2931 - Verbrechen ohne Ausweg
zu dem Mann hinter der Theke.
»Ein Bier«, wiederholte er.
Am anderen Ende der Theke stand ein Bursche, der mich schon seit meinem Eintreten unverwandt angestarrt hatte. Jetzt wandte er sich mir ganz zu und kam langsam näher. Er war nicht sehr groß, aber enorm breit in den Schultern.
Seine gebrochene Nase verriet, dass er schon in manche Schlägerei verwickelt gewesen war, und sein spöttischer Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er sich mir in jeder Hinsicht überlegen fühlte.
»Es kommt selten vor, dass sich ein so feiner Pinkel hierher zu uns verirrt«, sagte er, als er dicht vor mir stand.
»Ich habe Probleme mit meinem Wagen«, antwortete ich mit einer ziemlich schlechten Begründung für meine Anwesenheit. »Hab schon die Werkstatt angerufen. Bis der Mechaniker kommt, wollte ich mir hier einen Schluck genehmigen.«
Der bullige Typ vor mir warf einen schnellen Blick durch das Fenster hinaus auf meinen Wagen.
»Toller Schlitten«, sagte er. »Macht mir nicht den Eindruck, als sei er schrottreif. Also, was wollen Sie hier?«
»Meinen Durst stillen«, antwortete ich.
Er streckte die rechte Hand aus, griff nach dem Revers meines Jacketts und prüfte zwischen Daumen und Zeigefinger die Qualität des Stoffs.
»Teurer Zwirn«, sagte er. »Der Anzug kostet bestimmt mehr, als ich in einem Monat verdiene.«
»Klar, du verdienst ja gar nichts, Jake«, lachte einer der Männer an den Tischen. »Du lebst ja von dem, was deine Schwester auf dem Straßenstrich verdient.«
»Von dem allein könnte ich nicht leben«, sagte Jake, ohne beleidigt zu sein. »Glücklicherweise habe ich noch mehr Pferdchen laufen. Aber alle zusammen verdienen nicht so viel, dass ich mir einen solchen Anzug leisten könnte.«
»Deine Weiber sind ja auch verdammt hässlich«, lachte sein Kumpel wieder. »Und deine Schwester ist die hässlichste. Fast noch hässlicher als du.«
Jake hatte seine Aufmerksamkeit wieder mir zugewandt. Ich wusste, dass er bald zur Sache kommen würde.
»Leute, die einen so dicken Wagen fahren, haben bestimmt auch eine dicke Brieftasche in ihrem teuren Anzug«, sagte er. »Von ihrem Inhalt könnte ich bestimmt ein halbes Jahr lang leben.«
Er schob seine Hand unter das Revers meines Jacketts.
Jetzt hatte ich genug von dem Spiel und beschloss, ihm kräftig auf die Finger zu hauen. Ich tat, als wolle ich mit der rechten Hand nach der Bierflasche greifen, die der Barkeeper vor mich auf die Theke gestellt hatte. Das gab mir die Gelegenheit, weit genug zu einem Schlag auszuholen.
Es blieb bei der löblichen Absicht. Jemand packte meinen Arm von hinten und hielt ihn fest.
Das störte mich nicht weiter. Zwei Gegner, einer vor, einer hinter mir, jagen mir keine Angst ein. Schließlich war mein linker Arm immer noch frei.
Er war es nicht mehr. Ein zweiter Mann hinter mir packte meinen linken Arm und hielt ihn mit eisernem Griff fest.
Auch das versetzte mich nicht in Panik. Schließlich waren meine Beine noch frei.
Der Glatzkopf hinter der Theke grinste. Er freute sich auf einen sehr einseitigen Kampf und vielleicht auch auf seinen Anteil an der Beute. In dem großen Spiegel hinter ihm sah ich, dass zwei kräftige Burschen hinter mir standen und meine Arme umklammert hielten. Den dritten hinter ihnen sah ich nicht. Ich sah nur das Billardqueue, das er hoch in der Luft schwang.
Instinktiv nahm ich den Kopf zur Seite. Das Queue streifte meinen Kopf und traf mit Wucht meine linke Schulter.
Ein ungeheurer Schmerz zuckte durch meinen Körper. Das Licht um mich erlosch. Mir war plötzlich, als befände ich mich in einer stockfinsteren Höhle unter der Erde. Es wurde mir nicht bewusst, dass ich in die Knie ging und zu Boden sank.
***
Als ich wieder halbwegs bei Bewusstsein war, spürte ich, wie gierige Finger mich abtasteten.
»FBI!«, hörte ich wie aus weiter Ferne eine Stimme sagen, die klang, als sei es die von Jake. »Der Kerl ist ein G-man! Jemand muss uns verpfiffen …«
Weiter kam er nicht. Ich spürte nur, dass die Knie des Kerls, der auf mir kauerte, plötzlich nicht mehr gegen meinen Rücken drückten. Die Dunkelheit lichtete sich und ich erkannte, dass ich nicht in einer Höhle unter der Erde war, sondern in einer schäbigen Kneipe.
Vor mir kniete Jake und hielt sich mit beiden Händen seinen Schädel. Offenbar hatte er einen kräftigen Hieb abbekommen.
Ich kam mühsam auf die Beine.
»Stellt euch dort drüben an die Wand!«, hörte ich eine Männerstimme hinter mir. »Du auch,
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