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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Akimow niederzuschlagen.
    Doch warum hatte er das getan?
    Er kam einen Schritt näher, torkelnd wie ein Volltrunkener.
    Es ist derjenige, der seinen Kollegen während der Prozession hinterhergestolpert ist , erkannte Matt.
    Der Liquidator griff zum Schnorchel der Gasmaske und zog sie sich vom Kopf. Statt eines Gesichts kam ein heller Fleck zum Vorschein. Doch Matt wusste, dass das nur eine Folge seiner zunehmenden Orientierungslosigkeit war. Er staunte darüber, dass er überhaupt diesen Gedanken fassen konnte.
    Steh auf! Erschieß ihn! Und dann kümmere dich um den wirklichen Feind. Die Stimme in seinem Inneren klang immer befehlender. Und verzweifelter.
    Als sich ihm der Kopf des Liquidators näherte, fügten sich die verschwommenen Teile des hellen Flecks langsam zu einem Gesicht zusammen. Einem Gesicht, das er nur allzu gut kannte.
    Das kann nicht sein. Du bist tot!
    Ist er nicht.
    Doch! Ich habe ihn sterben sehen.
    Hast du das tatsächlich?
    Ja, verdammt!
    Dem Mann tropfte Blut aus Nase und Mund. Aber er war eindeutig am Leben.
    Rulfan!
    Als hätte es nur dieses Anblicks bedurft, drosch eine weitere Erinnerung wie eine Titanenfaust auf Matt ein. Sie erschütterte ihn bis in die letzte Faser, zerschmetterte sein Gedächtnis und errichtete es neu.
    Und die fehlenden Puzzleteile fielen an ihren Platz…
    ***
    In den Vormittagsstunden
    »Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden«, raunte Matt dem Albino zu, als die fünf Wachmänner sie aus dem Bunker geleiteten. Zu seinem Erstaunen verbot ihm niemand den Mund. Mit kurzen Worten erklärte er Rulfan die historische Bedeutung des Ortes, an dem sie gestrandet waren.
    »Wir sind der Strahlung schon viel zu lange ausgesetzt«, schloss er. »Und wenn ich das richtig interpretiere, werden Aruula und Xij direkt beim Reaktor festgehalten.«
    »Siehst du die Sache nicht ein wenig optimistisch?«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Hinter uns laufen fünf bewaffnete Männer, die das Urteil des Liquidatorenrats an uns vollstrecken wollen: Reinigung. Und wir beide wissen, wie das bei der Katze ausgesehen hat! Du hast Recht, wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden. Allerdings habe ich keine Ahnung, wie wir das anstellen sollen.«
    Matt sah über die Schulter zurück. Da die Wächter ihnen nach Verkündung des Urteils die Hände auf dem Rücken zusammengebunden hatten, geriet er dabei beinahe ins Straucheln.
    Der Anblick war ernüchternd. Fünf Männer, fünf Gewehre, drei Riesenflöhe. Zu nahe, um ihnen einfach davonzulaufen. Zu weit entfernt, um sich umzudrehen und sie zu überrumpeln. Ganz abgesehen davon, dass beides wegen der Fesseln ohnehin illusorisch wäre.
    Anatoli Akimow befand sich nicht mehr unter den Wächtern. Nachdem Matt und Rulfan ihn schon einmal überwältigt hatten, traute man ihm die Aufgabe offenbar nicht mehr zu.
    Matt zerrte an den Fesseln, versuchte mit den Fingerspitzen den Knoten zu erreichen und zu lösen. Es dauerte nur zwei oder drei Sekunden, bis ein Wächter heraneilte und ihm auf die Finger schlug. Mit dem Gewehrlauf. »Lass das!«, rief er in seinem harten Englisch.
    »Und wenn nicht? Wollt ihr uns dann zweimal umbringen?«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst. Geh weiter oder ich breche dir die Finger!«
    Mit knappen Befehlen lotsten die Tempelwächter die Delinquenten aus der Stadt. Hinein in den Wald, durch hüfthohes Gestrüpp, vorbei an skurrilen, durch jahrhundertelange Strahlung entstandenen Pflanzen. Um andere hingegen machten sie einen großen Bogen. Statt eine flauschig aussehende und lieblich duftende Moosfläche zu überqueren, mussten sie sie umgehen. Genauso mieden sie kniehohe Sträucher voller gelber Blüten, über denen die Luft flirrte wie über einer heißen Straße.
    So verzweifelt Matt auch darauf hoffte, es ergab sich keine Gelegenheit zur Flucht.
    »Anhalten!«, befahl ein Wächter nach gut einer Stunde.
    Auf den ersten Blick schien sich die Lichtung nicht von den anderen zu unterscheiden, die sie überquert oder umgangen hatten. Doch dann entdeckte Matt die Reste eines umgestürzten Tors im dichten Gras. An ihm hing ein rundes Schild, das ein durchgestrichenes stilisiertes Männlein zeigte. Das Zeichen für Durchgang verboten .
    Vermutlich hatten sie die Grenze der ehemaligen Sperrzone von 1986 erreicht. Den Ort, an dem die früheren Wachen jeden dekontaminierten, der das Gebiet verließ. Heute der Ort, an dem das Urteil des Rats der Liquidatoren vollstreckt wurde.
    »Hören Sie«, sagte

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