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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Braut ... meine frühere Braut«, verbesserte sich Klaus abrupt, »ist da ...«
    Der Hauptsturmführer begriff schneller, als man es erwarten konnte.
    »Schöne Scheiße!« sagte er lakonisch.
    Von da ab verstanden sie sich schweigend. Sie hörten Stimmen im Gang und kümmerten sich nicht darum. Von Befangenheit spürten sie nichts mehr. Sie umarmten die älteste Geliebte des Soldaten: den Alkohol. Sie tranken ihn in sich hinein, bis er sie verschlang.
    Als es Klaus hundeelend war, verließ er das Zimmer und ging in den Garten.
    Kempe erinnerte sich flüchtig an den Zweck, der ihn hierher gebracht hatte. Und da er immer in vorderster Stellung zu sein pflegte, wollte er auch hier den Anfang machen. Er ging in den Unterhaltungsraum, rülpste dezent und war wieder der alte. Er 47
    stand wieder auf seinen eigenen Beinen, so wie er seine Stimme und seine Augen wieder gebrauchen konnte. Er sah sich mit sicherem Instinkt um. Nun hatten sich doch die ersten Grüppchen gebildet. Etwas abseits von ihnen hatte Lotte auf einem handgeschnitzten Stuhl Platz genommen. Sie hörte weg und wirkte dabei seltsam konzentriert.
    »Na«, begrüßte sie Kempe, »so allein?«
    »Sie?« erwiderte sie weder erfreut noch verärgert.
    »Darf ick Platz nehmen?«
    »Bitte.«
    »Wie fühlste dich denn hier?« fragte er grinsend. Lotte sah geradeaus.
    »Na, hör mal, Mädchen, ick hab' dir wat jefragt.« Immer, wenn er betrunken war, berlinerte er besonders stark.
    »Ich fühle mich auf jedem Posten wohl, auf den man mich stellt.«
    »Ach so«, entgegnete er gedehnt. Seine Augen wurden klein. Er betrachtete Lotte angestrengt, aber der Wodka verwischte ihre Züge.
    »Sei doch nicht so jeschraubt ...«
    »Was meinen Sie, Herr Hauptsturmführer?«
    »Quatsch«, antwortete er, »ick heeße Horst.«
    Sie sah ihn an. Und diesmal bemerkte sie nicht nur sein EK
    I, sondern auch sein Gesicht.
    »Na ... wie wär’s denn mit uns zween?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wie heeßt det?« fuhr er sie an.
    »Wie meinst du das?« verbesserte sich Lotte und wurde rot dabei.
    »Machst schon Fortschritte ...« Er imitierte ihren Tonfall: 48
    |»und wir sind doch hier, um unsere Pflicht zu erfüllen ...«
    »Jawohl«, entgegnete sie ernst.
    »Und wann fangen wir damit an?«
    »Zur gegebenen Zeit«, versetzte sie verbissen und verkrampft.
    »Weeste wat«, antwortete er auf den Flügeln des Schnapses,
    »ick denke, heute abend ist die Zeit gekommen ...«
    Er schob seinen Stuhl näher an Lotte heran, die ihn mit großen, starren Augen betrachtete ...
    Der Sturmbannführer konnte sich auf seinen
    Hauptsturmführer verlassen ...
    49
    4. KAPITEL

    Der Herbst machte traurig und müde. Er legte sich schwer auf die Schultern. Aus dem dunklen Zelt der Nacht lösten sich Schatten, Menschen, Schicksale. Auf dem Kies knirschten Schritte. Drinnen, im weiträumigen Haus, girrte ein Mädchenlachen auf, stieg steil in die Höhe, brach plötzlich ab. Einer suchte am Radio, hastig von Station zu Station, als sollte Musik die Mauer der Befangenheit durchbrechen, als könnte Rhythmus feuchte Hände und unstete Blicke beseitigen. Denn diese erste, für 50 junge Menschen vom Lebensborn arrangierte Begegnung war banal und borniert. Oberleutnant Klaus Steinbach ging ziellos durch den gepflegten Park, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Auf einmal blieb ein Schatten vor ihm stehen. Aus der Nacht schälte sich ein dünnes, dürftiges Lächeln.
    »Klaus ...«, sagte Doris leise. Ihre Stimme klang verloren. Ihre schmale Gestalt wirkte hilflos und rührend. Ihre Arme blieben auf halbem Wege stehen, wie von Angst gelähmt. Sie standen voreinander, reglos und fremd. Das Gesicht des jungen Offiziers war fahl, die Augen des Mädchens schimmerten .feucht. Irgendwo wurde eine Tür zugeknallt. Dann klang eine rostige Stimme laut durch den Park:
    »Kann denn Liebe Sünde sein ...?«
    Klaus’ Lippen zuckten mit, fast im gleichen Takt. Er hatte Doris sofort erkannt. Aber er sah sie nicht an. Etwas streifte ihn weich. Aber er gab dem Strom nicht nach. Er suchte nach einem befreienden Wort. Aber er fand nur bange Gedanken.
    »Klaus ...«, begann Doris zum zweitenmal, »bitte ... sag doch was ...«
    Er schwankte leicht nach vorne wie ein Baum unter einem 50
    plötzlichen Windstoß. Dann sah Doris sein Gesicht fast über ihrer Stirn, nahe auf einmal, unheimlich nah. Sie erschrak.
    »Das also ...«, quetschte er zwischen den Zähnen hervor,
    »das also ... hast du dir aufgespart ... weißt du noch ...

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