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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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aus unseren Reihen verschleppen, nimmt unsere Zahl ständig ab. Wir können die Gelegenheit auf neuen Nachwuchs nicht verstreichen lassen. Außerdem muss der Oberste Liquidator einen Nachfolger zeugen, was ihm mit den Pryptenfrauen bisher nicht gelungen ist.«
    »Aber… damit verurteilt ihr sie zum Tod! Menschen wie wir verkraften die Strahlung des Reaktors nicht lange. Sie werden euch keine Kinder schenken, egal ob ihr sie gehen lasst oder nicht.«
    Der Wächter lächelte. Zumindest deutete Matt die Grimasse des lippenlosen Mundes so. »Wenn der Oberste Liquidator ihnen das Ritual der Reinheit schenkt, besteht keine Gefahr für sie.«
    Wieder dieser sinnlose Begriff! Wie sollte Matt dem Mann erklären, dass niemand Radioaktivität mit ein bisschen schamanischem Hokuspokus wegzaubern konnte?
    »Ich bedauere es, dass ihr euch nicht unserer Gemeinschaft anschließen wollt, sondern uns verlassen müsst.« Das Lächeln des Mannes erlosch. »Und noch mehr bedauere ich, dass ich nicht mit euch gehen kann.«
    Matt erinnerte sich an das, was Akimow ihnen erzählt hatte. Die Prypten glaubten, ohne dieses dubiose Ritual der Reinheit würden sie einen qualvollen Tod erleiden. Das band sie an den Obersten Liquidator .
    Als die Wächter sich abwandten und in den Wald eintauchten, starrte Matt ihnen noch einige Sekunden nach.
    »Sind sie weg?«, fragte Rulfan. Er stand mit dem Rücken zu ihm und blickte in die andere Richtung.
    »Ja.«
    »Dann lass uns endlich die Fesseln loswerden und nach diesem Tempel suchen. Wir können nicht zulassen, dass sie Aruula und Xij als Gebärmaschinen für ein sterbendes Volk missbrauchen.« Damit sprach er Matt aus der Seele. Rücken an Rücken stolperten sie zu dem Baum, in dem das Messer steckte. Leider auf Augenhöhe. So war es ihnen unmöglich, den Strick zwischen ihren Fesseln über die Schneide gleiten zu lassen und so zu durchtrennen.
    Stattdessen mussten sie irgendwie versuchen, die Klinge aus dem Stamm zu lösen. Kein einfaches Unterfangen. Da sie sie mit den Fingern nicht erreichten, waren sie auf Kopfarbeit angewiesen - buchstäblich!
    Mit der Stirn, den Zähnen und dem Nasenrücken ruckelten sie abwechselnd den Messergriff auf und ab. Nur ganz allmählich lockerte sich die Klinge auf diese Weise.
    Wertvolle Minuten vergingen, bis das Messer zu Boden fiel.
    Es erforderte einige Koordination, mit aneinander gepressten Rücken im Gras danach zu tasten. Doch als Rulfan es endlich zwischen den Fingern spürte und es aufnahm, dauerte es nicht mehr lange, bis sie ihre Fesseln los waren.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    »Zum Luftschiff! Die Prypten scheinen zwar nicht die Untiere zu sein, für die ich sie gehalten habe; aber mir ist trotzdem wohler, wenn wir bewaffnet dort auftauchen.«
    Minutenlang irrten sie ziellos durch den Wald. Sie versuchten sich am Stand der Spätvormittagssonne zu orientieren. Da bei ihrer nächtlichen Notlandung jedoch nicht einmal der Mond geschienen hatte, waren sie auf ihr Glück angewiesen.
    »Dort!«, rief Rulfan nach einiger Zeit. »Das Moosfeld, das wir vorhin umwandert haben. Und der Baum mit den langen Fäden kommt mir auch bekannt vor. Wir sind auf dem Rückweg Richtung Prypt!«
    »Bist du dir sicher?«
    »Nicht völlig. Auf dem Herweg kamen wir von der anderen Seite. Warte hier, ich schaue es mir von drüben an.« Der Albino stapfte um das Feld herum, drehte sich um und winkte Matt zu.
    »Das ist der Weg!« Er zeigte auf eine Lücke in dichtem Gestrüpp. »Da müssen wir lang.«
    Er ging einige Schritte rückwärts, bis er unter einem Baum zu Stehen kam. Da plötzlich schoss aus einer riesigen roten Blüte im Blätterdach eine fingerdicke Liane hervor, umschlängelte Rulfans Knöchel und riss ihn nach oben. Nicht einmal eine Sekunde später war er in der Blüte verschwunden.
    »Rulfan!«, schrie Matt.
    Ohne zu zögern, rannte er los. Über das Moosfeld hinweg.
    Oder besser: in das Moosfeld hinein. Denn er schaffte es nicht bis zur anderen Seite.
    Bei jedem Schritt stäubten Pollen auf und wirbelten durch die Luft. Der liebliche Geruch steigerte sich ins Unerträgliche. Und plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen!
    Matt spürte noch, wie er nach hinten wegkippte, wie unter seinem Aufprall eine Pollenwolke aufstob und ihn endgültig in die Finsternis zog.
     
    Als Matt Drax erwachte, sah er eine düstere Hütte. Und eine Frau mit strähnigen, schulterlangen schwarzen Haaren.
    »Wo bin ich?«, brachte er krächzend hervor.
    Er lag auf einem leidlich weichen Bett.

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