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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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hier sein. Der hohe SS-Funktionär grinste schlau. Überrollen lassen, dachte er, Zivil anziehen, abwarten. Er war entschlossen, das zu tun, wofür er Dutzende von Menschen hatte hinrichten lassen. Zunächst wartete er noch. Dann zog er sich um. An einem Bach. Sein Ledermantel klatschte ins Wasser. Dann folgten Uniformbluse, die Breeches, die Stiefel, Westroff-Meyer entnazifizierte sich. Er schlüpfte in Zivilkleider, die er vorsorglich mitgenommen hatte. Er kam sich komisch, aber sicher vor. Er zog den verwitterten Hut in die Stirne. Er sah jetzt aus wie ein älterer, harmloser Herr, der in seiner Studentenzeit ein paar böse Streiche verübt hatte. Jetzt kam das Schlimmste für ihn: einen Keller suchen. Irgendwo. Das Vertrauen der Hausbewohner erwerben. Kopf einziehen. Abwarten. Sicher fahndete man nicht nach ihm. Zuerst würde man nicht glauben, daß er desertiert sei, und dann mußten ihn die Amis jeglicher Sorge entledigen. Wie sie wohl waren? Nicht so schlimm, überlegte Westroff-Meyer, westliche Völker sind vor lauter Dekadenz knieweich.
    Er hörte Stimmen in einem Keller. Das Fenster war schlecht verdunkelt. Aus einigen Ritzen drang Licht. Der desertierte Obersturmbannführer lauschte einen Moment. Er konnte das Stimmengewirr nicht unterscheiden. In dieser Gegend kennt 295
    mich kein Mensch, dachte er befriedigt. Was soll passieren? Die Haustür war offen. Er ging über den Gang. Die Kellertür knarrte rostig in den Angeln. Westroff-Meyer stieß in der Finsternis mit dem Kopf an, fluchte, stand vor der Luftschutztür, lauschte. Auch Frauenstimmen. Prima ... Sein Klopfen hörte kein Mensch. Er trat ein.
    »Tür zu!« brüllte ein Mann.
    Die 15 bis 20 Menschen im Keller beachteten WestroffMeyer nicht übertrieben.
    »Heil Hitler!« sagte er gewohnheitsmäßig.
    Ein alter Soldat, der mit zwei anderen auf einem rohen Holztisch einen Skat klopfte, drehte sich gereizt um.
    »Dein Führer kann uns jetzt!« erwiderte er.
    »Mich auch«, antwortete der Standrichter. »Habt ihr noch Platz für mich?«
    »Frag nicht so dämlich ...«
    Er setzte sich zu den drei Soldaten, die der Schnaps unvorsichtig gemacht hatte.
    »Na, euch geht’s gut ...«
    »Halts Maul!« entgegnete der Wortführer.
    Westroff-Meyer streckte den drei Landsern Zigaretten hin. Sie nahmen sie.
    »Wo kommt ihr denn her?« fragte Westroff-Meyer, der vor Angst sprechen mußte.
    »Direkt aus dem Massengrab«, erwiderte einer der drei lachend. »Schon mal was von der Front gehört?«
    »Na, das ist ja jetzt wohl vorbei ...«
    »Du merkst auch alles.«
    In diesem Moment kam ein Mädchen, das einem der Soldaten gehörte, zurück, setzte sich zu ihm auf den Schoß, griff nach der Flasche, lachte. Dann sah es den desertierten 296
    Obersturmbannführer.
    »Wer ist denn das?« fragte die Blondine.
    »Was weiß ich ...« knurrte der Landser.
    »Der Kerl gefällt mir nicht«, fuhr das Mädchen fort.
    »Mir auch nicht«, antwortete der Soldat. Er warf die Zigarette weg, trat sie mit dem Fuß aus, und fuhr WestroffMeyer an: »Los, hau ab, Alter, dein Typ ist hier unerwünscht!«
    »Aber Kameraden ...«
    »Kameraden«, erwiderte der Landser verächtlich. Er stand auf, öffnete die Luftschutztür und warf den SSFunktionär mit einem mittleren Fußtritt aus dem Keller. Alles Lumpen und Verräter, dachte Westroff-Meyer verbittert. Er kroch die Treppe hoch. Auf einmal zitterte das Haus. Der Mörtel bröckelte von der Decke. Das Geräusch auf der Straße wurde immer lauter, immer drohender. Ein Lichtstrahl blitzte auf. Westroff-Meyer erkannte die olivgrünen Uniformen, die Silhouetten der Shermans, sah die GIs, die mit dem Karabiner im Anschlag von Haus zu Haus gingen. Westroff-Meyer sah es deutlich, und er war erleichtert. Er vergaß in diesem Moment die letzten zwölf Jahre, und er setzte darauf, daß sie auch die anderen vergessen würden. Er dachte nicht an den Raub in Polen und an den Wahnsinn in Deutschland. Er vergaß das Reichssicherheitshauptamt und den Lebensborn. Er dachte nicht an die Tausende von Führerkindern, die keine Eltern hatten, die herrenlos waren, brutalem Zufall oder öffentlichem Mitleid ausgesetzt. Ob nordisch, ob fälisch, ob dinarisch ... alles gleichgültig jetzt. Es gab nur ein Gebot: zu überleben, durchzukommen, weiterzumarschieren.
    Ein amerikanischer Soldat kam auf Westroff-Meyer zu, näherte sich ihm, rief etwas Unverständliches. Der Standrichter nahm den Hut vom Kopf und winkte ihm 297
    zu.
    Doris lebt noch immer mit dem Kind, das

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