2944 - Rache ist ein seltsames Spiel (German Edition)

hingegen nur wenige Brocken unserer Sprache.
    »Wir haben nur unsere Pflicht getan, Miss Rodriguez«, gab ich zurück. »Sind Sie in der Lage, einige Fragen zu beantworten?«
    Die Zeugin nickte eifrig.
    »Selbstverständlich, Agent Cotton. Ich werde gegen diesen Dreckskerl aussagen. Er soll sich für alles verantworten, was er uns angetan hat.«
    »Travis Young wird sich seiner Verantwortung stellen müssen. – Wissen Sie, wie lange Sie in seinem Haus waren?«
    »Laut dem Kalender dort an der Wand ist heute der 17. Oktober, nicht wahr? Dann bin ich eine Woche lang in seiner Gewalt gewesen. Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.«
    »Das FBI hat das Gebäude vom Dach bis zum Keller durchsucht. Alle Frauen, die wir dort gefunden haben, stammen wie Sie selbst aus Mexiko. – Haben Sie jemals gehört, dass Travis Young den Namen Laura Darro erwähnte?«
    Die junge Frau schien angestrengt zu überlegen, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber der Satan hat sowieso kaum geredet, sondern mich nur geschlagen. Und er hat auch noch andere Sachen mit mir getan.«
    Alisha Rodriguez blickte beschämt zu Boden. Ich presste zornig die Lippen aufeinander. Es war wirklich allerhöchste Zeit gewesen, dass wir diesen Widerling aus dem Verkehr gezogen hatten.
    Ich zeigte der Zeugin nun ein Foto von unserer Kollegin.
    »Haben Sie diese Frau einmal bei Travis Young gesehen?«
    »Nein, ganz bestimmt nicht. Sie wäre mir aufgefallen, ich vergesse niemals ein Gesicht. – Warum fragen Sie, Agent Cotton? Hat dieser Dreckskerl die Frau auch verschleppt?«
    »Der Verdacht besteht zumindest«, erklärte ich. Im weiteren Verlauf der Befragung stellte sich heraus, dass Alisha Rodriguez über längere Zeiträume allein in einem Raum eingesperrt gewesen war, bevor Young sie wieder vergewaltigt hatte. Währenddessen hätte er natürlich Laura Darro in das Gebäude schaffen können, ohne dass Alisha Rodriguez sie zu Gesicht bekam.
    Die Zeugin war glaubwürdig, aber sie hatte nicht ständig alle Räume des Gebäudes im Blick haben können. Wir bedankten uns bei ihr und überließen sie der Obhut der Ärzte.
    Es wurde Zeit, dass wir uns Travis Young vorknöpften.
    ***
    Ein Gefängnismediziner hatte Young in Rikers untersucht und ihm Hafttauglichkeit bescheinigt. Daran änderten auch seine Bisswunden an der rechten Hand nichts.
    So kam es, dass Travis Young in einen Verhörraum an der Federal Plaza geschafft wurde. Dort saß er an einem Tisch und schlürfte Kaffee, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Er musste den Becher mit der linken Hand halten, weil die rechte mit einem dicken Verband umwickelt war.
    »Wir kommen gerade von Alisha Rodriguez«, sagte ich zu dem Verdächtigen. »Sie hat angekündigt, umfassend gegen Sie aussagen zu wollen.«
    Youngs Gesicht verzog sich zu einer Hassgrimasse, als ich den Namen erwähnte.
    »Dieses hinterhältige Miststück«, wütete er. »Wenn ich sie in die Finger kriege, wird sie es noch bereuen, mir jemals begegnet zu sein.«
    »Was erwarten Sie von einer Frau, die von Ihnen brutal vergewaltigt wurde?«, rief Phil wütend. Youngs Gesicht nahm einen heimtückischen Ausdruck an. Doch er war clever genug, für den Moment den Mund zu halten. Ich fand den Kerl auch zum Kotzen, aber wir mussten mit ihm reden. Das war unser Job.
    Also stellte ich uns noch einmal offiziell vor und belehrte den Verdächtigen über seine Rechte. Er winkte gelangweilt ab.
    »Das kenne ich alles, Agent Cotton. Schließlich hatte ich schon oft genug mit dem Gesetz zu tun. Was wollen Sie denn überhaupt noch von mir? Wenn dieses mexikanische Flittchen auspackt, dann wissen Sie doch alles, was Sie in Erfahrung bringen wollen.«
    »Nicht ganz. Es geht uns auch noch um Laura Darro.«
    Travis Young blinzelte, er wirkte verblüfft. Oder war er so ein guter Schauspieler?
    »Wer soll das sein?«
    »Eine Kollegin von uns, eine FBI-Profilerin. Sie hat eine Charakterstudie von Ihnen erstellt, die maßgeblich zu Ihrer letzten Verhaftung beigetragen hat.«
    Der Verdächtige grinste selbstgefällig.
    »Ach, die kleine Brünette meinen Sie. Der Name war mir schon wieder entfallen. Was habe ich denn mit dieser FBI-Lady zu schaffen? Ich habe sie seit dem Prozess nicht mehr gesehen.«
    »Im Gerichtssaal haben Sie Laura Darro aber noch massiv bedroht«, stellte ich fest. Travis Young winkte ab.
    »Zugegeben, aber das war doch nur Show. Eine leere Drohung, verstehen Sie? Ich wollte ihr ein bisschen Angst