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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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nicht ihr Kind ist, in dem kleinen Dorf. Seit hier Westroff-Meyer sein letztes Gastspiel gab, sind drei Monate vergangen. Die drei Holzkreuze auf dem Friedhof zeigen die erste Patina. Der Krieg ist zu Ende. Und der Friede wirkt noch zaghaft und untauglich.
    Die kleine Welt des großen Dorfes merkt nichts von den Erschütterungen der großen Politiker. Nur dann, wenn einer heimkehrt, oder wenn eine Mutter endgültig erfährt, daß ihr Sohn gefallen ist, zieht der Zusammenbruch seine Wellenringe. Doris wartet. Ohne Hoffnung. Sie könnte in ihre Heimatstadt übersiedeln. Aber sie verbeißt sich in den Gedanken, daß Klaus zuerst hierherkommt ... wenn er kommt. Sie hat sein Bild vervielfältigen lassen. Es hängt an den Anschlagtafeln der Warteräume neben Hunderttausenden von Fotos. Ein ganzes Volk sucht seine Söhne ...
    Wenn entlassene Soldaten durch das Dorf kommen, gehen die Bewohner auf sie zu und stellen sinnlose Fragen. Die Soldaten schütteln traurig den Kopf. Sie sehen weg, irgendwohin, an den Dorfrand, als ob hier gleich wieder Schüsse peitschen würden.
    Das Kind von Doris spricht schon. Es ist groß für sein Alter, hübsch und zärtlich.
    »Wann kommt Papi?« plappert es hundertmal am Tag.
    »Bald«, antwortet Doris jeweils und wendet den Kopf. Mein Gott, denkt sie, laß ihn nach Hause kommen. Nicht für mich, für das Kind ...
    Sie gibt es auf, am Fenster zu stehen. Sie fragt nicht mehr. Sie wartet still und ergeben. Die Zeit wird zu einer Hülle, die sie nicht mehr wahrnimmt. Die Gespräche der anderen, die Geräusche, der Alltag des Dorfes, das alles erlebt sie wie durch ein Sieb, gefiltert, unwirklich und fern.
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    Die Milch, denkt sie, als es klopft. Sie dreht sich langsam um. Ihre Augen glauben es kaum. Vor ihr steht Klaus ... Der Mann im Türrahmen hat mit dem früheren
    Fliegerhauptmann Klaus Steinbach nur eine flüchtige Ähnlichkeit. Seine Arme hängen hilflos nach unten. Seine Augen sind ohne Glanz. Seine Haut ist so fahl, wie die Uniform verblichen. Er umarmt seine junge Frau mechanisch und matt. Dabei wirkt er wie ein Symbol aus dem Millionenheer der Heimkehrer, die in dem Moment verlegen werden, da sich erfüllt, was sie in Schlammgräben träumten, an Massengräbern hofften und im Trommelfeuer beteten. Im Grunde ist die schlichte, scheue Umarmung nichts anderes als die Verlegenheit vor dem neuen Leben. Schließlich hatten sie sich in den letzten Jahren nur mit dem Sterben abgegeben ...
    »Hunger«, sagt Klaus.
    Er fällt auf die schäbige Couch in der Küche. Seine Hand kann den Löffel nicht halten. Doris muß ihn füttern wie ein Kind. Sie setzt sich neben ihn, selbst unsicher plötzlich.
    »War es schlimm?« fragt sie leise.
    »Schlimm?« Seine Augen fliehen vor ihr. »Ich bin zu Hause
    ...«, antwortet er schließlich. Aber es klingt, als ob er es selbst nicht glauben würde.
    Dann zuckt Klaus zusammen. Draußen trappeln Kinderfüße.
    »Mami ...« ruft eine helle, kleine Stimme.
    »Er?« fragt Klaus stockend.
    »Dein Sohn«, erwidert Doris lächelnd.
    Sie steht auf und geht dem Kind entgegen, nimmt es am Arm. Es lacht und tobt. Dann sieht es den fremden Mann.
    »Mami«, fragt der kleine Klaus erschrocken.
    »Er ist da ...«, erwidert Doris.
    Der Heimkehrer sitzt wie angewachsen. Um Gottes willen, denkt er, ich bin fertig ... ich halt’ das nicht mehr aus. Und an 299
    seinen zermarterten, blankgelegten Nerven zerrt das Gewicht einer jahrelangen Lüge. Er, der nichts weiter will, als traumlos schlafen, als in die Unendlichkeit des Vergessens hinüberdämmern, wird schon in der ersten Stunde nach der Rückkehr von der brutalen Wahrheit angefallen.
    »Papi«, sagt der Kleine schluckend und tapfer. Seine Augen sind rund und groß. Ein zaghaftes Lächeln blüht auf Kinderlippen, trotzig noch, aber voller Zutrauen. Klaus blickt zerstreut in helle Kinderaugen. Sie sind nicht von mir, sie sind von ihr, das ist alles, was er empfindet. Dabei fährt er mit zäher Hand dem Kind leicht über die Haare. Dann schlägt er nach hinten, quer über die Couch, wühlt den Kopf in das einzige Kissen.
    »Geh’ schon, Kind«, sagt die Mutter, »er ist so müde ...«
    Während der Heimkehrer schläft und dabei den Weg von Berlin bis in das bayerische Dorf geht, immer und wieder, an den Gehängten vorbei und von den russischen Verfolgern gehetzt, kommen die Dorfbewohner und gratulieren Doris. Sie muß den Kopf abwenden. Sie schämt sich, daß sie weint. Nicht vor Glück, aus Enttäuschung.
    Vor Erschöpfung

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