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298 - Beim Ursprung

298 - Beim Ursprung

Titel: 298 - Beim Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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engte ihr die Kehle ein - er winkte zurück, doch nur flüchtig und wie gleichgültig. Hätte er, wenn es ihm wieder gut ging, nicht gleich herkommen und sie von dem ekelhaften Strang losschneiden müssen? Stattdessen wandte er sich gleich wieder den schönen Frauen von den Dreizehn Inseln zu - Lusaana, Tumaara, Dykestraa, Arjeela und wie sie alle hießen - und plauderte mit ihnen, als hätte er gar nicht gesehen, in welch einer verzweifelten Lage sie sich befand.
    Er hatte es aber gesehen, Ann wusste es genau.
    Ihr Mut sank, und mit ihm ihre Hoffnung, die Leute könnten wieder gesund im Kopf geworden sein.
    Jenny-Mom! Da schritt sie aus der Gasse, die zu ihrer Hütte führte. Sie kam auf sie zu. Ein langes weißes Kleid trug sie, und ein weißes Tuch hielt ihr das Haar aus der Stirn. Ihre Augen leuchteten, ein seliges Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
    »Hi, Mom!« Ann hüpfte auf und ab und winkte. »Mom, hier bin ich!«
    Jenny blickte durch sie hindurch, sah ihr nicht in ins Gesicht, winkte nicht zurück. Sie tat, als wäre ihre Tochter Luft. Eine kalte Faust schwoll in Anns Brust und drückte ihr das Herz zusammen. Mit hängenden Schultern stand sie neben dem Kahlkopf und kämpfte mit den Tränen.
    Vielleicht muss ich nur etwas Geduld haben , dachte sie und wischte sich über die Augen. Bestimmt dauert es eine Zeitlang, bis die Krankheit in den Köpfen merkt, dass Mutter tot ist. Man wird ja auch nicht sofort gesund, wenn man Medizin nimmt. Dieser Gedanke weckte wieder Hoffnung und Mut in ihr. Anns Gestalt straffte sich. Ja, sie musste nur ein Weilchen warten, dann würde sich die Krankheit schon von ganz allein aus Jenny-Moms Kopf zurückziehen.
    Ihre Mutter blieb mitten auf dem Dorfplatz stehen. »Freut euch, meine Brüder und Schwestern!«, rief sie, und Ann sah ihr unnatürliches Grinsen und hörte ihre euphorischen Worten an.
    »Heute ist der Tag«, rief Jenny-Mom. »Heute werden wir Abschied von Mutter nehmen und Einzug finden in ihr Königreich! Heute um Mitternacht werden wir sie mit dem Ursprung vereinigen!«
    Ann lief es kalt den Rücken herunter. Die Menge jubelte, General Crow grinste ein Grinsen, das nur sie deuten konnte.
    Was würde geschehen, wenn die Leute merkten, dass der Stein verschwunden war…?
    ***
    Nicht weit entfernt an der Ostseeküste
    Die Gedankenstruktur der Zielentität führte den ZERSTÖRER geradewegs zu einer geschützten Bucht an der Küste. Dort stieß er auf das Fluggerät, mit dem Maddrax bis hierher gelangt war.
    Der ZERSTÖRER verharrte an der Wasserlinie und schaute zu dem gewaltigen Zeppelin empor. Taue hielten ihn am Boden, eine Art Gondel hing an seiner Unterseite. Er erinnerte sich: Schon damals hatten er und seinesgleichen gegen solche Gefährte gekämpft. Und waren stets siegreich geblieben - bis die Atlasser eine Gegenwaffe entwickelten, die verheerende Auswirkungen auf die Schallkanone hatte, die sie im Schädel trugen.
    Nun, seine Schallkanone war beschädigt worden, und somit war die einzige Schwachstelle beseitigt.
    Die Spuren der Gedankenstruktur hafteten dem Fluggerät an. Doch die Zielperson selbst war nicht an Bord. Die Fährte führte ins Landesinnere. Maddrax war zu Fuß unterwegs, oder mit einem Landgefährt. Es würde nicht lange dauern, bis er ihn eingeholt hatte.
    Zuvor aber musste er dafür sorgen, dass dieses Fluggerät nie wieder zur Flucht benutzt werden konnte.
    Der ZERSTÖRER sprang vom Küstenstreifen in den Steilhang, der die Bucht von drei Seiten umgab. Oben angekommen verharrte er, richtete all seine Sinne auf das ellipsenförmige Fluggerät unter sich.
    Und dann sprang er, überwand mit einem einzigen Satz die Entfernung von gut zehn Körperlängen und landete auf der Ballonhülle. Dort tat er, wozu seine Herren ihn erschaffen hatten: Er zerstörte.
    Das Gas aus dem Inneren der MYRIAL II entwich zischend in den Morgenhimmel, ohne dem ZERSTÖRER schaden zu können. Die Fetzen des Flugkörpers regneten in den Ufersand nieder, bis auch die Gondel zu Boden krachte und zerbrach.
    Der ZERSTÖRER vollendete sein Werk so gründlich wie immer. Nach nur wenigen Minuten bedeckten Tausende von Trümmern die Bucht zwischen den Steilwänden; eine einzige Abraumhalde war sie nun. Ein zerbrochenes Chronometer blinkte auf einem Trümmerstück. 21. Juni 2527, 7:13 Uhr zeigte es an.
    Die Bestie schüttelte Glassplitter und Aluminiumteile von ihrem insektoiden Reptilienkörper und richtete ihre Aufmerksamkeit erneut auf die Spur, der sie bis hierher gefolgt

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