2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
sehen. Er hatte sich noch nicht bemerkbar gemacht, stand aber direkt vor der offenen Zimmertür.
»Wir wissen von Ihrer Verbindung zu Mariusz Thomson und kennen die Auftraggeber für den Mord an Paul Clarke. Spätestens jetzt können Sie sich auch nicht mehr herausreden. Jetzt sprechen nicht nur die Indizien gegen Sie, sondern auch die Tatsachen. Geben Sie auf«, versuchte ich es erneut.
»Sie bluffen!«, schrie Pearlman zurück. Es war ihm anzusehen, wie er fieberhaft nach einem Ausweg aus seiner Lage suchte.
»Das FBI in Seattle ist eingeschaltet. Wir wissen von dem Auftrag. So wie von allen anderen, die Sie Thomson erteilt haben.«
»Dieser Idiot!«, brüllte Pearlman, dessen Gesicht nun beängstigend rot anlief. »Hat mir das alles hier eingebrockt!«
»Hören Sie, machen Sie es nicht noch schlimmer. Legen Sie Ihre Waffe ab und …« Ich verstummte, als sich Laura Clarke regte.
Michelles Mutter schlug flatternd die Augenlider auf. Sie schien überhaupt nicht zu begreifen, was um sie herum geschah.
»Agent Cotton …«, murmelte sie schwach, als sie mich erkannte. Pearlman umfasste ihren Oberkörper mit einer Hand und richtete sie mit einem brutalen Ruck auf, als sei sie eine Puppe.
»«Schnauze, Schätzchen, sonst bist du tot«, hörte ich ihn in Lauras Ohr murmeln. Die realisierte sofort, was los war, und schwieg. Ihre Augen huschten im Zimmer umher und wurden erst ruhig, als ihr die FBI-Beamtin signalisierte, Michelle gehe es gut.
»Los, ihr beiden ins Badezimmer.« Pearlman unterstrich seine Forderung mit einer knappen Kopfbewegung.
»Pearlman …«, setzte ich erneut an.
»Schluss mit dem Gequatsche. Wenn Sie schon alles über meine Geschäfte mit Thomson herausgefunden haben, wissen Sie auch, dass ich nichts mehr zu verlieren habe.«
»Was haben Sie mit Miss Clarke vor?«, wollte ich wissen.
»Ich lasse mich nicht festnehmen. Sobald ich hier raus bin, lasse ich die Frau frei. Verfolgen Sie mich, erschieße ich sie.«
Ich sah, dass es sinnlos war, ihn weiter zur Aufgabe bewegen zu wollen. Phil war vor der Tür, in Kürze würden die Cops des NYPD eintreffen, sie würden Pearlman zu fassen kriegen. Connie Bloom, die das alles nicht ahnte, sah fragend zu mir herüber und reagierte auf mein knappes Nicken. Bevor sie ins Bad ging, zog sie Michelle hinter dem Sessel hervor und schob sie durch die Tür, dabei stellte sie sich blitzschnell in Pearlmans Schusslinie. Der schien begriffen zu haben, dass ihm auch der Tod des Mädchens nichts mehr nützte, und quittierte Agent Blooms Verhalten mit einem Schulterzucken. Ich folgte der Kollegin. Auf Pearlmans Geheiß hin zogen wir die Tür hinter uns zu und lauschten.
***
Otis Pearlman war zu lange im Job, um auch nur eine Sekunde zu glauben, dass der FBI-Agent alleine gekommen war. Aus diesem Grund packte er Laura Clarke, fesselte der völlig apathischen Frau mit Handschellen die Hände auf den Rücken und schob sie vorsichtig vor sich her zur Tür.
»Hey, FBI-Agent da draußen. Ich komme jetzt raus, nehmen Sie Ihre Waffe runter, sonst gefährden Sie die Geisel.«
Erst rührte sich nichts, dann hörte Pearlman etwas. »Kicken Sie sie herüber, direkt vor die Zimmertür, so, dass ich sie sehen kann«, forderte er dann. Ein Fuß in einem modischen schwarzen Schuh erschien. Die Waffe, die damit über den Teppichboden des Flurs in sein Sichtfeld geschoben wurde, erkannte er als eine SIG-Sauer 9 Millimeter, die Dienstwaffe des FBI. Resigniert nickte er. Die Jungs vom NYPD würden auch gleich da sein, das war ihm klar.
Eigentlich wusste er, dass es vorbei war, seit man ihn im Streifenwagen persönlich angerufen und um Rückkehr zum Hauptquartier gebeten hatte. Man hatte ihm den Grund dafür nicht genannt, aber Pearlman war klar geworden, wie eng das Netz schon war. Und jetzt hatte es sich zugezogen. Sosehr er sich auch bemühte, er fand kein Schlupfloch mehr.
»Kommen Sie herein, Hände hinterm Kopf.«
Ein großer, gut aussehender Blonder erschien in der Tür.
»Bleiben Sie im Raum. Dann ist die Frau in wenigen Minuten frei.« Damit schob er sich, Laura Clarke immer noch vor sich haltend, durch die Tür, knallte sie von außen zu und rannte los. Die Frau, die vor Angst schon fast wahnsinnig gewesen war, taumelte erschrocken gegen eine Wand. Sie stützte sich ab und schaute verblüfft dem Mann hinterher, der ein Stück weiter vorn eine Tür aufstieß, die zum Treppenhaus führte. Erst als sie ganz sicher war, dass er weg war, begann sie zu
Weitere Kostenlose Bücher