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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Oberstleutnant nicht mehr leben wollte, weil er nicht mehr kämpfen konnte für das, was im Namen Deutschlands geschah ...
    Die Treibjagd in Polen ging weiter. Die Perversion blies Halali. Das blonde Kind wurde zum Wild, das
    ›Reichskommissariat zur Festigung deutschen Volkstums‹ zum Jäger, die Polizei zum Hetzer, das Leid zur Strecke, der Lebensborn zum Nutznießer ...
    Sturmbannführer Westroff-Meyer arbeitete mit allen Mitteln. Am liebsten waren ihm Kinder aus den Waisenhäusern. Da gab 162
    es noch am wenigsten Scherereien. Dann gelang es ihm mitunter, Eltern unter trügerischem Vorwand zur ›freiwilligen‹
    Auslieferung ihrer Kinder zu überreden. Wenn aber die lügenhaften Versprechungen nicht ausreichten, griff er wahllos zu anderen Methoden: vom Stiefelabsatz zum Kolbenstoß, von der Verhaftung zur Maschinenpistole. Und seinen Weg säumten endlose Kolonnen schreiender Kinder und weinender Mütter. Die Beute, kleine, hilflose, verlassene Kinder, deren Verhängnis es war, daß sie blaue Augen, helle Haare und eine bestimmte Kopfform hatten, wurde in Barackenlagern wie in Krals zusammengetrieben.
    Das Weiße im Auge des Sturmbannführers wurde gelb und durchsetzte sich mit roten Fäden. Sein Blick flatterte tief aus schwarzen Höhlen. Seine Hände begannen zu zittern. Zuerst bekämpfte Westroff-Meyer das Blut mit Schnaps. Dann sah er im Schnaps nur noch Blut. Für die braune Mordtheorie war er von vornherein nicht unbegabt, in der Praxis aber noch ungeübt.
    So ging er beim Leiter der Einsatzgruppe in die Schule des Grauens. Er gewöhnte sich daran, Menschen zu jagen wie Fliegen. Er stand neben den ratternden MG’s. Er stellte sich hinter die blutjungen, fahlen SS-Soldaten, die Greise und Kinder zuerst die eigenen Gräber schaufeln ließen. Er lernte abzuschätzen, wie viele Tote auf einem Haufen lagen und wieviel Benzin man braucht, um sie zu verbrennen. Sein Auge, sein Herz, seine Hand, sein Magen wurden mit der Zeit eins mit dem Massenmord. Nur seine Nase wehrte sich noch gegen den Geruch der Verwesung ...
    Heute stand Westroff-Meyer an einer riesigen Wandkarte neben dem Standartenführer. Der Tod hatte sie in Planquadrate zerlegt, der Mord in Bezirke eingeteilt. Der Leiter der Einsatzgruppe zeigte mit dem Bleistift auf einen Ort.
    »Da arbeiten wir heute«, sagte er gleichgültig,
    »Teilliquidation ... 500 nur.« Er wippte auf den Stiefelspitzen. 163
    »Kommen Sie mit?« Er grinste. »Vielleicht ist etwas für Sie dabei ...«
    So zogen sie los. Voraus die Treiber. In Autos. Dann das Erschießungskommando. In Marschkolonne. Bewaffnet bis an die Zähne. Die Männer rauchten und sangen. Auf Befehl. Aus Gewöhnung. Dienst war Dienst. Und Norm blieb Norm. Die Waschlappen und Feiglinge hatte man aussortiert. Zu ihnen gehörten alle, die es nicht fertigbrachten, Kinder, Frauen, Greise und wehrlose Männer wahllos zusammenzuschießen. Hinter der Marschkolonne fuhr der Standartenführer. In einem Schützenpanzerwagen. Neben ihm kauerte der Sturmbannführer. Als Funktionär des Lebensborns konnte er jetzt voll aus der Quelle des Todes schöpfen.
    »Links, zwei, drei, vier ... ein Lied!«
    Sie sangen durcheinander. Verschiedene Lieder. Zu gleichem Tritt. In ihren Feldflaschen gluckerte die Flüssigkeit: halb Kognak, halb Kaffee.
    Die Panik tobte im Dorf. Aus zwei Scheunen prasselten die Flammen. Schüsse peitschten durch die Straßen. Bewährte
    ›Soldaten‹ lachten. Frauen, Männer und Kinder hasteten durcheinander, warfen sich zu Boden, hoben die Hände, baten um Gnade. Die Maschinenpistolen stoppten die Geste. Man griff sie wahllos. Wer jetzt neben der Kirche stand, konnte in Minuten ebensogut wohlbehalten zu Hause sein wie erschossen im Reihengrab liegen.
    Westroff-Meyer stieg aus und zündete sich eine Zigarette an. Er folgte den Rollkommandos wie einem Pflug, immer auf etwas Abstand bedacht.
    »Das klappt wie am Schnürchen«, sagte der
    Standartenführer. »Wir werden fertig mit der Bande ...«
    »War hier ... etwas Besonderes los?« fragte der Sturmbannführer mit heiserer Stimme.
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    »Was soll los sein?« antwortete der Einsatzleiter. »Wir haben unser Programm ...« Er ratterte herunter: »Ausrottung mißliebiger Elemente ... Vernichtung subversiver Personen ... Zerschlagung der Intelligenz ... Endlösung der Judenfrage!«
    »Hier?« fragte Westroff-Meyer tonlos.
    »Hier und anderswo!« fuhr ihn der Standartenführer an. Im Nachbarabschnitt war im Vormonat ein besseres Ergebnis erzielt worden.

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