vereinigen würden. Matt folgte ihrem Blick.
    Der Indus… ein Fluss, um den sich viele Mythen rankten und der einstmals die Lebensader eines Landes namens Pakistan gewesen war. Millionen und Abermillionen Menschen hatten entlang seines von vielen Stauseen und Staubecken gekennzeichneten Laufs ein verhältnismäßig gutes Auskommen gehabt. Doch diese Zeiten waren lange vorbei;

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