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292 - Chimären

292 - Chimären

Titel: 292 - Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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an Khyentse gehalten, um an das Wissen zu kommen, das in den Geheimen Kammern Agarthas lagerte. Denn das wahre Wissen der Welt, wie er es nannte, interessierte ihn weit mehr als alles, was sie im Unterricht lernten. Tatsächlich hatte er bereits den ZERSTÖRER gesehen, ein unbesiegbares Wesen, das hier in Agartha in einem Nichtzeitfeld gefangen gehalten wurde.
    Doch schon seine zweite verbotene Exkursion in Khyentses Fahrwasser hätte beinahe im Fiasko geendet, da Chan einer Begegnung mit König Tenpa nur denkbar knapp hatte ausweichen können. Der Schock darüber hatte auch bei Chan viele Wochen angehalten, aber heilsam war er nicht gewesen. Denn jetzt drängte es den jungen Mann wieder zu den Geheimen Kammern .
    »Nein, das können wir nicht tun. Chan, bitte, verlange das nicht von mir.« Khyentse sah ihn aus großen Augen an. Gänsehaut bildete sich auf ihren Unterarmen. »Ich habe Angst. Wenn man uns dort unten erwischt, werden wir verbannt. Ich will aber nicht aus Agartha weg.«
    Es war nicht schwierig für Chan, sie mit sanftem Druck, speziell dem Hinweis, seine hübsche Nachbarin Jetsünma würde das sofort für ihn machen, zu überreden.
    Kurze Zeit später gingen sie erneut durch die Geheimen Kammern , ein elektronisch abgesichertes, Quadratkilometer großes Areal aus zerklüfteten Felsen, Höhlen aller Größen bis hin zu mächtigen Tropfsteinkathedralen, schmalen Wegen und eisernen Brücken, die über unergründlich tiefe Felsspalten führten. Chan hatte sich ein selbstgebasteltes elektronisches Kästchen umgehängt. Es strahlte ein Signal ab, das die zahlreichen Überwachungskameras für die Dauer seiner Passage auf Standbild schaltete. So blieb er auf den Monitoren unsichtbar.
    Chan hielt sich erst gar nicht mit der Beta-Sektion auf, er wollte in den Alpha-Bereich, wo laut Khyentse die größten Geheimnisse lagerten und wo auch der ZERSTÖRER dem Jüngsten Tag entgegenschlummerte.
    Sie betraten die zusätzlich gesicherte Alpha-Sektion. Dabei handelte es sich um eine Felskathedrale, die eine Höhe von rund zwanzig und einen Durchmesser von gut einhundert Metern aufweisen mochte. Der größte Teil des Höhlenbodens war von einem Stalagmitenfeld bedeckt, nur am Rand der Höhle führte ein schmaler Weg entlang, an dem eine Reihe in die Felswand eingelassener Stahltüren lag. Die unregelmäßigen Abstände konnten ein Indiz dafür sein, dass die Räume dahinter verschiedener Größe waren.
    Chan durchstreifte einige Kammern nach Belieben, denn innerhalb der Alpha-Sektion waren die Türen nicht mehr gesichert. Hier hatten tatsächlich nur noch Große Räte Zugang, während die Beta-Sektion in Ausnahmefällen auch von ausgesuchtem Hilfspersonal betreten werden durfte.
    In der vierten Kammer, einer hohen Felsenhöhle, stieß Chan auf eine faszinierende Apparatur. Sie ruhte auf einer langgezogenen Schaltkonsole mit Hunderten von Displays, Knöpfen, Kabeln und Reglern, war sicher an die acht Meter hoch und sah aus wie ein erstarrter Zyklon mit einem blinden Auge in der Mitte.
    »Was zum Yama(tibetischer Totengott, oft mit dem Teufel gleichgesetzt) ist denn das?«, fragte er verblüfft und fasziniert zugleich.
    Khyentse, die neben ihn getreten war, lächelte ihm zu. Sie freute sich wie ein kleines Kind, wenn sie Chan gegenüber mal einen Wissensvorsprung besaß. Denn daraus leitete sie ab, ihm geistig mindestens ebenbürtig zu sein, und begann umgehend mit kleinen Spielchen, von denen sie glaubte, dass er sie mochte.
    »Was, du weißt nicht, was das ist, mein Geliebter?«
    Chan zog sie an sich und küsste sie. »Nein, mein Herz, woher sollte ich? Aber du wirst es mir sicher gleich sagen, oder? Ich liebe es, wenn du mein Wissen erweitern kannst.«
    Ihre Augen funkelten. »Was du vor dir siehst, ist eine atlassische Gedankensphäre .«
    »Aha. Und was tut sie, die atlassische Gedankensphäre ?«
    »Ich weiß es nicht. Niemand von den Großen Räten hat eine Ahnung. Wir wissen nur, dass schon die Vorvorvorväter die Gedankensphäre stillgelegt haben, weil sie mit unkontrollierbaren Gefahren verbunden ist. Deswegen ist es auch streng verboten, diese Maschine zu nutzen. Aber weil niemand mehr weiß, wie sie funktioniert, kann sie auch niemand missbrauchen. Sie steht hier nur noch als musales Artifakt…«
    »Du meinst wohl museales Artefakt.«
    »Ja, habe ich doch gesagt. Auf jeden Fall soll die Maschine die ruhmreiche Geschichte Agarthas dokumentieren.«
    »Hm.« Chan war geradezu fasziniert von der Gedankensphäre .

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