3 - Wächter des Zwielichts
Herren.« Edgar sprang auf. Sah auf die Nadel, folgte der Richtung mit dem Blick - und stieß auf die Wand. »Zu den Zügen«, verkündete er voller Überzeugung.
Drei
Eine typische Bahnhofsszene: Über die Bahnsteige hastete eine Hand voll Menschen, die versuchten herauszukriegen, von wo ihr Zug abfährt - wenn er nicht schon längst abgefahren war. Aus irgendeinem Grund übernahmen die Rolle der Zuspätkommenden am häufigsten entweder als Shuttles arbeitende Frauen, die mit gestreiften Plastiktaschen beladen waren, oder - das absolute Gegenteil von ihnen - intelligente Menschen, die lediglich einen Aktenkoffer von Samsonite und ein ledernes Handtäschchen bei sich trugen.
Wir gehörten zu einer exotischen Unterart der zweiten Kategorie: Gepäck hatten wir überhaupt nicht, äußerlich wirkten wir in erster Linie seltsam, dabei aber respekteinflößend.
Auf dem Bahnsteig fing die Nadel wieder an, sich zu drehen: Wir näherten uns dem Buch.
»Er versucht abzuhauen«, verkündete Sebulon triumphierend. »Also... klären wir als Erstes, welche Züge abfahren...«
Der Blick des Dunklen verschleierte sich, als er in die Zukunft sah, um festzustellen, welcher Zug als nächster abfahren würde.
Ich studierte die Informationstafel, die hinter mir hing. »Jetzt fährt der Zug Moskau - Almaty ab. In fünf Minuten. Von Gleis 2.«
Sebulon kehrte aus seinen seherischen Gefilden zurück. »Ein Zug nach Kasachstan von Gleis 2«, teilte er uns mit. »In fünf Minuten.«
Er machte eine sehr zufriedene Miene. Kostja schnaubte kaum hörbar.
Geser starrte demonstrativ auf die Tafel. »Ja, du hast Recht, Sebulon ...«, sagte er. »Der nächste geht dann erst in einer halben Stunde.«
»Halten wir den Zug auf und durchkämmen alle Abteile«, schlug Edgar schnell vor. »Ja?«
»Sind deine Jungs imstande, den Anderen zu finden?«, fragte Geser. »Wenn er sich maskiert? Wenn er ein Magier außerhalb jeder Kategorie ist?«
Von einer Sekunde zur nächsten fiel Edgar in sich zusammen. Er schüttelte den Kopf.
»Siehst du«, meinte Geser nickend. »Das Buch ist im Bahnhof gewesen. Er ist im Bahnhof gewesen. Doch wir haben weder das Fuaran noch den Täter aufspüren können. Woher nimmst du die Gewissheit, dass es im Zug leichter wäre?«
»Wenn er im Zug ist, wäre es am einfachsten, den Zug in die Luft zu sprengen«, bemerkte Sebulon. »Dann hätten unsere Probleme ein Ende.« Stille senke sich herab. Geser schüttelte den Kopf.
»Mir ist klar, dass das eine unangenehme Entscheidung ist«, meinte Sebulon. »Mir gefällt sie ja auch nicht. Weshalb sollten wir einfach so Tausende von Menschenleben auslöschen ... Aber haben wir denn eine Wahl?« »Was schlägst du vor, Großer?«, fragte Edgar.
»Wenn ...« Sebulon betonte dieses Wort ausdrücklich. »... das Fuaran tatsächlich im Zug ist, müssen wir einen Moment abpassen, in dem der Zug durch eine unbewohnte Gegend fährt. Die kasachische Steppe böte sich an. Alles Weitere würde dann ... entsprechend den Plänen ablaufen, die die Inquisition für solche Fällen bereithält.« Edgar schüttelte nervös den Kopf. Wie immer, wenn er sich aufregte, schlug ein leichter baltischer Akzent bei ihm durch. »Das ist kein guter Plan, Großer. Außerdem kann ich ihn nicht allein bewilligen, den müsste das Tribunal sanktionieren.«
Sebulon zuckte mit den Achseln und brachte durch sein ganzes Gebaren zum Ausdruck: Er wollte ja bloß einen Vorschlag machen.
»Auf alle Fälle müssen wir uns überzeugen, dass das Buch im Zug ist«, meinte Geser. »Ich schlage vor...« Er schaute zu mir hinüber und deutete ein Nicken an. »Ich schlage vor, Anton von der Nachtwache, Konstantin von der Tagwache und jemanden von der Inquisition in den Zug zu setzen. Damit sie ihn überprüfen. Eine große Gruppe ist dafür nicht nötig. Wir ... wir würden morgen früh dazustoßen. Und dann entscheiden, was wir weiter unternehmen.«
»Fahr, Kostja«, sagte Sebulon zärtlich und klopfte dem jungen Vampir auf die Schulter. »Geser hat Recht. Das ist eine gute Gruppe, ihr habt einen langen Weg vor euch, eine interessante Sache - das wird dir gefallen.« Der amüsierte Blick in meine Richtung fiel kaum auf.
»Das... gibt uns Zeit«, stimmte Edgar dem Vorschlag zu. »Ich werde selbst mitfahren. Und meine Leute nehme ich ebenfalls mit. Alle.«
»Es bleibt noch eine Minute«, sagte Olga leise. »Wenn ihr das tun wollt, müsst ihr jetzt los.«
Edgar winkte seinen Trupp heran, und wir rannten zum Zug. Am
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