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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Provisorisch gebastelt. Namen in Tintenschrift. Gebrochene Erkennungsmarke ... Führer befiehl, wir folgen dir
    ...
    Und dann braust die Orgel, mächtig in ihrer Feierlichkeit, und feierlich in ihrer Macht, denn sie übertönt das Krepieren der Granaten, das Krachen der Bomben, die Schreie der Kinder in Polen, das Leid, die Nacht, den Nebel, die Verwirrung, den Tod ...
    Dann sind Doris und Klaus zusammen. Allein.
    170
    »Drei Tage«, sagt die junge Frau.
    »Eine Ewigkeit«, erwidert Klaus.
    »Vorher ...«, antwortet Doris leise.
    »Wo bleibt ihr denn?« ruft die Mutter.
    Sie hat ihr Kränzchen von der Frauenschaft um sich versammelt und will das junge Paar herumzeigen. Wenn ich nicht aufpasse, überlegt Klaus, dann deutet sie mit dem Zeigefinger noch auf meine goldene Frontflugspange.
    »Ich bin froh«, sagt Doris, »daß es mit uns soweit ist ...«
    »Froh?«
    »Nein, glücklich natürlich.«
    »Hast du es denn anders erwartet?«
    »Niemals ... und du?«
    »Wie kannst du nur fragen?«
    Doris tritt an das Fenster. Sie ist etwas voller geworden, es steht ihr gut, ihre Augen glänzen. Die Haut in ihrem Gesicht glüht.
    Klaus geht auf sie zu, legt den Arm um ihre Schultern, zieht sie ganz fest an sich.
    »Klaus ...«, setzt sie zögernd an, »wir werden bald nicht mehr allein ... du, ich ... wir ...«
    »Wir?« fragt er, immer noch lachend.
    »Ja«, wiederholt sie sanft, »wir werden bald nicht mehr allein sein ...«
    Im ersten Moment begreift er es nicht. Dann um so schneller, um so drängender.
    »Mein Gott, Doris ...«, sagt er.
    Das Glück ist ohne Grenzen ...
    Der Krieg hatte die Flitterwochen für Doris und Klaus auf zweiundsiebzig Stunden reduziert. Die Frist war allzu kurz. Sie 171
    reichte nur zu einer Vorahnung des Glücks. Die beiden jungen Menschen spürten, daß jede Sekunde ein Stück von der Gegenwart abbröckelte. Sie begannen, immer wieder nach der Uhr zu sehen. Sie versuchten, den Schlaf zu betrügen. Ihre Gedanken wollten sich am Abschied vorbeidrücken. Aber Klaus und Doris dachten daran, stetig und hoffnungslos, ob sie die Zärtlichkeit einhüllte, ob sie sich in die Augen sahen oder nebeneinander hergingen, ob sie allein waren oder in Gesellschaft törichte Fragen beantworten und sich für gewohnheitsmüde Glückwünsche bedanken mußten. Noch Sechsundsechzig Stunden. Noch fünfzig. Noch vierzig. Die Zeit wurde zwischen Traum und Erfüllung, Sehnsucht und Angst zerrieben.
    Einen Tag vor seiner Abfahrt traf Klaus seinen Vater allein im Arbeitszimmer. Der Direktor Hans Steinbach war alt und schmal geworden, lachte selten und sprach wenig.
    »Glücklich?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte der junge Fliegeroffizier.
    Hans Steinbach stand auf.
    »Glück ist das Teuerste, was es im Krieg gibt, nicht wahr, mein Junge?«
    Klaus nickte stumm.
    »Vater ...«, begann er umständlich, »ich habe noch eine Bitte
    ...«
    »Ja, mein Junge.«
    »Du sollst dich ... wenn ich weg bin ... um Doris kümmern
    ...«
    »Aber das ist doch selbstverständlich«, antwortete er lachend.
    »Ja ... aber in den nächsten Monaten besonders ...«
    Der Vater betrachtete ihn fragend. In seinem blassen, 172
    beinahe leblosen Gesicht wirkten die Augen unnatürlich groß
    und jung.
    »Ja, Vater ... bitte ... ich kann es dir nicht sagen, nicht jetzt, ich schreib’ es dir ...«
    »Gut«, nickte Direktor Steinbach. »Ich habe den Gästen für heute abend abgesagt. Du willst sicher mit Doris allein sein ...«
    »Ja. Und noch was, Vater ... ich war heute auf der Universität, habe mich immatrikulieren lassen. Für Jura.«
    Direktor Steinbach sah wortlos zum Fenster hinaus. Es wirkte, als ob er gar nicht zugehört hätte. Dann drehte er sich langsam um.
    »Ich denke, du bist aktiver Offizier?« fragte er ruhig.
    »Ich will es nicht bleiben.«
    »Warum?«
    »Das ist kein Beruf. Ich will nicht lebenslänglich ein Funktionär der Vernichtung sein ... töten und töten lassen ... ich sehe das heute ganz anders. Wenn der Krieg aus ist, dann will ich mit dieser Uniform nichts mehr zu tun haben.«
    »Das ist endgültig?« unterbrach ihn Hans Steinbach.
    »Ja. Ich will einen Beruf haben, der mich ausfüllt, befriedigt, in dem ich etwas bin, ich – und nicht meine Schulterstücke ... Vater ...«, fuhr er dann zaghaft fort, »hast du niemals ... ich meine, an der Bewegung ... gezweifelt?«
    »Gezweifelt?« schnaubte der Vater verächtlich. Er ging auf seinen Sohn zu, legte die Hand auf seine Schulter. »Für mich ist Hitler schon lange tot, schon von

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