2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
Büro.
***
Wir hatten Glück, dass an diesem Sonntag einige unserer Computerexperten bei der Arbeit waren. Mit einem von ihnen setzte sich Sonia Perkins zusammen. Sie nannte ihm die Zugangscodes zu Paul Clarkes Cloudspeicher. Da ihr verstorbener Freund ihr gegenüber nie besonders misstrauisch gewesen war, war es kein Problem, dorthin zu gelangen. Nun mussten sie den richtigen Ordner identifizieren und die darin befindlichen Dateien entschlüsseln.
»Viele Menschen haben eine bestimmte Systematik, nach der sie ihre Passworte gestalten. Paul Clarke hat Anfangsbuchstaben von Gedichten benutzt und seine Codes regelmäßig erneuert. Mit Hilfe von Miss Perkins werden wir die letzte Aktualisierung suchen. Sobald wir die Dokumente haben, melde ich mich bei Ihnen«, versicherte mir der Computerspezialist.
Ich ließ die beiden allein und informierte Phil telefonisch über die neuesten Entwicklungen. Er versprach, ebenfalls gleich ins Büro zu kommen.
Die Wartezeit nutzte ich, um die Daten zu checken, die wir auf den Banderolen in Mariusz’ Thomsons Wohnung gefunden hatten. Das Ergebnis sprach eine eindeutige Sprache. An jedem dieser Tage war in New York ein Mord verübt worden, der bisher nicht aufgeklärt worden war. Da es leider auch Tage gab, an denen mehrere Menschen gewaltsam ums Leben gekommen waren, filterte ich die heraus, die erschossen wurden.
Dieselbe Pistole, die Ceska, durch die Paul Clarke ums Leben kam und Gwen Upshaws Freund Cameron schwer verletzt worden war, tauchte in den Unterlagen zwar nicht auf, aber der Mörder zeigte eine Vorliebe für diese Marke, er musste mehrere Pistolen besessen haben.
Mariusz Thomson war ein Auftragskiller gewesen, der bereits eine ganze Reihe von Menschen ermordet hatte! Wenn der Cop, den wir in diesem Zusammenhang suchten, sein Auftraggeber war, hatte der Mann sehr viel zu verlieren.
Nun sah ich nach, ob bereits Neuigkeiten über diesen mysteriösen Polizisten vorlagen. Mr High persönlich hatte um äußerste Dringlichkeit in diesem Fall gebeten. Die Auskunft der Polizeibehörde lag inzwischen bereits auf unserem Rechner. Sie war ernüchternd. Keiner der Polizisten, die am Donnerstagabend in der Nähe des Tatortes Dienst hatten oder ihn hätten erreichen können, konnte auch nur im Entferntesten mit dem Mord an Paul Clarke in Verbindung gebracht werden.
Ich rief Michelle an. »Sind Sie sicher, dass es ein Cop war, den Sie gesehen haben?«
»Ganz sicher, Agent Cotton. Er trug eine Uniform, sein Polizeiwagen stand auf dem Parkplatz vor dem Hotel«, versicherte sie mir. Dann stockte sie kurz, als fiele ihr gerade etwas ein.
»Die Subway-Station, in der ich saß, als ich Gwen anrief. Da kam auch ein Polizist rein. Der sah dem Komplizen sehr ähnlich.«
»Sie haben ihn später noch einmal gesehen?« Ich war plötzlich hellwach. »Dann brauchen wir jetzt schnellstens die Überwachungsbänder der Station.«
Vorsichtshalber ließ ich mir von Michelle noch einmal genau sagen, wo diese zweite Begegnung stattgefunden hatte, und verfluchte innerlich die Tatsache, dass ihr das erst so spät wieder eingefallen war.
»Ich war so schrecklich durcheinander, und ich war mir nicht sicher, ob es derselbe Mann war«, antwortete sie kläglich auf meine diesbezügliche Frage.
Zwanzig Minuten nach dem Telefonat kam Phil ins Büro und wir warteten gemeinsam auf die Aufnahmen aus der Subway-Station, die ich sofort nach meinem Gespräch angefordert hatte.
»Michelle konnte den Zeitraum so eng eingrenzen, dass wir sicherlich nicht lange werden suchen müssen«, informierte ich meinen Partner. Dennoch dauerte es eine Weile, bis wir zu den für uns interessanten Aufnahmen kamen.
»Das ist sie!« Phil deutete auf die schmale Gestalt in Jeans, Kapuzenpulli und Lederjacke, die auf einer Bank saß und hektisch auf ihrem Smartphone herumtippte, während um sie herum Leute eilig zur Bahn oder zum Ausgang gingen. Dann kam ein Mann von der Rolltreppe her. Er war breitschultrig und leicht untersetzt, trug eine Polizeiuniform und seine Mütze in der Hand. Der Unbekannte schien es eilig zu haben, denn er lief direkt auf die Treppe zu, die zu den Gleisen führte.
Michelles Nervosität steigerte sich von Minute zu Minute. Sie war selbst auf die zeitliche Entfernung noch spürbar. Noch immer versuchte sie, irgendjemanden zu erreichen. Gwen, wie wir inzwischen wussten.
Nach etlichen Versuchen hob sie schließlich das Telefon ans Ohr und senkte ihren Kopf dabei tief nach unten, wobei ihre Kapuze ein
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