Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
...«, meinte Swetlana nachdenklich. »Die Durchführung des Rituals, das im Fuaran beschrieben wird, dürfte kaum viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Zauberin hat schließlich noch eine große Zahl ihrer Dienstboten in Andere verwandelt, als sie angegriffen wurde. Für den Mörder wäre es viel leichter gewesen, das Buch zu benutzen und ein Großer zu werden ... der Allergrößte. Dann könnte er sich entweder auf einen Kampf mit uns einlassen oder das Fuaran vernichten und untertauchen. Wenn er nämlich stärker als wir geworden wäre, könnten wir ihn einfach niemals enttarnen.«
    »Vielleicht ist er jetzt bereits stärker als wir«, bemerkte ich. »Wo Geser schon die Sprache auf die Initiierung von Nadja gebracht hat...«
    Swetlana nickte. »Keine sehr verlockende Perspektive. Ob Edgar selbst vielleicht das Fuaran benutzt hat? Und jetzt diese Komödie aufzieht und so tut, als suche er den Täter. Sein Verhältnis zu Viteszlav war ausgesprochen kompliziert, Edgar ist sehr verschlossen... und jetzt wollte er eben der stärkste Andere weltweit werden...«
    »Wozu brauchte er dann das Buch?«, konterte ich. »Er hätte es vor Ort lassen können, und Schluss! Wir hätten nicht mal mitgekriegt, dass Viteszlav ermordet worden ist. Sondern alles den Verteidigungszaubern zugeschrieben, die der Vampir nicht beachtet hat.«
    »Du bringst mich auf einen Gedanken«, meinte Swetlana. »Der Mörder hat offensichtlich nicht die Kraft gebraucht. Oder nicht nur die Kraft. Er braucht auch das Buch.«

    Plötzlich fiel mir Semjon ein. »Es muss jemanden geben, den der Mörder zum Anderen machen will!«, sagte ich. »Er hat gewusst, dass man ihm nicht erlauben würde, das Buch zu benutzen. Deshalb hat er Viteszlav umgebracht ... Im Moment spielt keine Rolle, wie. Er hat das Ritual vollzogen und ist zu einem sehr starken Anderen geworden. Dann hat er das Buch versteckt ... irgendwo hier, auf dem Bahnhof. Und jetzt hofft er, es rauszubringen.«
    Swetlana streckte die Hand nach mir aus, und wir drückten uns über den Tisch hinweg triumphierend die Hände.
    »Nur, wie bringt er es raus?«, hakte Swetlana nach. »Hier und jetzt sind die beiden stärksten Magier Moskaus vor Ort...« »Drei«, korrigierte ich sie.
    Swetlana runzelte die Stirn. »Dann sogar vier«, entgegnete sie. »Kostja ist immerhin ein Hoher...«
    »Ein Rotzbengel ist er, wenn auch ein Hoher ...«, murmelte ich. Irgendwie wollte mir nicht in den Kopf, dass der Junge innerhalb weniger Jahre ein Dutzend Menschen umgebracht hatte.
    Noch widerwärtiger war, dass wir ihm dafür die Lizenz erteilt hatten.
    Swetlana wusste, woran ich dachte. Sie streichelte meine Hand. »Nimm's nicht so schwer«, sagte sie leise. »Er kann nicht gegen seine Natur handeln. Was hättest du tun sollen? Ihn ermorden?« Ich nickte. Natürlich hätte ich das niemals fertig gebracht. Aber das wollte ich nicht einmal mir selbst eingestehen.
    Leise ging die Tür auf, und Geser, Sebulon, Edgar und Kostja kamen herein. Und Olga. Angesichts der Tatsache, dass sie alle lebhaft miteinander diskutierten, musste Olga schon im Bilde sein.
    »Edgar hat erlaubt, Reserveleute hinzuzuziehen...«, sagte Swetlana leise. »Die Sache sieht nicht gut aus.«
    Die Magier kamen an unseren Tisch. Mir fiel auf, wie alle rasch den Blick über den »Kompass« gleiten ließen. Kostja ging zum Tresen und bestellte ein Glas Rotwein. Die Frau dahinter lächelte ihn an. Ob er seinen vampirischen Charme spielen ließ oder ob er ihr einfach gefiel? Ach, Frau ... du solltest diesen Jungen nicht anlächeln, der sonst was bei dir hervorruft: Mutterinstinkte oder durch und durch weibliche Gefühle. Denn dieser Junge kann dich so küssen, dass dir das Lächeln für ewig auf dem Gesicht gefriert...
    »Kostja und die Inquisitoren haben alle Schließfächer durchsucht«, sagte Geser. »Nichts.«
    »Wir haben den ganzen Bahnhof durchgekämmt«, berichtete Sebulon mit freundlichem Lachen. »Sechs Andere, die ganz klar nichts mit der Sache zu tun haben.«
    »Und ein nicht initiiertes Mädchen ...«, fügte Olga hinzu, das Lächeln erwidernd. »Ja, ja, das habe ich bemerkt. Um sie werden wir uns später noch kümmern.«
    Sebulon lächelte noch breiter - ich musste im Cafe des Lächelns gelandet sein. »Tut mir leid, Große, aber um sie kümmert man sich gerade.«
    In einer normalen Situation wäre das Gespräch an diesem Punkt erst richtig losgegangen!
    »Es reicht, Ihr Großen!«, brüllte Edgar. »Es geht hier nicht um eine potenzielle Andere.

Weitere Kostenlose Bücher