2943 - Viele Täter sind des Opfers Tod
herausfinden.«
Sie nickte. »Ja, es stimmt, Donald – Mister Weatherman – und ich, wir haben … hatten eine Affäre. Seine Frau hat ihm nicht mehr das gegeben, was er brauchte, sie war kalt und verständnislos. Und irgendwie hat es sich dann vor etwa einem Jahr ergeben, dass er und ich … Es war im Winter oben in Kanada, wir waren in einem Hotel, der Schnee hatte den gesamten Verkehr lahmgelegt, wir saßen fest, und dann haben wir … nun, wir sind uns näher gekommen. Er hat mir von den Problemen in seiner Ehe erzählt, dass er keine Perspektive mehr hat, er und seine Frau sich auseinandergelebt haben. Und seitdem sind wir ein Paar. Inoffiziell natürlich. Und ich möchte Sie bitten, das vertraulich zu behandeln, denn ich möchte nicht, dass jetzt, nach seinem Tod, jemand schlecht über ihn redet. Er war ein so netter und gefühlvoller Mann, das hätte er nicht verdient.«
»Seine Frau wusste nichts von Ihrer Affäre, nehme ich an«, warf ich ein.
»Nein, sie weiß nichts davon«, kam die Antwort, die ich erwartet hatte. »Aber er wollte es ihr sagen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Sie war lange Zeit kränklich und er wollte sie nicht mit einer Trennung oder Scheidung belasten. Also haben wir es vertraulich behandelt und gewartet.«
»Verstehe«, sagte ich, und das meinte ich auch so.
Der ehrenwerte Donald Weatherman hatte neben seiner Ehefrau eine Geliebte und traf sich zudem noch mit anderen Frauen. Ich war mir ziemlich sicher, dass er Miss Vibes nur hinhielt und die Geschichte über die körperliche Unpässlichkeit seiner Frau frei erfunden war. Er wäre nicht der erste Mann, der seine Sekretärin verführt.
»Wäre es möglich, dass sie es herausgefunden hat, Mistress Weatherman, meine ich?«, fragte Phil.
»Möglich schon, aber ich glaube es nicht«, antwortete Miss Vibes. »Wir waren sehr diskret, haben meistens nicht einmal im selben Hotel übernachtet. Donald hätte es mir bestimmt gesagt, wenn sie etwas gewusst oder auch nur vermutet hätte.«
»Ja, bestimmt«, sagte ich. »Um auf meine ursprüngliche Frage zurückzukommen: Hat ihn jemand unter Druck gesetzt oder ihm gedroht?«
»Er hatte viele Kontakte, kannte viele Leute«, antwortete sie. »Mit einigen gab es natürlich Probleme. Vor allem seit er sich der Aufspaltung der Banken verschrieben hatte. Das ist ein ziemlich heißes Thema.«
»Das hat Mistress Weatherman bereits erwähnt«, sagte Phil. »Was hat es damit genau auf sich?«
»Es hat mit der letzten Bankenkrise zu tun und ist eine Methode, solch eine Katastrophe in Zukunft zu verhindern«, erklärte Miss Vibes. »Die Banken sollen in ihre Geschäftsfelder aufgespalten werden, also beispielsweise Privatkunden, Immobilienfinanzierung und Investmentbanking. Die Kritiker kommen vor allem aus den Reihen der Banken und deren Lobby, natürlich sind auch viele Republikaner dagegen. Seit seiner Ankunft in New York hat Mister Weatherman mit Max Stoner, einem lokalen Politiker, und Terence Swamp, einem Banken-Lobbyisten, gesprochen. Soweit ich weiß, war der Erste eher für die Idee und der Zweite dagegen. Mister Weatherman hat sich auch als Vermittler beider Seiten gesehen, wobei er selbst als Demokrat grundsätzlich für die Aufspaltung der Banken eintritt.«
»Interessant«, sagte ich. »Wurden diesbezüglich irgendwelche Drohungen gegen ihn ausgesprochen? Hat er etwas Derartiges erwähnt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, hat er nicht. Er war aber in letzter Zeit ziemlich nachdenklich, so, als wenn ihn etwas beschäftigt hätte. Ich weiß nicht, was mit ihm los war, wenn ich ihn darauf ansprach, hat er ausweichend geantwortet und das Thema gewechselt. Gut möglich, dass man ihm gedroht oder ihn unter Druck gesetzt hat.«
»Gab es sonst etwas, das für die Ermittlungen von Interesse sein könnte?«, fragte ich.
»Nein, ich glaube nicht«, antwortete sie nach einer kurzen Denkpause.
»Gut, dann bedanken wir uns, dass Sie so schnell vorbeigekommen sind«, sagte ich. »Ich möchte Sie bitten, vorerst in New York zu bleiben und sich zur Verfügung zu halten, vielleicht benötigen wir noch weitere Informationen von Ihnen.«
Phil reichte ihr seine Karte. »Und falls Ihnen noch etwas einfällt – rufen Sie uns bitte an.«
»Mache ich«, versprach sie.
Wir verabschiedeten uns und ließen sie zum Ausgang bringen.
»Was meinst du?«, fragte mich Phil.
Ich schaute ihn an. »Die Sache mit der Aufspaltung der Banken scheint mir die interessanteste Spur zu sein. Wir sollten
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