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296 - Totes Land

296 - Totes Land

Titel: 296 - Totes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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noch einen Augenblick, dann fuhr er fort: »Gelegentlich entführen wir einen Prypten, um unseren Durst an ihm zu stillen. Doch das reicht uns nicht mehr! Wir wollen mehr. Und wir werden es bekommen!«
    »Mehr?«
    »Stell dir eine Welt vor, in der wir mit den Prypten eine Gemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen eingehen. Wir versorgen und schützen sie, schenken ihnen ein angenehmes Leben voller schöner Träume, und dafür geben sie uns ihr Blut. Wäre das nicht wundervoll?«
    Matt konnte nichts sagen. Ihm drängte sich das Bild einer Viehherde auf - mit den Nosfera als Züchter und Cowboys in Personalunion. So schrecklich dieses Bild war, fragte er sich, warum sie dieses Blutsauger-Utopia nicht längst in die Wirklichkeit umgesetzt hatten.
    Igoor runzelte die Stirn. Offenbar war es Matt gelungen, ihn mit dem Cowboy-Vergleich erneut zu verwirren. Doch der Nosfera hatte sich rasch wieder im Griff. »Weil wir es nicht können ! Noch nicht. Wir sind nicht fähig, uns ihrem Tempel zu nähern, ohne dabei fürchterliche Schmerzen zu erleiden. Selbst ihre Stadt können wir nur kurz betreten, um gelegentlich einen der ihren zu fangen.« Sein ohnehin nicht schönes Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse des Hasses. »Schuld daran ist der Oberste Liquidator , ihr Anführer. Er muss über gottgleiche Kräfte verfügen, mit denen er sein Volk weitestgehend vor uns schützt!«
    Matt biss sich auf die Lippen und sagte im Geiste die Namen amerikanischer Schauspieler auf, um seine Gedanken zu verbergen. Denn er hielt es für wesentlich wahrscheinlicher, dass die Nosfera die Radioaktivität nicht vertrugen. Der Pryptenführer hatte seiner Ansicht nach nichts damit zu tun.
    »Was ist Brettpitt?«, verlangte Igoor zu wissen.
    »Noch ein Begriff aus meiner Heimat«, erwiderte Matt. »Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie mir das alles erzählen.«
    »Ich dachte, das wäre klar geworden. Der Oberste Liquidator steht unserer Vorstellung im Weg. Wäre er tot, könnten wir die Prypten unterwerfen und brauchten nie wieder Hunger leiden. Du hast selbst gesagt, dass du der Sohn der Finsternis bist. Ich glaube nicht an derlei Unsinn, aber vielleicht gibt es Murrnau ja tatsächlich und er hat dich geschickt. Um unseren Feind für uns zu töten!«
    Matt verschlug es die Sprache.
    »Ich mache dir ein Angebot«, fuhr Tiisiv fort. »Wir lassen dich gehen, wenn du dich verpflichtest, den Tempel aufzusuchen und den Obersten Liquidator zu beseitigen. Sein Leben für deines.«
    Niemals! , dachte Matt im ersten Augenblick. Doch dann fiel ihm ein, dass die Prypten Aruula und Xij beim Reaktor festhielten. Vielleicht lebten sie noch. Besser, er ging auf Igoors Vorschlag ein, wenn auch nur zum Schein.
    »Niemals!« Das Wort war draußen, ehe er es verhindern konnte. Am liebsten hätte er es zurückgeholt. Offenbar war es ihm in der Nähe des Nosfera nicht möglich zu lügen. Vermutlich hätte dieser aber ohnehin Matts wahre Absichten in seinen Gedanken erkannt.
    Dennoch verfluchte er sich innerlich. Dieses eine Wort bedeutete sein Ende. Die Blutsauger würden ihn nicht entkommen lassen. Da fiel ihm ein, was ein erheblich freundlicher Nosfera ihm einst erzählt hatte.
    »Navok, der neue Erzvater, stammt ebenfalls aus Schernobiel!«, stieß er hervor. »Er wird die Schuldigen finden und zur Rechenschaft ziehen, wenn ihr mich tötet!«
    Tiisiv lachte laut auf. »Ich habe diesen Namen noch nie gehört. Aber mir ist zu Ohren gekommen, dass sich schwache Moskauer Artgenossen häufig damit brüsten, aus unserer Sippe zu stammen, wenn sie eine Tarngeschichte brauchen. Was Erzvater angeht, habe ich dir schon gesagt, was ich von ihm halte.«
    Onda schob sich an ihrem Anführer vorbei. Noch immer glänzte die Gier in ihren Augen. »Da hast du es! Er wird uns nicht helfen. Lass mich ihn beißen, dann ist er wenigstens für eine kurze Sättigung gut.«
    »Nein, warte! Es gibt noch eine Möglichkeit.«
    »Ach ja? Welche denn? Du weißt genau, dass wir ihn trotz all unserer geistigen Kräfte zu nichts zwingen können, wogegen er sich sträubt.«
    Matt fluchte in sich hinein. Hätte er sich womöglich nur besser auf seine Lüge konzentrieren müssen?
    »Vielleicht brauchen wir ihn nicht zwingen«, erwiderte Tiisiv. »Wir könnten ihm eine falsche Erinnerung einpflanzen, die ihn antreibt, es freiwillig zu tun.«
    Onda schien von der Idee so überrascht, dass sie sekundenlang schwieg. Dann grinste sie. »Genau! Er soll glauben, der Oberste Liquidator habe seine Freunde

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