2943 - Viele Täter sind des Opfers Tod
Gegenteil bewiesen ist, müssen wir sie ohnehin als mögliche Täterin einstufen«, bemerkte Phil. »Vielleicht hat sie herausgefunden, dass ihr Mann untreu war, und die Sache auf diese Weise geregelt.«
»Wobei es in Kalifornien gute Scheidungsanwälte gibt«, warf ich ein.
»Das sind bisher alles nur Vermutungen«, sagte Mr High. »Identifizieren Sie die Unbekannte, mit der Weatherman im Hotel zusammen war, und kontaktieren Sie seine Frau. Dann werden wir mehr wissen.«
»Wird erledigt, Sir«, sagte ich.
Wir verließen sein Büro und trafen auf June Clark und Blair Duvall, die darauf warteten, zum Chef ins Büro zu gehen.
»In der South Bronx braut sich gerade wieder was zusammen«, stöhnte June. »Ein paar aufstrebende Dealer wollen den Platzhirschen das Revier streitig machen. Ziemlich blutige Angelegenheit.«
»Da habt ihr sicher viel zu tun«, meinte Phil. »Bei uns geht es etwas ruhiger zu – bis jetzt jedenfalls.«
June seufzte. »Gut für euch. Dann drückt uns mal die Daumen.«
»Machen wir«, sagte Phil lächelnd.
Ich nickte nur zustimmend.
Dann gingen wir in unser Büro. Von den Agents Browder und Nawrath hatten wir noch nichts gehört, also riefen wir Mrs Weatherman an. Ich übernahm die Aufgabe, ihr die schlimme Nachricht zu überbringen.
»Weatherman«, meldete sich eine weibliche Stimme am Telefon.
»Guten Tag, mein Name ist Jerry Cotton, Special Agent vom FBI New York. Spreche ich mit Doris Emily Weatherman?«, sagte ich.
»Ja«, kam die Antwort leicht zögerlich.
»Mistress Weatherman, ich muss Ihnen leider eine traurige Mitteilung machen. Ihr Ehemann, Donald Weatherman, ist gestern verstorben«, sagte ich und versuchte, dabei nicht zu kalt zu klingen.
Ich hörte sie tief ein- und ausatmen. »Würden Sie das bitte noch einmal wiederholen?«
»Ihr Mann, Donald Weatherman, ist gestern in New York gestorben«, kam ich ihrer Bitte nach.
Sie fing an schwer zu atmen und brauchte fast eine Minute, um sich zu beruhigen. »Sind Sie sicher, dass es sich um Donald handelt?«
»Ja, Madam, sind wir«, antwortete ich.
Ich konnte es nicht sehen, hatte aber das Gefühl, dass sie weinte, dabei aber gleichzeitig versuchte, die Trauer zu unterdrücken. Vielleicht war sie es nicht gewohnt, Gefühle offen zu zeigen. In diesem Augenblick schaffte sie es aber nicht, sie unter Kontrolle zu halten.
»Warum? Ich meine, was ist passiert?«, sagte sie mit einem Schluchzer in der Stimme und fügte hinzu: »Entschuldigen Sie bitte.«
»Ich kann verstehen, wie Sie sich fühlen«, sagte ich. »Was genau passiert ist, versuchen wir gerade herauszufinden. Die Leiche Ihres Mannes wurde in seinem Hotelzimmer gefunden. Er war allein. Ich nehme an, dass er allein unterwegs war?«
»Nein, er war nicht allein, jedenfalls nicht ganz. Sally war bei ihm«, sagte Mrs Weatherman.
»Sally?«, sagte ich fragend und schaute Phil an.
»Ja, Sally Vibes, seine Sekretärin«, fuhr sie fort. »Er war oft geschäftlich unterwegs und hat sie dabei meistens mitgenommen. Sie war ihm immer eine große Hilfe, sagte er.«
»Verstehe«, sagte ich. »Mit Miss Vibes haben wir bisher noch nicht gesprochen. Wissen Sie, ob sie im gleichen Hotel gewohnt hat wie Ihr Mann?«
»Nein, keine Ahnung«, antwortete sie. »Ich kann Ihnen aber die Nummer geben, einen Moment.«
Ich wartete und sie nannte mir die Telefonnummer von Miss Vibes, die Phil notierte.
»Was mache ich denn jetzt? Und was sage ich den Kindern? Das bringe ich nicht übers Herz«, sagte sie anschließend.
»Ich verstehe, wie sehr Sie die Nachricht vom Tod Ihres Mannes getroffen hat«, sagte ich in mitfühlendem Tonfall. »Wir werden alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um die Umstände, die zum Tod Ihres Mannes geführt haben, zu klären. Und sicher brauchen Sie Zeit, über das, was geschehen ist, hinwegzukommen. Es wäre nett, wenn Sie uns kurz ein paar Fragen beantworten könnten.«
»Ja, ja, natürlich«, antwortete sie.
Es schien sie viel Überwindung zu kosten, sich zusammenzureißen, aber darauf konnte ich in Anbetracht der Tatsache, dass wir in einem Mordfall ermittelten, keine Rücksicht nehmen.
»Können Sie mir sagen, was Ihr Mann in New York wollte?«
Sie schluchzte. »Er war aus politischen Gründen dort, es hatte wohl etwas mit seinem Konzept für die Zukunft der Banken zu tun. Er hat mir das mal erzählt, aber ich habe nicht richtig zugehört. Auf jeden Fall ging es darum, die Gefahr zukünftiger Bankenpleiten zu entschärfen. Dafür wollte er
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