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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Die Einsatzgruppe mußte aufholen. Ein blondes Mädchen im himmelblauen Kleid lief quer über die Straße. Ein MG ging in Stellung, nahm es ins Visier.
    »Nicht das Kind!« schrie der Sturmbannführer. Der Schütze nickte. Ein anderer hastete dem kleinen Mädchen nach und brachte es Westroff-Meyer wie ein apportierender Hund.
    »Gut, der Mann«, lobte der Funktionär des Lebensborns. Auf dem Dorfplatz rasselten die MG’s.
    »Mama ... Mama ...«, wimmerte das Mädchen.
    »Wo?« fragte der Sturmbannführer. Er nahm das zitternde, weinende Kind auf den Arm.
    Es zog den Kopf zurück. Dann streckte es das Händchen aus, wies auf den Dorfplatz.
    Westroff-Meyer nickte. Er gab dem Schützen ein Zeichen. Ein junger SS-Soldat lag mitten auf dem Platz und wechselte den Lauf des Maschinengewehrs. Die Frauen konnten warten
    ...
    »Wo, Mama?« wiederholte der Sturmbannführer seine Frage, betrachtete das Kind voll, lächelte überrascht. Die Ähnlichkeit, schoß es ihm durch den Kopf! Die gleiche hohe Stirn, der knappe Mund, der nämliche Trotz. Doris Korff, durchzuckte es ihn. Er grinste breit ... Du wirst eine bessere Doris, sagte er sich. Mit dir werde ich keinen Ärger haben. Du bleibst von Anfang an unter meiner Obhut. Du entwickelst dich 165
    nach unserem Programm. Er fuhr dem Kind mit der Hand über den Blondschopf. Es schrie, als ob es mißhandelt würde. Das Feuer wurde automatisch eingestellt, als der Einsatzleiter auf den Dorfplatz zuging. Einen halben Schritt hinter ihm Westroff-Meyer. Er hob die Füße so hoch an, als ob er über Leichen ginge. So kamen sie an die Gruppe der Frauen heran, die sich in ihrer Todesangst aneinanderklammerten. In der vorderen Reihe fiel eine von ihnen auf die Knie, streckte bettelnd beide Arme nach dem Kind aus.
    »Das Mama?« fragte Westroff-Meyer und deutete auf die Flehende, die noch 15 Meter von ihm entfernt war. Das Mädchen wollte sich losmachen, weinte haltlos. Sein Arm reckte sich der Mutter entgegen. Die kleine Hand krampfte sich zusammen. Der Sturmbannführer betrachtete die Frau. Sie war groß und schlank, rotblond und schön. Dann schob sich sein Unterkiefer nach vorne. Sie war gezeichnet. Mit dem Judenstern.
    »Mist, verdammter!« fluchte er.
    Der ganze Rasse-Günther stand auf einmal Kopf. Der Standartenführer neben ihm bog sich vor Lachen. Da ließ Westroff-Meyer das kleine Kind zu Boden fallen wie eine heiße Kartoffel. »Los, lauf!« schnauzte er. Erlöst, erleichtert, entronnen lief das Mädchen im himmelblauen Kleid los, der Mutter entgegen.
    Der Standartenführer spuckte aus. Der junge Schütze hinter dem MG setzte die Feldflasche ab, schob sich den Stahlhelm ins Genick und zielte.
    Das Kind rannte in die Garbe wie in einen Stacheldrahtzaun. Die Mutter sah es mit brechendem Auge. Sie streckte die Hand aus wie, das Kind. Die Hände wiesen aufeinander. Zwischen ihnen lagen vier Meter, die der Tod nicht mehr überbrücken konnte.
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    »Schade«, sagte Westroff-Meyer bitter zu dem
    Standartenführer.
    »Wenn Sie noch Kinder aussuchen wollen, machen Sie fix«, drängte der Einsatzleiter.
    »Ich ... heute kann ich nicht mehr«, entgegnete der Sturmbannführer.
    Er drehte sich um. Er wollte das tote Kind nicht mehr sehen. Nicht die Mutter. Nicht die anderen. Er wollte nichts mehr hören. Seine Gedanken trommelten. Immer das gleiche: Der Führer liebt Kinder ... tobte es in seinem Körper. Der Führer liebt Kinder ...
    In diesem sinnlosen Rhythmus schüttelte ihn der Weinkrampf. Es wurde selbst ihm übel. Er lehnte sich schwer mit beiden Händen gegen eine Hausmauer, richtete sich mit rotem, aufgedunsen ’nem Gesicht wieder auf.
    »Geht den meisten so am Anfang«, kommentierte der Standartenführer, »aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran ... Der Führer weiß, was er will. Während unsere Männer verbluten, können wir hier nicht zusehen, wie die negative Gegenauslese aufwächst.«
    »Ja«, antwortete Westroff-Meyer.
    »Wir fahren in das nächste Dorf ...«
    Bevor der Einsatzleiter in den Schützenpanzerwagen einstieg, drehte er sich noch einmal um. Er holte weit mit der Hand aus. Seine glanzlosen Fischaugen blieben an den Gräbern hängen, die die noch lebenden Dorfbewohner für die ermordeten aushoben.
    »Ja«, sagte er überzeugt, »so groß ist der
    Nationalsozialismus ...«
    Westroff-Meyer hörte es nicht. Bei der Aktion in der nächsten Ortschaft war sein Magen leer wie sein Kopf. Aber er war wieder dabei ...
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    11. KAPITEL

    Zwei Monate später, kurz vor der

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