Woelfe der Traeume
1. Kapitel
Endlich! Die Highschool war vorbei und nun war ein entspanntes, faules Collagedasein angesagt. Party, Jungs und Sex ohne Ende. Annika stand zusammen mit Cass und Carmen auf der Tribüne und nahm ihr Abschlusszeugnis entgegen. Selbst die fehlende Anwesenheit ihrer Eltern störte sie heute nicht.
Wie immer, wenn ein besonderer Abschnitt ihres Lebens begann, waren ihre Eltern nicht da. Anna, ihre Mutter, hatte kurzfristig abgesagt, weil irgendeine Freundin Geburtstag hätte. Aber sie war es mittlerweile gewohnt, dass alles wichtiger war als sie selbst. Und ihr Vater war an keiner tieferen Beziehung zu ihr interessiert. Er rief sie ja noch nicht einmal an.
Dafür waren die Weedmans, Cassandras und Carmens Eltern, wie eine Familie für sie geworden. Wenn sie Probleme hatte, konnte sie zu ihnen gehen, und wenn es etwas zu feiern gab, waren sie die Ersten, die es erfuhren. Sie waren ihre Ersatzfamilie und dabei tausendmal besser als ihre richtigen Eltern.
Und trotzdem. Jedes Mal, wenn ihre Eltern zu Besuch kamen oder sich wenigstens telefonisch meldeten, schlug ihr Herz schneller und eine Woge der Sehnsucht brannte in ihr auf. Janette, ihre Cousine, tadelte sie jedes Mal, wenn sie zu viel in diese kleinen Gesten interpretierte. Und sie hatte auch recht. Das merkte Annika immer wieder, wenn die Versprechen ihrer Mutter bröckelten oder ganz zerbrachen.
Der Direktor schloss die Zeremonie mit viel zu vielen Worten ab und entließ die Absolventen endlich in ihr neues Leben. Die Weedmans kamen sofort auf die drei jungen Frauen zu und umarmten sie fest.
»Wir sind so stolz auf euch!« Mrs. Weedman hatte Tränen der Rührung in den Augen, als sie Annika ansah. »Und auf dich ganz besonders. Du kommst doch noch mit uns essen, oder?« Hinter ihr nickte Cass heftig und zwinkerte ihr dann zu, was wohl bedeutete, dass sie danach noch etwas geplant hatte.
»Natürlich. Vielen Dank für die Einladung.« Mrs. Weedman umarmte Annika ein weiteres Mal herzlich und wie immer genoss Ann die Wärme des Körperkontaktes. Diese Wärme, die ihr bei ihrer eigenen Familie immer fehlte ...
»Komm. Wir verabschieden uns noch schnell von den anderen.« Cass zerrte sie regelrecht zu einer kleinen Traube von Frauen, die wild durcheinanderredeten. Ihre Clique. Ihre zweite Familie. Sie waren alle wie Schwestern.
»Heute Abend geht es auf die Piste! Wir haben schon alles geplant.« Amanda war völlig aus dem Häuschen und wäre um ein Haar wie ein aufgeregtes Häschen auf und ab gesprungen. Und Ann wusste genau, wie sie sich fühlte. Jetzt waren sie erwachsen. Konnten tun und lassen, was sie wollten. Und mit wem sie wollten. In diesem Fall hieß das: Männerjagd. Amanda war in dieser Hinsicht fast so schlimm wie Annika. Aber nur fast.
Hexen hatten einen starken sexuellen Trieb, der ihnen von Vorteil, aber auch von Nachteil sein konnte. Männer reagierten im Normalfall sehr ansprechend auf Hexen, was vielen von ihnen eine hohe Stellung in der Politik und Gesellschaft einbrachte. Aber viele, die sich ihrer Gier zu freizügig hingaben, rutschten schnell ins Rotlichtmilieu. Und das hatte Annika keineswegs vor. Wenn sie schon eine grottenschlechte Hexe war, dann wollte sie nicht auch noch so tief sinken, sich von jedem Mann besteigen lassen zu müssen, der das nötige Kleingeld hatte. Nein. Sie wollte mehr. Einen reichen Mann, der sie aushielt und ihr hübsche Sachen kaufte. Nicht wie diese kleinen Milchbubis von der Highschool. Obwohl da auch ein paar Süße dabei gewesen waren.
Sie sah ihre Freundinnen an. Von Cass, die ihr nie von der Seite wich und sogar die gleiche Uni besuchte, zu Jesika und Amanda und Sarah. Von jetzt an würden sie sich weniger sehen, vielleicht ein oder zwei Mal die Woche, aber das würde nichts ändern. Sie waren Freundinnen für das Leben. Wobei das für Cass und sie mehr bedeutet als für die anderen.
»Also treffen wir uns gegen zehn vor dem Club?« Alle nickten und zerstreuten sich dann. Ja, dass würde ein toller Abend werden. Ann folgte Cass zu deren Eltern und alles in ihr kribbelte bereits vor Vorfreude.
»Annika?« Sie drehte sich verwundert um und sah überrascht zu ihrer Cousine, die es trotz eines wichtigen Termins doch noch geschafft hatte zu kommen. Ann stürmte zu ihr und warf sich in ihre Arme.
»Ich bin so stolz auf dich. Herzlichen Glückwunsch zum Abschluss.« Und Janette wusste noch nicht einmal, wie viel ihr das bedeutete. Sie war die Einzige in der Familie, die sich etwas aus ihr
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