Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2948 - Undercover ins Jenseits

2948 - Undercover ins Jenseits

Titel: 2948 - Undercover ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Kerl reagierte nicht.
    Mir reichte es. Wenn Rodrigo erst mal im Auto war, sah es schlecht aus für uns. Also musste ich handeln. Im Liegen visierte ich das kurze Stück Bein an, das noch unter der gepanzerten Mercedes-Tür zu sehen war. Ich zielte genau und schoss ihm aus kürzester Distanz den Absatz seines teuren Schuhs weg. Das reichte, um dem stämmigen Mann das Standbein wegzuschlagen; so als hätte man es ihm unerwartet einfach weggezogen. Er fiel der Länge nach hin, schlug hart mit dem Gesicht auf dem Boden auf und blieb kurz benommen liegen. »Weg mit der Kanone. Jetzt!«, schrie ich, obwohl ich nicht sicher war, ob Roddy uns überhaupt hören konnte.
    Er lag reglos am Boden. In der Rechten hielt er immer noch die Waffe. Phil und ich waren aufgesprungen. Wir näherten uns jetzt langsam mit vorgehaltener Waffe.
    »Rodrigo Sanchez-Alvares«, rief ich über den Lauf meiner SIG hinweg, »ich verhafte Sie wegen des dringenden Verdachts der bandenmäßigen Kriminalität und wegen eines bewaffneten Übergriffs auf Bundesbeamte.«
    Auch Smith und Brewer kamen langsam näher, sorgfältig darauf achtend, dass sie nicht in unsere Schusslinie gerieten.
    Roddy sah verzweifelt aus. Wir waren noch etwa 20 Yards von ihm entfernt, aber ich sah, dass er sich auf die Lippen biss. Seine Gedanken rasten. Schließlich siegte die Vernunft. Er schleuderte seine schwere Pistole so energisch weg, dass sie einige Yards über den Boden schlitterte. Er stand langsam auf und hob die Hände.
    »Schnappt ihn euch!«, rief ich unseren Kollegen zu, und Smith griff beherzt zu.
    Mit Phil suchte ich nach möglichen Begleitern, die bisher im Verborgenen geblieben waren. Aber wir fanden keine. Er war wohl so: Sanchez-Alvarez fühlte sich einfach sicher. Zu sicher.
    ***
    Barber hatte bewusst darauf verzichtet, sich vor Ort einen Koyoten zu engagieren. So bezeichnete man die Menschenschmuggler, die die Leute für viel Geld über die Grenze lotsten. Nein, dachte Barber, einem Schleuser zu vertrauen war wie das eigene Leben in die Hand eines Fremden zu geben – keine Option für ihn. Er sah links und rechts der Straße die armen Teufel, die genau wie er illegal über die Grenze wollten.
    Barber hatte das Ende der Straße erreicht und ging auf den weißen Ford-Lieferwagen zu, mit dessen Fahrer er den Transfer an die Grenze ausgehandelt hatte. 100 Dollar kostete die 60 Meilen weite Fahrt in einem altersschwachen Lieferwagen, der eigentlich nur noch Schrottwert hatte.
    Als Barber einstieg, wollte er erst seinen Augen nicht trauen: Die Sitze waren allesamt herausgerissen worden, stattdessen gab es sechs hintereinander im Bodenblech verschraubte schmale Eisensitze ohne Lehne. Als der Lieferwagen schließlich losrumpelte, verstand Barber den Sinn der Umbauten: Er zählte 20 Männer und eine Frau an Bord – plus den Fahrer.
    Obwohl er der einzige Gringo im Wagen war, interessierten sich die Mitfahrer nicht sonderlich für ihn. Es war ihm recht, er wollte hier schließlich keine Freunde fürs Leben finden. Aus den Gesprächen, denen er lauschte, entnahm er, dass die Frau Juanita hieß und zusammen mit ihrem 14-jährigen Sohn Geraldo nach Kalifornien wollte, weil dort der Familienvater und drei weitere Kinder lebten.
    Es war später Nachmittag, als der Wagen auf einer längst aufgegebenen Ranch mit verwitterten und halb abgebrochenen Gebäuden ankam. Im Schatten einer maroden Steinmauer lagerte bereits eine etwa 20-köpfige Gruppe Mexikaner. Es war offensichtlich, dass sie es heute Nacht ebenfalls über die Grenze schaffen wollten. Der Fahrer des rollenden Lieferwagen-Wracks gab noch ein paar Informationen raus; welche Richtung einzuschlagen sei und Ähnliches, dann fuhr er davon. Zurück blieben gut 40 Menschen, die mehr oder weniger gut vorbereitet waren auf einen langen Marsch durch die Wüste.
    Peter Barber machte es wie die meisten Anwesenden: Er suchte sich einen schattigen Platz und legte sich hin, um die Zeit bis zum Aufbruch zu nutzen, um Kräfte zu sammeln. Er legte seine Füße auf den zwei Gallonen Wasser fassenden Kanister und klemmte sich den zweiten Kanister mit einer weiteren Gallone Wasser zwischen die Beine. Er wollte nicht, dass Mitreisende auf dumme Gedanken kamen. So schlief er schnell ein, was kein Wunder war nach den letzten Tagen, die er auf der Flucht verbracht hatte.
    Doch seine Instinkte waren geschärft, und selbst im Tiefschlaf nahm er unbewusst Bewegungen und Geräusche in seiner Umgebung wahr. Als sich sein

Weitere Kostenlose Bücher