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2935 - Leichen lügen nicht

2935 - Leichen lügen nicht

Titel: 2935 - Leichen lügen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergeblichen Bemühen, diesem ersten Kreis der Hölle zu entkommen.
    Im obersten Stockwerk herrschte wohltuende Ruhe. Hinter Joe Cumbers Wohnungstür war nur die monotone Stimme eines Nachrichtensprechers zu hören. Offenbar lief der Fernseher. Wir postierten uns links und rechts der Tür und zogen unsere SIGs. Dann klopfte ich dreimal an die Tür.
    »Aufmachen! FBI!«
    Nichts. Ich klopfte erneut. »FBI! Öffnen Sie die Tür!«
    Jetzt kam Leben in die Bude. Eine Tür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen. Dann verstummte der Fernseher. Ein Schlüssel wurde umgedreht. Dann war es plötzlich still.
    Ich nickte meinem Partner kurz zu, dann trat ich ein paar Schritte zurück und warf mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür.
    Sie gab sofort nach. Ich prallte gegen die Flurwand. Mit zwei Schritten war ich bei der Tür zum Wohnzimmer. Sie war verschlossen. Mit der SIG im Anschlag trat ich sie ein.
    Eiskalte Winterluft schlug mir entgegen. Das Fenster zum Hof stand sperrangelweit offen. Der Vogel war ausgeflogen.
    Ich konnte gerade noch sehen, wie er sich über eine braune Backsteinmauer hangelte und im Hof einer Reparaturwerkstatt verschwand.
    »Den schnapp ich mir!«, rief ich Phil zu. »Schneid du ihm den Weg über die Meeker ab!«
    Dann sprang ich aus dem Fenster auf das vorstehende Dach einer Garage und von dort in den Innenhof. Ich stieg durch ein Loch in einem Stacheldrahtzaun und gelangte auf den Parkplatz einer Spedition. Links neben dem Auftragsbüro entdeckte ich die Backsteinmauer, über die Joe Cumber geklettert war. Unter den irritierten Blicken eines jungen Mannes hinter einem schicken Tablet lief ich auf die Mauer zu und schwang mich drüber.
    Auf der anderen Seite landete ich direkt in den Armen eines vierschrötigen Mannes, der in einer grünen, mit glänzenden Ölflecken gesprenkelten Latzhose steckte wie die Wurst in der Pelle.
    »Halt, mein Freundchen! So geht das nicht! Du bist jetzt schon der Zweite! Das ist eine Werkstatt und kein Hindernis-Parcours!«
    Ich hatte keine Zeit, mich auf eine Grundsatzdiskussion einzulassen, zückte meinen Ausweis und sah den in seinem Elan ausgebremsten Automechaniker eindringlich an: »Welche Richtung!?«
    Er starrte erst mich an, dann meinen Ausweis, seufzte tief und deutete dann wortlos auf einen Maschendrahtzaun, der die Werkstatt von einem winzigen Wohnzimmerkino trennte, das sich augenzwinkernd Hello Hollywood nannte. Zwei wacklige Tische und eine Handvoll Klappstühle im Hinterhof ließen auf einen eher intimen Rahmen der Vorführungen schließen.
    Ich nahm den Weg durch den Keller und landete auf der Withers Street. Von Joe Cumber weit und breit keine Spur.
    Auch Phil hatte keinen Erfolg gehabt. »Er wird den Fluchtweg nicht zum ersten Mal benutzt haben«, mutmaßte er.
    »Vermutlich nicht«, stimmte ich zu. »Allerdings spricht die Tatsache, dass er vor dem FBI die Flucht ergreift, nicht unbedingt für ihn.«
    »Glaubst du, er weiß schon, was mit seiner Freundin passiert ist?«
    »Wenn er ihr Mörder ist, ist davon auszugehen.«
    »Es sei denn, Joe Cumber ist eine gespaltene Persönlichkeit«, bemerkte Phil trocken. »Oder vergesslich.«
    Ich setzte mich mit dem zuständigen Polizeirevier in Verbindung und veranlasste eine Nahbereichsfahndung. Innerhalb weniger Minuten schwärmten Cops im ganzen Viertel aus und suchten nach einem Mann, der möglicherweise ein Mörder war, vielleicht aber auch völlig unschuldig.
    Die Aktion verlief im Sand, Joe Cumber war wie vom Erdboden verschluckt.
    ***
    Zwei Stunden später trafen wir wieder im Field Office ein. Die meisten Kollegen hatten schon Feierabend gemacht, Mr High war vor einer halben Stunde zu einem offiziellen Termin des Justizministeriums aufgebrochen. Nur Steve Dillaggio saß noch auf seinem Platz und skypte mit einem Kollegen in San Antonio.
    Wir besorgten uns Kaffee aus dem Automaten und kümmerten uns in der nächsten Stunde um die Anrufe und Mails, die während unserer Abwesenheit eingegangen waren. Es war nichts dabei, was uns weitergebracht hätte.
    »Joe Cumber arbeitet seit drei Monaten bei einer Spedition in Ridgewood«, meldete Phil und warf einen Blick zur Uhr. »Aber heute treffen wir dort wahrscheinlich niemanden mehr an.«
    Er druckte die Adresse aus und fuhr seinen PC runter. Im nächsten Moment steckte Steve seinen Kopf herein.
    »Lasst ihr euch auch noch mal hier sehen«, flachste er.
    Ich berichtete ihm kurz über unseren Misserfolg in Williamsburg und erkundigte mich dann nach dem

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