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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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schwach und klapprig. Aber wie schon zuvor drehte ihm alleine der Gedanke an Nahrung den Magen um. Säure schoss ihm in den Mund. Er müsste husten.
    Doch das war nicht alles. Zugleich fühlte er sich betrunken. Oder vielmehr, als würde er eine Grippe ausbrüten. Benommen, die Wahrnehmung wie durch Watte gedämpft.
    Verfluchtes Flohgift! Verfluchtes Erdwühlergift! Und verfluchter Oberster Liquidator !
    »Reiß dich zusammen«, ermahnte sich Matt selbst. »Ausruhen kannst du dich früh genug.«
    Noch immer wusste er nicht, woher er den Weg nach Prypt kannte, war sich aber sicherer denn je, dass ihm die Nosfera ihn beschrieben hatten. Er schob sich an einer meterlangen Hecke vorbei, deren Luftwurzeln den Boden nach Nährstoffen abtasteten. Nur wenig später sah er einen Strauch, dessen zahlreiche gelbe Blüten an kleine Froschmäuler erinnerten. Der Eindruck wurde noch verstärkt, als aus einer besonders prächtigen ein langer klebriger Faden schoss, der einen Käfer im Flug fing und ihn ins Innere zerrte, um ihn dort zu verdauen. Die Szene kam ihm vertraut vor, als hätte er etwas Ähnliches schon einmal erlebt. Vorsichtshalber machte Matt einen großen Bogen um die Pflanze.
    Was für eine bizarre Vegetation! Er kam sich vor, als durchschreite er das Gewächshaus eines Fantasyautors.
    Plötzlich schob sich wieder das Bild eines skurrilen Baums in sein Bewusstsein. Eine der verlorenen Erinnerungen. Er konnte sie nicht festhalten. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass sie wichtig gewesen wäre. Dass sie etwas erklärt hätte, was er dringend wissen müsste. Außerdem plagte ihn der unbestimmte Eindruck, dass sie irgendwie nicht ins Gesamtbild passte.
    Was für ein Unsinn!
    Er schüttelte den Kopf und setzte den Weg fort. Hoffentlich begegnete er nicht wieder einem dieser Erdwühler. Doch die kamen nur bei Regen an die Oberfläche, wie Akimow ihnen berichtet hatte. Der Mann mit dem harten Englisch. So wie die anderen Prypten, die er bisher hatte kennenlernen müssen. Und das, obwohl sie sich irgendwo in der ehemaligen Ukraine oder in Weißrussland befanden, je nachdem wie weit der Sturm sie abgetrieben hatte.
    Ein weiteres ungelöstes Rätsel, wenn auch nicht das drängendste.
    Matt blieb stehen und presste die Finger gegen die Schläfen. Wenn er schon Tiisivs Essensangebot abgelehnt hatte, hätte er doch zumindest nach einer Aspirin fragen können. Er lächelte schief bei der Vorstellung.
    Der Anflug von Humor verging ihm augenblicklich, als sich die Bilder von Xijs und Rulfans Tod in sein Bewusstsein drängten. Als wollten sie nicht zulassen, dass er auch mal an etwas anderes dachte. Als gönnten sie ihm nicht einmal für eine Sekunde Ruhe vor den Selbstvorwürfen und dem Hass auf den Obersten Liquidator .
    Er setzte den Weg fort, doch mit jedem Schritt, den er tat, ging es ihm schlechter. Nur Igoor Tiisivs Ermahnung, standhaft zu bleiben, hielt ihn auf den Beinen.
    Und endlich - er wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war - trat er zwischen den Bäumen hervor und blickte auf die Leiche einer Stadt. Er hatte Prypt erreicht.
    In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass sein Ziel woanders lag. Nicht in der Ortschaft, sondern beim Tempel. Dort würde er Aruula finden, wenn es nicht schon zu spät war. Und dort wartete der Oberste Liquidator auf ihn - und auf den Tod, auch wenn er noch nichts davon ahnte.
    ***
    Matt verharrte am Rand von Prypt und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Es war ihm nicht geholfen, wenn er in die Stadt hineinstürmte und die Tempelwächter ihn fassten. Er musste klüger verfahren.
    Das Problem war nur, dass er dazu hätte nachdenken müssen. Und das wollte ihm in seiner derzeitigen Verfassung nicht gelingen.
    Er zog sich wieder zwischen die Bäume zurück und gönnte sich ein paar Minuten Ruhe. Er lehnte sich an einen Stamm, nachdem er instinktiv das Astwerk mit Blicken durchforscht hatte. Warum er das tat, wusste er selbst nicht. Dann schloss er die Augen und holte tief Luft.
    Jeder Atemzug schmerzte in den Bronchien.
    Ein weiteres Mal wurde ihm bewusst, wie schlecht es ihm ging. Bei seinem Marsch durch den Wald hatte er den Gedanken verdrängen können, doch nun rief sich sein Körper umso schmerzhafter ins Gedächtnis. Er vermochte sich gar nicht mehr zu erinnern, wann er zuletzt keine mörderischen Kopfschmerzen gehabt hatte. Der Mund fühlte sich an wie eine offene Wunde. Trocken, rissig, geschwollen. Außerdem war ihm immer noch speiübel.
    War es möglich,

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