296 - Totes Land

wandern.
    »Nicht bei mir. Aber in unserem Luftschiff! Mein Driller, Xijs Nadler, Aruulas Schwert.«
    Aruula! Der Gedanke an sie schickte glühende Wogen durch seinen Körper. Wie hatte er sie nur vergessen können? In seinem Kopf schien mehr durcheinandergeraten zu sein als befürchtet. Er musste sie befreien. Sie durfte nicht auch noch sterben.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, gestand Igoor ein. »Driller, Nadler, Luftschiff… diese Begriffe sagen mir nichts.«
    Also gab Matt dem Nosfera einen kurzen Abriss, wie sie in die Fänge der Prypten geraten waren.
    »Eine Lichtung, sagst du?«, meinte Tiisiv, nachdem Matt geendet hatte. »Erdwühler in der Nähe? Ich glaube, dann weiß ich, wo ihr gelandet seid. Ich könnte dich hinführen.«
    Matt spürte, wie Erregung ihn packte. Er wollte endlich seine Gefährtin befreien. Und dann wollte er Rache an dem Schuldigen üben, ihn mit dem Driller in kleine Stücke zerfetzen. Matt schauderte. So kannte er sich gar nicht! Dennoch hatte er das Gefühl, dass es richtig war, was er zu tun beabsichtigte. »Lass uns die Welt von einem Übel erlösen!«
    »Zuerst musst du etwas essen«, sagte Tiisiv. »Damit du wieder zu Kräften kommst. Und dann bringen wir dich zu deinen Waffen!«
    Der Gedanke an Nahrung ließ Matts Magen rebellieren und Brechreiz in seiner Kehle aufsteigen. Er war zwar hungrig, aber er glaubte keinen Bissen hinunter zu bekommen. »Lass uns lieber gleich aufbrechen.«
    »Wie du meinst.«
    In diesem Augenblick fiel Matt etwas auf, was er die ganze Zeit als gegeben hingenommen hatte, ohne sich darüber den Kopf zu zerbrechen. »Du sprichst in einer fremden Sprache!« Erstaunt riss er die Augen auf. »Wie kann es sein, dass ich dich trotzdem verstehe?«
    »Ich habe doch gleich gesagt, dass es nicht klappt!«, rief Onda aus dem Hintergrund.
    Doch Igoor lachte nur laut auf. »Das ist leicht zu erklären.«
    ***
    Gegenwart
    An dieser Stelle riss der Erinnerungsfaden erneut.
    Matt fluchte in sich hinein. Wieder fehlten ihm Teile dessen, was danach geschehen war. Er konnte sich nur noch entsinnen, wie er…
     
    ... neben dem Luftschiff ins Taumeln geriet. Einige Nosfera stützten ihn. Sie trugen weite Kutten, um sich dem Tageslicht nicht unnötig auszusetzen.
    Igoor Tiisiv tauchte vor ihm auf.
    »Was ist geschehen?«, fragte Matt.
    »Die Folgeerscheinungen der Behandlung mit dem Erdwühlergift«, erklärte der Bluttrinker. »Und die abklingenden Schäden der geistigen Beeinflussung. Die unheilvollen Einflüsterungen des Obersten Liquidators können noch Nachwirkungen zeigen: Verwirrung, Desorientierung. Fürchte dich nicht, wenn das geschieht. Bleib standhaft in deinem Plan!«
    Ja, der Plan! Rache!
    Matt stieg in die Kabine der MYRIAL II, holte den Driller, Xijs Nadler und Aruulas Schwert. Er war erleichtert, noch alles vorzufinden. Was bedeutete, dass die Prypten noch nichts von dem Luftschiff wussten.
    »Ich hol dich da raus, Aruula!«, flüsterte er. »Und dann lass ich jemandem eine Extraportion Liquidierung zukommen! Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue!«
    Er verließ den Zeppelin, blickte in die wogenden Baumwipfel, taumelte und schließlich…
     
    ... trug ihn das Rauschen der Blätter aus der Ohnmacht. Auf der Lichtung, auf der er vor kurzem erwacht war. Wieder hatte ihn ein Blackout ereilt.
    Er bekam einfach den Kopf nicht klar. Warum war sein Gedächtnis noch immer so voller Lücken? Was war zwischen dem gescheiterten Fluchtversuch und der Exekution auf dem Rummelplatz geschehen? Was zwischen ihr und seinem Erwachen bei den Nosfera? Wie war er danach zum Luftschiff gekommen? Hatte Igoor Tiisiv ihn geführt? Doch wohin war er anschließend verschwunden?
    Seine Erinnerung war löchriger als das Gebiss eines Zuckerjunkies nach jahrelanger Zahnbürstenverweigerung. Doch kam es überhaupt darauf an, sich der Ereignisse während der Aussetzer entsinnen zu können? Grob wusste er inzwischen, was ihn hierher gebracht hatte und wie seine Mission aussah.
    Dennoch wurde er den Eindruck nicht los, dass ihm noch essentielle Informationen fehlten. Aber was sollte er daran ändern? Er konnte sie nicht herbeizwingen! Früher oder später würden sie ihm schon noch einfallen. Hoffentlich.
    Matt kämpfte sich durch dichten Wald. Mit Aruulas Schwert bahnte er sich einen Weg. Doch seine Hiebe waren unbeholfen und kraftlos wie die eines Kindes.
    Vielleicht hätte er doch auf Igoor Tiisiv hören und vor seinem Aufbruch etwas essen sollen. Er fühlte sich