2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
zusammenzureißen.
Der Garten war nicht beleuchtet, die Nacht mondlos und sie benötigte einen Moment, um sich zu orientieren. So vorsichtig wie nötig und so schnell wie möglich bewegte sie sich leicht humpelnd im Schutz der Sträucher auf den Haupteingang des Hotels zu. Dort würde sie Hilfe bekommen. Als sie zwischen den Bäumen und Büschen hindurch etwas erkennen konnte, blieb sie plötzlich wie angewurzelt stehen.
Auf dem äußeren Parkplatz des Geländes, der nicht mehr zum Hotel gehörte und sich ein wenig abseits befand, stand ein Polizeiwagen!
Was für ein glücklicher Zufall, schoss es Michelle durch den Kopf. Das Auto war unbeleuchtet, sie konnte niemanden darin erkennen. Aber der Cop, der zu dem Streifenwagen gehörte, würde nicht weit sein. Langsam pirschte sie sich näher an den Parkplatz heran, wobei sie sich von der Zufahrt zum Hoteleingang entfernte.
Plötzlich knackte ein Ast hinter ihr, jemand atmete schwer, Schritte näherten sich ihr von hinten. Michelle erstarrte einen Moment. Voller Panik schlüpfte sie hinter einen der Bäume und presste sich gegen die raue Rinde.
Ein Mann ging eilig an ihr vorbei, er war dunkel gekleidet und trug eine Art Rucksack in der Hand. Entsetzt presste die junge Frau die Knöchel ihrer Rechten gegen den Mund, als sie trotz der schlechten Sichtverhältnisse den Killer erkannte. Er steuerte direkt auf den Parkplatz zu.
Auch er hat dort geparkt, dachte Michelle und wünschte sich mehr als alles andere, dass der Cop endlich zu seinem Wagen kommen würde. Als er plötzlich zwischen zwei Autos auftauchte, hätte sie beinahe geschrien.
Der Polizist war stämmig und schien völlig arglos, als er auf seinen Wagen zuging. Michelle wusste, wenn sie den Killer aufhalten wollte, musste sie jetzt etwas tun. Sie löste sich aus ihrem Versteck und wollte gerade ansetzen zu rufen, als etwas passierte, was sie vor Schreck wieder in die Dunkelheit zurückweichen ließ.
Oh, nein, dachte sie, als sie sah, wie sich die beiden Männer knapp begrüßten und der Unbekannte dem Cop den Rucksack überreichte und selbst einen Umschlag in Empfang nahm, bevor jeder seiner Wege ging.
***
»Der Mann hieß Paul Clarke. Ein Wissenschaftler, der für einen Pharmakonzern arbeitete. Wohnte in Seattle, war in New York, um einen Fachkongress zu besuchen.«
Der Fall, zu dem man mich und Phil an diesem Abend gerufen hatte, sah auf den ersten Blick wie ein Raubmord aus. Ein Toter in einem kleinen, gemütlichen Hotel am Rande des McCarren-Parks. Das Zimmer war durchwühlt worden. Clarkes Geld und seine Uhr waren verschwunden, weder Notebook noch ein mobiles Telefon hatte man gefunden.
Entdeckt hatte den Toten ein Zimmerkellner. Der Mann war völlig geschockt und bereits von einer Beamtin des NYPD vernommen worden. Dieselbe Beamtin gab uns nun einen Überblick über die ersten Erkenntnisse.
»Der Mann war noch nicht lange tot, als man ihn fand. Wir gehen momentan davon aus, dass der Mord am frühen Abend begangen wurde.«
Das war erst zwei, drei Stunden her.
»Wohnte er alleine hier?«, fragte ich. Auf dem niedrigen Couchtisch standen zwei benutzte Saftgläser.
»Eingecheckt hat er alleine, aber der Portier sagt, am späten Nachmittag hat eine junge Frau nach ihm gefragt. Wir lassen bereits ein Phantombild fertigen«, antwortete die Polizistin.
»Gibt es keine Überwachungskameras auf den Etagen?«, wollte ich wissen.
»Das schon, aber sie sind seit einigen Stunden ausgefallen.«
»Eine junge Frau?« Phil sah sich im Zimmer um. »Vielleicht hat er Gesellschaft gesucht?«
»Nein«, antwortete die Beamtin knapp. »Sie war wohl noch ein Teenager, sah ein bisschen flippig aus, sagt der Portier.«
»Und niemand hat sie wieder gehen sehen.« Mein Partner blickte nachdenklich vor sich hin.
»Du denkst, sie hat ihn getötet?«,
»Nein, Jerry. Irgendetwas sträubt sich in mir, das zu glauben. Auch wenn alles danach aussieht.«
»Sie könnte ebenfalls tot sein«, gab ich zu bedenken. »Wir müssen das gesamte Hotelgelände absuchen.«
»Hätte sie ungesehen das Hotel verlassen können?«, wandte ich mich dann an die Polizistin.
»Laut der Hoteldirektion ist schon den ganzen Abend über eine der Türen des Wirtschaftstraktes nicht abgeschlossen, weil Ware für ein Bankett geliefert wird. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen.«
»Das sieht in der Tat nicht mehr nach einem Zufall aus. Wer auch immer Paul Clarke beraubt hat, er hat es gut eingefädelt.« Ich bedankte mich noch bei den Cops,
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