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292 - Chimären

292 - Chimären

Titel: 292 - Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Kreuz.
    Noch befand sich das Luftschiff nicht ganz über dem Spalt, aber Matt musste handeln, bevor die Bestie sprang. Sonst wäre alles umsonst gewesen.
    Er zielte mit dem Driller auf das Kreuz und drückte ab. Einmal, zweimal.
    Treffer!
    Plötzlich stand eine zweite Sonne am Himmel. Das Luftschiff verging in einem gigantischen Feuerball! Brennende Fetzen und Metallteile zischten nach allen Seiten weg, wurden zu gefährlichen Geschossen. Die Druckwelle wirbelte Matt und Lhündrub herum und machte sie für einige Momente taub.
    Beide zogen an der Reißleine. Matts Fallschirm öffnete sich vorbildlich. Es gab einen starken Ruck. Für einen Moment wurde er nach oben gerissen, dann begann er sanft zu schweben. Er beobachtete, wie die Reste des explodierten Luftschiffs nach unten taumelten und in der Lavaspalte verschwanden, und mit ihnen der ZERSTÖRER.
    Matt war zufrieden. Bis er nach Lhündrub schaute…
    Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Lhündrubs Fallschirm war nur halb aufgegangen!
    Sie hatten keine Reserveschirme. Fast ungebremst schlug der Luftschiffer aufs Eis.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße… Matt murmelte es wie ein Mantra, als er landete, aus seinem Schirmgurt schlüpfte und zum reglos daliegenden Großen Rat rannte.
    Es war ein Wunder, aber der Mann lebte noch. Trotzdem konnte Matt sich nicht über ihre gelungene Wahnsinnstat freuen. Wahrscheinlich würde Lhündrub es nicht schaffen.
    Über den Horizont näherte sich ein zweites Luftschiff. Das Sanitätsfahrzeug »Sebbulin«, wie Matt wusste. Aruula und Rulfan flogen darin mit.
    Kurze Zeit später konnte Matt seine Geliebte in die Arme schließen und Rulfan stumm abklatschen. Lhündrub wurde notversorgt.
    Matt sah sich um. Der ZERSTÖRER war weit und breit nicht zu sehen. Die Lava hatte ihn verschlungen. Matt atmete durch.
    ***
    Bereits am nächsten Tag machten sich Matt Drax, Aruula, Rulfan und Xij auf den Weg zurück nach Ostdeutschland. Lobsang Champa legte ihnen keine Steine in den Weg, als sie schworen, über Agartha Stillschweigen zu bewahren. Im Gegenteil, er drängte sogar darauf, dass sie das Königreich der Welt so schnell wie möglich wieder verließen. Er war äußerst distanziert und hielt es nicht einmal für nötig, sich für seine Rettung zu bedanken. Er folgte der einfachen Logik, dass es erst gar keine Probleme gegeben hätte, wenn die Fremden nicht hier aufgetaucht wären.
    Immerhin stieg Matt erleichtert in die MYRIAL II ein, denn er hatte erfahren, dass Lhündrub durchkommen würde. Alastars Ableben nahmen sie zur Kenntnis, ohne in Tränen auszubrechen. Und auch an Khyentse, die verhaftet worden war, verschwendeten sie keinen weiteren Gedanken. Die beiden hatten nicht nur Tod und Leid über Agartha gebracht - sie hatten letztlich auch vereitelt, dass man den ZERSTÖRER gegen den Streiter einsetzen konnte.
    Xij saß auf der seitlichen Bank und gab sich sehr einsilbig. Immer wieder starrte sie so intensiv vor sich hin, als sei sie völlig weggetreten.
    »Willst du uns nicht erzählen, was passiert ist?«, fragte Aruula irgendwann und nahm sie in den Arm.
    Xij kuschelte sich an sie, sie schien Nähe zu brauchen. »Ich weiß jetzt, was mit mir los ist«, begann sie leise und stockend zu erzählen, so als habe sie nur darauf gewartet, dass jemand Interesse zeigte. »Seit vielen Jahrhunderten werde ich immer wieder neu geboren. Wenn ich sterbe, wechsle ich in einen anderen Körper… in irgendeinen beliebigen, irgendwo auf der Welt. Zu einem Zeitpunkt, da sich sein Bewusstsein bildet, noch im Mutterleib. Einige Monate später werde ich dann geboren und wachse ganz normal auf… bis ich sterbe und der Kreislauf von vorne beginnt.«
    Sie schwieg einen Moment, wartete darauf, für verrückt erklärt zu werden. Als das niemand tat, fuhr sie fort:
    »Das geht, wie gesagt, seit Jahrhunderten so, doch in Wahrheit bin ich noch viel älter. Agartha war ein Wendepunkt in meinem Leben… als mir meine alte Existenz geraubt wurde und ich in einer neuen erwachte. Ich weiß, dass die letzte Inkarnation dieses alten Lebens eine junge Europäerin namens Francesca war, die es einst hierher verschlug. Die Großen Räte schlossen sie an die Gedankensphäre an, eine schreckliche atlassische Maschine, die Erinnerungen stahl. Francesca gelang es, sich loszureißen, stürzte aber auf ihrer Flucht in einen Abgrund. Und wurde irgendwo als Baby wiedergeboren, ohne sich an ihre Vorleben erinnern zu können. So geht es bis heute. Nur im Schlaf und in meinen

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