299 - Das letzte Duell
ausgedacht. Ob er davon letztlich überhaupt eine in die Tat umsetzen konnte, mussten die nächsten Stunden zeigen. Wenn es ihm nicht gelang, die Vereinigung Mutters mit dem Ursprung zu verhindern, war eh alles aus.
Und dann war da auch noch dieser verdammte Matthew Drax! In der Nacht hatte er ihm plötzlich hinter Mutters Zelt gegenübergestanden - und war entkommen.
Nicht dein Tag heute, was? , raunte die Stimme eines fremden Bewusstseins in seinem Hirn. Die Stimme des Koordinators, der einst den Flächenräumer der Hydree am Südpol kontrolliert hatte. In diesem Moment bedauerte Crow, einen Körper mit ihm teilen zu müssen.
Die Jensen war schlauer als du , fuhr die Stimme unerbittlich fort. Sie hat dich überlistet.
Sofern nicht das Steinwesen selbst dahinter steckt , gab Crow mühsam beherrscht zurück. Es muss meinen Plan geahnt haben und wollte sich schützen . Er knirschte mit den Zähnen.
Und jetzt? Wieder die Stimme des Koordinators. Geben wir auf? Von mir aus soll dieses Flöz, das sie angebohrt haben, ruhig die ganze Welt versteinern.
Schweig! Fast hätte Kroow es hinausgeschrien, so wütend war er. Ich gebe niemals auf!
Er starrte in die Menge der tanzenden und jubelnden Steinjünger. Sie gingen ihm gewaltig auf die Nerven.
Er äugte hinunter zu dem Mädchen an seiner rechten Seite. Es wurde ihm mehr und mehr zur Last. Dabei hatten sie einiges gemeinsam, Matthew Drax' Tochter und er: Beiden fehlte die Portion Wahnsinn, die nötig war, um dieses verdammte Steinwesen zu verehren, beide warteten sie auf Drax, und ihnen beiden gingen die ekstatischen Dorfleute auf die Nerven - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die Kleine vermisste wohl einfach nur eine Mutter, die sich auch benahm wie eine Mutter, während ihn vor allem die Aussicht auf eine globale Macht erbitterte, die alles auf der guten alten Erde versteinern würde, was auch nur einen Funken Lebenskraft in sich trug.
Begreifst du denn immer noch nicht, was geschehen wird, wenn diese Halbidioten hier das Steinwesen um Mitternacht in seinen Ursprung versenken? , dachte er an die Adresse des Koordinators gerichtet und sah hinüber zu der weißen Stele.
Soeben setzte die Jensen den faustgroßen Gesteinsbrocken in eine Vertiefung an dessen Spitze. Es wird den Hunger, der in der Gesteinsschicht am anderen Ende des Bohrlochs schlummert, aufwecken und anfachen, und eine unstillbare Gier nach Lebensenergie wird wie ein geistiger Mahlstrom alles verschlingen, was jetzt noch atmet. Ich werde vielleicht der letzte Überlebende auf der Erde sein. Ein Herrscher ohne Volk.
Na und? , raunte es durch sein Hirn.
Kroow stockte der Atem. »Scher dich zum Teuf…« Im letzten Moment erst merkte er, dass er laut redete. Augenblicklich verstummte er und kniff die Lippen zusammen. Ann Drax äugte schon zu ihm herauf.
Aber was erwarte ich von einem bionetischen Sklaven, der Jahrtausende lang in einer einsamen Waffenanlage am Südpol Handlangerdienste verrichtet hat? Crow redete sich in Rage. Du bist ohne jeden Ehrgeiz, nur ein nutzloser Teil einer nutzlosen Maschine! Man sollte dich… Er zügelte sich. Es war ein Risiko, den Koordinator gegen sich aufzubringen. Noch hatte er die Kontrolle über den gemeinsamen Körper; interne Machtkämpfe konnte er sich gerade in der momentanen Situation nicht leisten. Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du dich nicht mehr in meine Angelegenheiten einmischst , schloss er.
Kroow ist auch meine Angelegenheit , verkündete der Andere lautlos.
Crow antwortete nicht mehr. Er beschloss, den Koordinator vorläufig zu ignorieren, und konzentrierte sich auf seine Umgebung.
Im Osten stieg die Morgensonne in einen klaren Himmel. Die Jensen war von der Stele zurückgetreten und nickte Sir Leonard zu. Der wandte sich an die Menge.
»Brüder und Schwestern!«, erklang seine Stimme - und Crow merkte schon bei diesen ersten Worten, dass etwas nicht stimmte. Er spitzte die bionetischen Ohren. »Wir hatten geplant, Mutter um Mitternacht feierlich ihrem Ursprung zu übergeben!«, rief Leonard. »Doch das Eindringen des Fremden heute Nacht bereitet uns Sorge, sodass wir uns entscheiden haben, kein Risiko einzugehen und den Höhepunkt des Festes vorzuverlegen. Schon zur Mittagsstunde werden wir die Vereinigung vollziehen!«
Eine Spur aus Eis schien über Kroows Rücken zu ziehen. Und während die Steinjünger noch lauter zu jubeln begannen, kochte die Wut in ihm empor. Es geschah schon wieder - Drax' bloße Anwesenheit drohte seine Pläne
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