2931 - Verbrechen ohne Ausweg
zuzuhören, wenn sein Vorgesetzter vertrauliche Dinge mit einem offenbar ebenfalls hochgestellten Kollegen besprach.
Lieutenant Donovan führte seinen Bekannten ein Stückchen weg. Offenbar wollte er bei dem Gespräch keine Zeugen haben.
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte er, ohne seine Hände aus den Taschen zu nehmen. »Übrigens, wie heißen Sie zurzeit?«
Der andere lächelte. »Ich habe mehrere Ausweise bei mir, aus verschiedenen Ländern. Sergio Pellegrini, Johann Moosgruber, François Dupont … Sie können sich einen aussuchen. Für heute schlage ich vor: Miller. Joe Miller.«
»Na gut, Miller. Was führt Sie zu mir?«
»Ich war gerade auf Ihrem Polizeirevier. Dort sagte man mir, dass ich Sie hier finden würde.«
»In dienstlichen Angelegenheiten können Sie auch meinen Chef sprechen, Captain Mulligan. Ein ehrlicher, zuverlässiger, tüchtiger Mann.«
»Daran zweifle ich nicht. Aber Sie kenne ich eben schon aus gelegentlicher früherer Zusammenarbeit. Wir von der CIA geben unsere Identität möglichst wenigen Leuten preis. Diese Geheimnistuerei ist manchmal sehr lästig, aber eben notwendig.«
»Was kann ich diesmal für Sie tun, Miller?«
Der angebliche Mr Miller griff in die Innentasche seines Anzugs, zog ein Foto heraus und reichte es dem Lieutenant.
»Wir sind hinter diesem Mann her. Er soll sich zurzeit in New York aufhalten.«
Lieutenant Donovan betrachtete das Foto. Es war ein Brustbild eines ziemlich durchschnittlich aussehenden Mannes mittleren Alters.
»Das ist kein Polizeifoto«, sagte Donovan.
»Es ist ein Foto, das wir selbst angefertigt haben. Auf der Rückseite stehen sein Name und die wichtigsten Daten, die wir über ihn haben.«
Donovan drehte das Bild um. »George Graham«, las er. »Was hat der Bursche ausgefressen?«
»Wenn ich auch nur die Hälfte seiner Straftaten aufzählen würde, müssten wir beide heute Überstunden machen. Ein Verzeichnis seiner kleinen Gaunereien und größeren Verbrechen wäre dicker als die Bibel. Aber uns interessiert nicht, ob er mal bei einem Raubüberfall Schmiere gestanden hat. Wir verdächtigen ihn, neueste Computertechnologie ins Ausland verkaufen zu wollen. In ein Land, zu dem wir, zurückhaltend formuliert, nicht gerade freundschaftliche Beziehungen unterhalten. Uns gefällt der Gedanke nicht, dass die Kerle mit Hilfe unserer eigenen Technologie eines Tages Atomraketen auf uns abschießen könnten.«
Lieutenant Donovan betrachtete immer noch das Bild. »So sieht der Kerl also aus!«, murmelte er.
»Sie kennen ihn?«
»Nicht sein Gesicht und auch nicht seinen Namen, aber die Autonummer, die hier steht. Die Suche nach mir hat Sie genau an den richtigen Ort geführt, Miller. Ein Wagen dieser Marke und dieses Kennzeichens stand die ganze Nacht hier auf dem Hof. Der Fahrer des Wagens wurde hier offenbar überfallen und verletzt.«
»Daher also die Blutspuren hier auf dem Boden.«
Donovan nickte. »Er schleppte sich zu seinem Wagen, stieg ein und fuhr weg. Dabei beschädigte er den neben ihm parkenden Wagen. Und dessen Besitzer, Mister Logan, hat uns benachrichtigt.«
»Mit anderen Worten: Sie suchen den Mann bereits?«
»Klar.«
»Wahrscheinlich ist der Mann längst in einem Krankenhaus.«
»Das habe ich bereits überprüfen lassen. Fehlanzeige. In keinem Krankenhaus in New York wurde in den letzten zwei Stunden ein Mann mit Stichverletzungen eingeliefert.«
»Woher wissen Sie, dass es sich um Stichverletzungen handelt?«
»Niemand hat einen Schuss gehört.«
»Es gibt Schalldämpfer.«
Lieutenant Donovan lächelte. Diesen Burschen vom Geheimdienst musste man wirklich die allereinfachsten Dinge der Polizeiarbeit beibringen. »Schalldämpfer funktionieren nicht an Revolvern, sondern nur an Pistolen. Pistolen aber werfen die leere Patronenhülse aus. Wir haben aber keine Patrone gefunden.«
»Merkwürdiger Bursche!«, wunderte Miller sich. »Wenn mir jemand ein Messer in den Leib gestoßen hätte, würde ich mich sofort in ärztliche Behandlung begeben. Es muss eine ziemlich schwere Verletzung sein, der Menge Blut nach zu schließen, die er hier verloren hat.«
»Sicher begibt er sich in ärztliche Behandlung. Auch Landesverräter wollen nicht sterben. Aber ein Mann mit so vielen Vorstrafen kann nicht in ein Krankenhaus gehen oder zum nächstbesten Arzt. Er wendet sich an einen Mediziner seines Vertrauens. Es gibt genug Ärzte, die gegen entsprechende Bezahlung auch Verbrecher behandeln und darüber eisern schweigen. Ein paar
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